Corinna Simmank aus Bad Zurzach ist nach Waldshut gekommen, um dort zum Zahnarzt zu gehen. Jetzt ist sie wieder auf der Heimreise in die Schweiz. Normalerweise nutzt sie dafür die S-Bahn vom Bahnhof Waldshut – die Linie 36 in Richtung Bülach. Aber weil seit April 2023 die Asbest-Sanierung der historischen Bahnbrücke über den Rhein erfolgt, kann sie seitdem erst auf der anderen Rheinseite in die S 36 einsteigen, im aargauischen Koblenz. Ganz schweizerisch fährt seitdem das „Posti“, wie der Postbus in der Schweiz liebevoll heißt, vom Waldshuter Busbahnhof in Richtung Koblenz und überbrückt so die grenzüberschreitende Schienenlücke auf der Straße.
Die Busse pendeln zwischen Waldshut und Koblenz zu den Hauptverkehrszeiten sowie zusätzlich am Samstag zwischen 9 und 16 Uhr sogar im 15-Minuten-Takt, sonst alle halbe Stunde. Zehn Minuten dauert die Fahrt über die Grenze, wenn alles gutgeht und es keinen Stau gibt. Wer in Waldshut noch kein Ticket hat, kann es am SBB-Automat auf dem Bahnsteig von Gleis 5 lösen. Aber mich lässt der Chauffeur, wie der Busfahrer in der Schweiz heißt, kulanterweise auch ohne mitfahren. Denn im Bus werden keine Billete verkauft.

Und kaum jemand sonst im „Posti“ muss Ausschau nach dem Fahrkartenautomaten halten. Denn praktisch alle hier haben ein Abo des aargauischen Tarifverbunds A-Welle, auch Corinna Simmank. Sie sagt: „Bisher hat, wenn ich mitgefahren bin, der Bus am Zoll zwischen Waldshut und Koblenz noch nie im Stau gestanden.“ Und auch die Abstimmung zwischen Ersatzbus und S-Bahn-Abfahrt in Koblenz funktioniere hervorragend.
Hoffen auf den 14. Dezember
Aber dennoch: „Ich denke, ich spreche für alle hier im Bus, wenn ich sage: Hoffentlich bleibt es beim 14. Dezember.“ Zu diesem Stichtag, also zum Fahrplanwechsel Ende 2025, soll das schon mehrfach angekündigte, dann aber immer wieder verschobene Ende für den Schienenersatzverkehr zwischen Waldshut und Koblenz nun definitiv kommen, nachdem sich die Brückensanierung entsprechend in die Länge zieht. Danach sollen die Züge wieder fahren, die für die Strecke Waldshut-Koblenz und retour nur je etwa sechs Minuten brauchen, also nur fast halb so lange wie der Bus.
Zumindest spricht Simmank im Namen von Dominik Flum aus Weilheim. Der arbeitet in Turgi im Kanton Aargau. Um zum Job zu kommen, nimmt er normalerweise von Weilheim das Auto, parkt es am Bahnhof Waldshut, um dort in den Zug umzusteigen. Aber auch er ist jetzt aufs „Posti“ angewiesen und zieht trotz allem eine positive Bilanz: „Der Ersatzverkehr ist super organisiert und funktioniert tadellos“, sagt er. Trotz mancher Staus am Zoll habe er bisher noch keine S-Bahn in Koblenz verpasst. Dort steigt er jetzt neuerdings auch mal in die Linie S 19 ein. Diese fährt von Koblenz nach Zürich Hauptbahnhof und macht ebenfalls in Turgi Halt. Normalerweise nimmt er die S 19 nicht, denn in der S 27 kann er ja von Waldshut bis Turgi durchfahren, ohne umzusteigen.

Eine Frau aus Waldshut klinkt sich ins Gespräch ein. Sie erzählt, dass sie in den frühen Morgenstunden einmal 40 Minuten im Postauto sitzen musste, um darin nach Koblenz zu fahren. Sie sagt: „Alle hier sind froh, wenn der Busverkehr demnächst enden wird. Hoffentlich bleibt es dabei und der Termin wird nicht nochmals nach hinten verschoben“, sagt sie – und Dominik Flum nickt dazu.