In der Bad Säckinger Rheinbrückstraße haben diese Woche die Arbeiten für den Anschluss der historischen Innenstadt an das Fernwärmenetz begonnen. Im Auftrag der Stadtwerke wird die beliebte Wohn- und Geschäftsstraße in der Altstadt durch ein Tiefbauunternehmen aufgerissen. Verlegt wird nicht nur das Fernwärmenetz, auch die Leitungen für Gas, Wasser und Strom werden erneuert. Bei Anwohnern und Geschäftsleuten ist Geduld erforderlich, denn die Arbeiten dauern in mehreren Bauabschnitten bis Ende 2026. Die Arbeiten dauern auch deshalb so lange, weil sie im Interesse der Geschäftsinhaber zwischen April und Herbst ruhen.

„Den richtigen Zeitpunkt für eine solche Baumaßnahme gibt es für die Anlieger nie“

„Die Begeisterung bei den betroffenen Geschäftsleuten hielt sich natürlich in Grenzen, aber die alten Leitungen müssen zeitnah erneuert werden. Es kam dort durch Schäden in der Vergangenheit immer wieder zu Rohrbrüchen und Gasverlusten“, erklärt Björn Berger, als Teamleiter verantwortlich für die strategische Entwicklung der Anlagen und Netze der Stadtwerke Bad Säckingen. „Den richtigen Zeitpunkt für eine solche Baumaßnahme gibt es für die Anlieger nie, aber wir kommen um das Projekt nicht herum“, ergänzt er.

Vorgegeben sei der Ausbau der Fernwärme durch die kommunale Wärmeplanung der Stadt. Einen besonderen Vorteil böten hierbei neben dem bereits seit Mitte der 1970er Jahre Schritt für Schritt voran getriebenen Ausbau eines Fernwärmenetzes die sehr guten Möglichkeiten zum Einsatz lokaler erneuerbarer Energien, so Berger. Aktuell könne das Fernwärmenetz zu rund 50 Prozent mit Biomethan betrieben werden, der Rest sei konventionelles Erdgas. „Im Lauf der Jahre wird sich das Verhältnis jedoch immer mehr zur erneuerbaren Energie hin verschieben – etwa durch die Nutzung industrieller Abwärme der Firma Alunova“, erläutert Berger.

Björn Berger und Giuseppe Cefola (v.l.) zeichnen bei den Stadtwerken Bad Säckingen verantwortlich für die Baumaßnahme in der ...
Björn Berger und Giuseppe Cefola (v.l.) zeichnen bei den Stadtwerken Bad Säckingen verantwortlich für die Baumaßnahme in der historischen Altstadt. | Bild: Alexander Jaser

Die Entscheidung für den Beginn des Bauvorhabens in der Altstadt sei schon vor rund einem Jahr gefallen, im vergangenen Frühjahr dann die Gespräche mit den Anliegern und Geschäftsinhaber geführt worden, ehe die Baumaßnahme anschließend Schritt für Schritt vorbereitet worden sei. „Bis vor wenigen Wochen hatten die Eigentümer der betroffenen Gebäude dann Zeit, sich für einen von uns vertraglich angebotenen Netzanschluss zu entscheiden, sodass nun auch die entsprechenden Leitungen für die Hausanschlüsse gelegt werden können“, führt Berger weiter aus.

Den konkreten Entschluss für den Bezug von Fernwärme könne der Anlieger aber auch noch in Jahren treffen, „hierfür gibt es keine zeitliche Begrenzung. Dies zeigt, dass die Arbeiten vor allem im Interesse der Anlieger selbst erfolgen, denn wir wollen für diese eine zuverlässige Energieversorgung sicherstellen“, ergänzt der Teamleiter der Stadtwerke.

Archäologische Funde könnten die Arbeiten verzögern

Für Giuseppe Cefola, bei den Stadtwerken Bad Säckingen unmittelbar für die Bauarbeiten vor Ort verantwortlich, handelt es sich bei den Bauarbeiten um kein ungewöhnliches Projekt. „Dennoch ist die Innenstadt ein besonderes Gebiet, da wir aus der Vergangenheit wissen, dass es dort archäologische Funde geben kann. Ansonsten haben wir in der Vergangenheit bei solchen Arbeiten schon sehr viel Erfahrung gesammelt“, erläutert er.

Bis in die Dunkelheit hinein werden die Arbeiten für die Verlegung des neuen Leitungssystems in der Bad Säckinger Altstadt vorangetrieben.
Bis in die Dunkelheit hinein werden die Arbeiten für die Verlegung des neuen Leitungssystems in der Bad Säckinger Altstadt vorangetrieben. | Bild: Alexander Jaser

Sollte es tatsächlich zu historischen Funden kommen, haben die Stadtwerke mit der Grabungsfirma ArcheoTask aus Engen Spezialisten mit der Begleitung des Projektes beauftragt. „Archäologen dieses Unternehmens kommen sporadisch zur Baustelle oder werden von uns im Falle eines Fundes hinzugezogen. Dann könnte es auch sein, dass die Bauarbeiten bis zur fachgerechten Dokumentation des Fundes unterbrochen werden müssten“, erläutert Cefola.

Gerade im Bereich des Denkmalschutzes ist nach Auskunft von Luisa Abend, Leiterin des Fachbereichs für Baurecht und Bauverwaltung, die Stadtverwaltung unmittelbar eingebunden: „Als Verfahrensführerin wurde für diese Baumaßnahme von der Stadt als unterer Denkmalschutzbehörde zunächst das Landesdenkmalamt im Regierungspräsidium Freiburg angehört. Für die Maßnahme konnte dann 2024 eine denkmalschutzrechtliche Genehmigung erteilt werden. Im Fortgang arbeiten wir bei diesem Projekt eng mit den Stadtwerken Bad Säckingen zusammen.“

Die Innenstadt soll barrierefrei werden

Eine Besonderheit, so Cerfola, werde es auf jeden Fall zum Abschluss der Arbeiten geben – bei der neuen Pflasterung der Rheinbrückstraße komme im Auftrag der Stadt auf einem 1,50 Meter breiten Korridor ein spezieller Pflasterstein zum Einsatz, „um den barrierefreien Zugang zur Altstadt etwa für Rollstuhlfahrer oder Passanten mit einem Rollator zu gewährleisten.“

Wie es mit dem weiteren Ausbau des Fernwärmenetzes in Bad Säckingen nach dem Abschluss der Arbeiten in der Innenstadt weitergehe, werde bei den Stadtwerken laut Berger bereits intensiv geplant: „Aufgrund unseres Transformationsplanes für die nächsten Jahre können wir dann ab dem Sommer 2025 wohl sagen, wie die Pläne für die nächsten vier Jahre aussehen“, erklärt Berger.

Was sagen die Geschäftsinhaber zur Baustelle?

Die Stimmungslage in den Geschäften unmittelbar nach Beginn der Arbeiten beleuchten die Stellungnahmen einiger Mitarbeiter und Inhaber unmittelbar betroffener Geschäfte in der Rheinbrückstraße. So erklärt Martina Baumgartner, Mitarbeiterin des Modehauses Heike Rieck: „Der Lärm und der Geruch waren in den ersten Tagen störend, da man sich auch mit den Kunden nicht unterhalten konnte“, doch „wenn die Kunden etwas brauchen, dann kommen sie auch“, ergänzt ihre Kollegin Gjulten Skainovska.

Martina Baumgartner und Gjulten Skainovska (v.l.), Mitarbeiterinnen des Modehauses Heike Rieck in der Bad Säckinger Innenstadt, ...
Martina Baumgartner und Gjulten Skainovska (v.l.), Mitarbeiterinnen des Modehauses Heike Rieck in der Bad Säckinger Innenstadt, empfinden den Lärm und auch den von der dortigen Baustelle ausgehenden Geruch als störend. | Bild: Alexander Jaser

Guter Dinge ist auch die Mitarbeiterin der Tchibo-Filiale Christine Muji: „Der Januar ist ohnehin immer etwas ruhiger mit Kundschaft, aber es ist verständlicherweise laut. Der Saugbagger ist dafür schneller und damit wird die Straße auch wieder schneller frei.“ Auch Adolf Helmut Müller, Inhaber der Ruheinsel, hält die Bauarbeiten „im Moment für nicht so dramatisch, auch wenn es laut ist. Schlimmer ist für mich die Herabsetzung der Freigrenze für die Schweizer auf 150 Franken. Vor allem für die Kundschaft von weiter her, etwa aus Luzern, lohnt sich eine Fahrt nach Bad Säckingen nun nicht mehr.“

Adolf Helmut Müller von der Ruheinsel in der Bad Säckingen Innenstadt sieht sein Geschäft eher von der Herabsetzung der Freigrenze für ...
Adolf Helmut Müller von der Ruheinsel in der Bad Säckingen Innenstadt sieht sein Geschäft eher von der Herabsetzung der Freigrenze für die Schweizer Kundschaft auf 150 Franken belastet, nicht durch die Baustelle in der Altstadt. | Bild: Alexander Jaser

Ins Exil ging wegen der Bauarbeiten hingegen die Buchhandlung Schwarz auf Weiss. Wegen Staub und Lärm zog sie provisorisch von der Rheinbrückstraße in die Räume der gleichnamigen Schreibwarenabteilung an die Steinbrückstraße um.