Claudia Renk

Für eines der Künstlerteams beim dritten Schwarzwälder Schneeskulpturenfestival in Bernau bedeutet der Besuch in Deutschland noch einiges mehr als künstlerische Arbeit und Begegnungen mit anderen Schneekünstlern. Peter Hermann ist vor 40 Jahren aus Vöhrenbach in die USA ausgewandert und nutzt nun schon zum zweiten Mal die Gelegenheit, seine Familie, die in Eisenbach wohnt, zu treffen. Und auch sein Partner Douglas Scherrinsky wird nach getaner Arbeit noch Verwandte in Deutschland treffen, die er vor kurzem über das Internet gefunden hat.

„Ich bin vor 40 Jahren mit 21 nach Amerika gegangen“, erzählt Peter Hermann am Rande der Eröffnung des Schneeskulpturenfestivals. Damals habe es noch eine Wehrpflicht in Deutschland gegeben, als Alternative konnte Zivildienst geleistet werden. Und den absolvierte Herman über die „Aktion Sühnezeichen“ in einer kleinen evangelischen Kirchengemeinde in Chicago. „Und dann bin ich geblieben“, sagt er.

Inzwischen lebe er „ein bissle außerhalb von Chicago“. Dort, so erzählt Hermann weiter, steht, sobald Schnee liegt, immer irgendeine weiße Gestalt in seinem Garten. Manchmal, wenn es kalt sei, aber kein Schnee liege, stelle er auch seine kleine Schneemaschine an, um Figuren gestalten zu können. In den USA gibt es viele Möglichkeiten, sich auszutoben.

In den Staaten, in denen Schnee fällt, gibt es regelmäßig Meisterschaften, und auch internationale Wettbewerbe finden statt. Auf das Bernauer Schneeskulpturenfestival hat seine Familie Peter Hermann aufmerksam gemacht. Und gleich bei seiner ersten Bewerbung für 2018 wurde er angenommen. Nun ist er zum zweiten Mal hier und genießt die Möglichkeit, die Arbeit im Schnee mit einem Familientreffen zu verbinden.

"Drachenbaby"-Entwurf von Peter Hermann und Douglas Scherrinsky aus den USA.
"Drachenbaby"-Entwurf von Peter Hermann und Douglas Scherrinsky aus den USA. | Bild: Touristinformation St. Blasien

Etwas später ist plötzlich Aufregung am Eingang des Festzeltes bei der Open-Air-Galerie: Peter Hermanns Eltern sind aus Bubenbach gekommen und haben sich trotz Regen und glattem Boden vom Parkplatz auf den Weg bergauf gemacht, um ihren Sohn zu begrüßen.

Auch für Douglas Scherrinsky ist das Festival mehr als eine Kunstveranstaltung. Er ist das erste Mal in Bernau dabei, hat aber schon an anderen internationalen Schneeskulpturenveranstaltungen teilgenommen. Scherrinsky hat deutsche Wurzeln, so erzählt er, seine Familie sei aber schon vor dem Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg (1775 bis 1783) ausgewandert. Vor Kurzem aber haben ein deutscher Cousin und er gleichzeitig auf einer Website nach Verwandten gesucht und sich dort entdeckt. Nun will er nach dem Festival Cousin und Cousine in Marl (Nordrhein-Westfalen) kennenlernen.