Bernau – Zwei Kunstpreise, der Landespreis und der Energiedienst-Förderpreis, werden seit vielen Jahren im Wechsel in Bernau verliehen. Von Anfang an war der Landespreis nach dem bekanntesten Sohn der Gemeinde, Hans Thoma, benannt – in Zukunft wird er schlicht Landespreis für Bildende Kunst Baden-Württemberg heißen. Dass er mit Bernau verbunden bleibt, ist für Bürgermeister Alexander Schönemann dabei das Wichtigste. „Das ist für Bernau eine Supernachricht“, sagt er im Gespräch mit dieser Zeitung, denn „hier hat das Ganze seinen Anfang genommen“. Der bisherige Hans-Thoma-Preis sei immer ein Staatspreis gewesen, gestiftet wurde er vom damaligen Badischen Staat, weshalb man es respektieren müsse, wenn das Land jetzt den Namen ändert. Bernau sei aber nicht einfach nur der traditionelle Ort der Verleihung, betont Schönemann.

Das Hans-Thoma-Kunstmuseum, in dem es jeweils auch eine Ausstellung des Preisträgers oder der Preisträgerin gibt, besitzt auch eine große Sammlung von Werken aller bisherigen Preisträger – jede geehrte Künstlerin und jeder geehrte Künstler hat dem Museum ein Werk vermacht. „Insofern ist es die einzig richtige Entscheidung, dass der Preis hierbleibt“, sagt der Bürgermeister. Neben der Entscheidung des Landes, den Preis umzubenennen, gibt es für Schönemann einen weiteren wichtigen Aspekt: Nun müsse man sich dringend mit der Person Hans Thoma auseinandersetzen. Bekannte Quellen, die sich mit dem Künstler befassen, müssten neu gesichtet und neue Quellen müssten hinzugezogen werden. Er hoffe, dass das Land diese Aufarbeitung vorantreibe.

Mehrere Veranstaltungen sollen sich in den kommenden Monaten mit Hans Thoma beschäftigen: Im Mai will die Kunsthalle Karlsruhe zusammen mit dem Haus der Geschichte Baden-Württembergs eine Veranstaltung zum einstigen eigenen Direktor organisieren, im Herbst ist in Karlsruhe eine Ausstellung zum Wirken Thomas geplant. Für Anfang 2025 kündigte die Kunsthalle ein wissenschaftliches Symposium zum Thema an. Dazu solle die Gemeinde auch eingeladen werden, sagte Schönemann. Gleichzeitig wird auch ein neues Konzept für die Dauerausstellung im Hans-Thoma-Kunstmuseum erarbeitet. Man könne „bei der Umbenennung geteilter Meinung sein“, auch wenn die Argumente des Landes für ihn nachvollziehbar seien, so Schönemann. Negative Auswirkungen dieser Entscheidung auf die Gemeinde erwartet er aber keine. Viele Menschen, die Urlaub in Bernau machen wollen, würden Hans Thoma vielleicht gar nicht mit der Gemeinde in Verbindung bringen. Ob der Landespreis nun nach dem gebürtigen Bernauer benannt ist oder nicht: Die Preisverleihung werde auch in Zukunft dafür sorgen, dass die Kommune in den Medien präsent sein wird, ist er überzeugt.