Bernau – Die durch die Corona-Pandemie ausgelöste Krise, hohe Personal- und Energiekosten – die Aufgaben, die Jochen Eichstädt vor sich hat, sind groß. Seit Jahren trägt er in unterschiedlichen Positionen Verantwortung, hat Unternehmen mit aufgebaut. Seit Januar ist er SLG-Geschäftsführer: „Ich fühle mich extrem gut in Familienunternehmen, ich bin kein Konzernmensch“, sagt der 51-Jährige, hier könne er gestalten und etwas bewegen. Sein Vorgänger Christian Krauss wechselte in den SLG-Aufsichtsrat.

Nach einer Lehre zum Werkzeugmechaniker, der Fachhochschulreife und dem Maschinenbaustudium hatte Eichstädt zunächst nichts mit Kunststoff zu tun. Gleich nach dem Studium sei er in einem Familienunternehmen in die Projektarbeit zur Verbesserung der Betriebsabläufe eingestiegen. Nach zweieinhalb Jahren intensiver Arbeit wechselte er zu einem amerikanischen Automobilzulieferer, wo er dann auch mit Kunststoff in Berührung kam. Er wurde Betriebsmittelbauleiter und bald technischer Leiter mit Konstruktionsverantwortung.

Dann wechselte er aber zurück in das vorherige Familienunternehmen, wo er unter anderem ein neues Unternehmen innerhalb der Gruppe mit aufbaute und auch über Jahre in Mitglied der Geschäftsführung der Firmengruppe war. Viele Arbeitsbereiche habe er in den vergangenen Jahren kennengelernt, er habe Krisenmanagement und auch Risikomanagement erlebt.

Eine neue Herausforderung habe ihn gelockt und so kam der Kontakt nach Bernau zustande – Ende Juni 2023 unterschrieb er den Vertrag. Vorgefunden habe er sowohl in Bernau als auch in Buggingen ein sehr motiviertes Team, die Hilfsbereitschaft und Offenheit auch der Gesellschafter seien groß. Im Jahr 2021, also in einer wirtschaftlich schweren Zeit, sei das Werk Buggingen aufgebaut worden, sagt Eichstädt. Aber das Unternehmen sei mit einem blauen Auge durch diese Jahre durchgekommen. Technologisch sei die SLG sehr gut aufgestellt, betont der Geschäftsführer, nun brauche das Unternehmen jedoch mehr Volumen – die Kapazitäten sind nicht ausgelastet. Man könne also wachsen, ohne die Struktur vergrößern zu müssen.

Sein erstes halbes Jahr im Unternehmen werde er nun dafür nutzen, die Neuausrichtung vorzubereiten. Das Unternehmen wolle sich breiter aufstellen, neue Kunden gewinnen, eine größere Zahl von Produkten herstellen. Die SLG sei vor allem im deutschsprachigen Raum gut vertreten, der Blick wandere aber auch in andere Länder Europas. „Es ist schon ein schwerer Markt“, weiß Eichstädt. Mit günstigen Massenprodukten und einer geringen Marge werde man keinen Erfolg haben. Also werde analysiert, welche Strategie für die Zukunft die Richtige ist. Man überlege beispielsweise, ob sich die SLG stärker mit Montage befassen sollte, oder prüfe, wo die besten Margen erzielt werden können. Man stoße jetzt einen Strategieprozess an, erläutert der Geschäftsführer weiter.

Das Unternehmen sei leistungsstark und tue beispielsweise auch in der Nachhaltigkeit viel. Doch die eigenen Stärken zeige man noch nicht deutlich genug. Deshalb werde sich auch die Vertriebsarbeit ändern, betont er, man müsse die Kunden begeistern, ihnen Lösungen anbieten, sie überraschen. Denn mit besonderer Leistung müsse man die hohen Personal- und Energiekosten (der Spritzguss ist sehr energieintensiv), die den Wettbewerb verzerren würden, wie er sagt, ausgleichen. Die Aussichten seien trotz schwieriger Bedingungen gut, betont er, „der Markt ist vorhanden“, um erfolgreich zu sein.