Die Geschichten und Berichte des 70 Seiten umfassenden Heftes „Bonndorf in Wort und Bild“, geschrieben vor 50 Jahren von Schülerinnen der einstigen Abschlussklasse der Grund- und Hauptschule Bonndorf, stellen einen unglaublichen Schatz dar. Festgehalten wurden Daten und Fakten aus Bonndorf vor einem halben Jahrhundert. Die Entwicklung der Stadt lässt sich anhand der Aufzeichnungen gut nachvollziehen. Im Vorwort beschreibt Artur Riesterer, der Lehrer der Klasse, dass er jedem Mädchen ein Thema aus der Heimatkunde zur Bearbeitung gegeben habe. So sei dann dieses Heft als Gemeinschaftsarbeit entstanden.

- Einwohnerzahlen: Beschäftigt haben sich die einstigen Schülerinnen mit der Einwohnerentwicklung, die in einem Koordinatensystem dargestellt wurde: 1871 zählte Bonndorf 1294 Einwohner, 1925 waren es 1788 Einwohner, 1950 dann 2132 Einwohner. Und die Zahl stieg weiter an: 1967 verzeichneten die Autorinnen 3351 Einwohner. (Heute sind es übrigens – per 31. Dezember 2018 – 6922 Einwohner).
- Der Wald und seine Tiere: Der Wald gab vor 50 Jahren 24 Menschen aus der Region Arbeit und Einkommen: Sieben Mann aus Bonndorf, einer aus Boll, fünf aus Dillendorf, zwei aus Göschweiler, drei aus Gündelwangen, zwei aus Ewattingen, einer aus Lembach und drei aus Wellendingen. Und die Schülerinnen beschäftigten sich nicht nur mit dem forstwirtschaftlichen Bereich des Waldes, sondern auch mit dessen Bewohnern. Über die Waldtiere schrieben sie: „Rehe sind im Bonndorfer Wald 100 bis 120 Stück, Hasen sind schwer zu zählen, Füchse und Dachse gibt es nur noch vereinzelnd, Auerwild 8 bis 10 Stück, Wildschweine, Wildenten, Schnepfen, Kauze, Eulen, Sperber, Wildtauben, Bussarde gibt es nur selten, Eichhörnchen viele. Die Hirsche sind nur auf der Durchreise, die Igel sind nicht jagbar.“
- Lehrer und Schüler: An den Bonndorfer Schulen unterrichteten vor 50 Jahren 18 Lehrkräfte, alle namentlich aufgeführt. Gezählt wurden insgesamt 481 Schülerinnen und Schüler. (Grundschule 95 Jungen/131 Mädchen, Hauptschule 76 Jungen/75 Mädchen, Realschule 50 Jungen/54 Mädchen). Der Versuch, ein Progymnasium nach Bonndorf zu bekommen, sei fehlgeschlagen, berichten die Mädchen in dem Heft, dafür sei es zur Bildung eines Mittelschulzuges (Realschule) gekommen. Mit dem Schlusssatz: „Hoffentlich wird der neue Schulhausbau bald begonnen!“, verweisen die Mädchen auf die damaligen beengten Raumverhältnisse.
- Gasthäuser: Bei der Beschreibung von acht Gasthäusern (Geschichte, Bettenkapazitäten, Besitzer) kommt heute doch etwas Wehmut auf, denn etliche der Gasthöfe gibt es längst nicht mehr, oder nicht mehr in der damaligen Form. Aufgeführt wurden: Hotel „Germania“, das „Schwarzwaldhotel“, Gasthaus „zum Lindenbuck“, Gasthaus „Schnitzer“, Gasthaus „Sonne“, Gasthaus „Elbers“, Gasthaus „Kranz“ und das Gasthaus „Sonntag“.
- Bonndorfer Freibad: „Das Bonndorfer Frei-, Luft- und Sonnenbad, eröffnet 1933, besuchen an heißen Tagen bis zu 2000 Gäste, viele auch aus Frankreich, England und der Schweiz“, hielten die Mädchen vor 50 Jahren fest. „Erster Bademeister war Ferdi Sigg. Ein Bademeister sollte Rettungsschwimmer und Mitglied in der DLRG sein, er sollte Wiederbelebungsversuche beherrschen und einen Bademeisterkurs besucht haben.“
- Feuerwehr: „Die Feuerwehr Bonndorf besteht schon 110 Jahre lang“. Kommandant war damals Wilhelm Bechthold. „Der Feuerwehr gehören 46 aktive Wehrmänner an. Sie besitzt ein LF 8 (Löschfahrzeug) und eine tragbare Spritze (TS 8). Dem neuen Ölalarm-Anhänger mangelt es (noch) an einem geeigneten Zuggerät.“
- Die Flößerei auf der Steina: Über alte Berufe wie Wagner, Stellmacher, Köhler, Glasmacher, Pottaschensieder oder Harzer lieferten die Mädchen herrliche Dokumente. Besondere Aufmerksamkeit widmeten sie der Steina-Flößerei, wie sie einstens betrieben worden war. Es verwundert aus heutiger Sicht (150 Jahre danach), dass dieses Gewerbe auf der sanften Steina, wie wir sie heute kennen, überhaupt praktiziert werden konnte. Eine Firma Wolber & Co. kam, kaufte den Wald und das Hofgut Sommerau, um es als Flößerhaus einzurichten. Felsen wurde weggesprengt, das Flussbett verbreitert, drei Staustufen angelegt, die erste bei der Sommerau, die zweite bei den Roggenbacher Schlössern und die dritte bei Untermettingen, um so die Steina flößbar zu machen. „Auf den Fischreichtum nahmen sie keine Rücksicht“, lautete eine Anmerkung der Verfasserin. Für das Abholzen der Bäume kamen viele Tiroler nach Bonndorf, sie seien sehr beliebt gewesen, „denn sie brachten bildschöne Haushälterinnen mit“. Doch es lief nicht alles nach Plan. Arm- und Beinbrüche waren bei der Flößerei an der Tagesordnung. Das Bonndorfer Spital war stets voll belegt durch sie. Und als kein Holz mehr zur Verfügung stand, keine neuen Waldungen mehr zugekauft werden konnten, blieb auch das Geld aus und die Firma ging in Konkurs. Dies bedeutete das Ende der Flößerei auf der Steina. Schließlich forstete der Staat die abgeholzten Wälder wieder auf. Das Flößerhaus kaufte ein Jakob Wiggert aus Öttiswald und baute es zu einem Gasthaus um.
Werk und Serie
Die Broschüre „Bonndorf in Wort und Bild“ ist ein Gemeinschaftswerk von Schülerinnen, die im Jahr 1968 in Bonndorf die Klasse 9b besucht haben. In unserer Serie haben wir bereits über die Autorinnen sowie die Themen Fasnacht, das Marktwesen, die Kommunalpolitik und Behörden, die es heute nicht mehr gibt, Firmen und Landwirtschaft berichtet. Heute geht es um Zahlen und Fakten rund um die Stadt.