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„Wir suchen derzeit juristischen Rat dafür, wie sich die Kündigung der Auftragsvergabe an die ausführende Firma auswirken würde“, fasst Bürgermeister Michael Scharf auf Anfrage den Ausbaustand zur Breitbandversorgung der Stadt Bonndorf zusammen. Die Firma hatte sich für den Glasfasernetzausbau im Stadtgebiet beworben und auch den Zuschlag zum Ausbau des kommunalen Netzes erhalten.

Erst 20 Prozent der Arbeiten umgesetzt

Das Fazit der Arbeitsleistung dieses Unternehmens fällt nach Auskunft von Matthias Ketterer, Leiter des eigens für den Glasfasernetzausbau geschaffenen Amts für Breitband, verheerend aus. „Im Bonndorfer Stadtgebiet hinken wir wirklich in allen fünf Losen dem Plan hinterher“, erläutert Matthias Ketterer. Die Fertigstellung der Tiefbauarbeiten in Bonndorf sei zugesagt gewesen für Ende 2018. „Bisher sind 20 Prozent der Arbeiten umgesetzt.“ Der von der Stadt für das Gebiet zusätzlich eingestellte Bauleiter Gerd Schlenker sei oft am Rande seiner Geduld gewesen. Schon der Beginn der Arbeiten im Sommer in der Allmendstraße hatte sich zäh gestaltet. „Dort wurden ständig Subunternehmen beschäftigt, worüber die Stadt nicht informiert war“, bemängelte er bereits vor Monaten.

Ständig wechselnde Bautrupps

Viel scheint sich seitdem nicht geändert zu haben. Die Fehler liegen in der technischen Ausführung, in der mangelnden Manpower, im eher bescheidenen technischen Gerät. „Wir haben es mit ständig wechselnden Bautrupps zu tun, bei denen praktisch keiner Deutsch spricht“, bemängelt Matthias Ketterer. Zudem hätten bisher insgesamt sieben Bauleiter die Baufirma in Bonndorf vertreten. Der Bauleiter mit der kürzesten Einsatzzeit war gerade einmal zwei Wochen vor Ort, was nicht gerade für Kontinuität spreche. Absehbar sei diese Negativ-Vorstellung nicht gewesen. „Das Angebot der Firma war zwar das günstigste, aber im realistischen Bereich. Die Kapazität und auch die Referenzen sprachen nicht gegen den Anbieter“, erinnert sich Matthias Ketterer.

Unmut in der Bevölkerung

Die Bonndorfer Bevölkerung sei anfänglich auch sehr verständnisvoll gewesen, bei vielen brachliegenden Baustellen und ständigen Bautruppwechseln sei das aber geschwunden. Andrea Rogg etwa, Frau des Gemeinderates Karlheinz Rogg, der als Handwerker prinzipiell Verständnis für das Gewerbe hat, schildert abenteuerliche Arbeitsmoral: „Im August hatten wir einen Zettel im Briefkasten, dass die Arbeiter in der nächsten Woche anfangen. Im Oktober waren dann Arbeiter da. Es hat auch jemand geklingelt, der Deutsch konnte und erklärte, dass man am nächsten Tag anfangen würde. Dann haben sie die Straße aufgerissen und sind den restlichen Tag in der Sonne herumgesessen.“ Erst am Samstagmittag seien die Arbeiter wieder gekommen und hätten schließlich bis nachts um 21.30 Uhr gearbeitet. „Bei allen Hauseigentümern, die mit den Unzulänglichkeiten dieser Firma leben mussten, möchte ich mich entschuldigen“, sagt Bürgermeister Michael Scharf.

Unmut im Stadtgebiet

Über den Unmut im Bonndorfer Stadtgebiet, wo derzeit alle Baustellen winterfest gemacht werden, will Matthias Ketterer aber die Erfolge nicht vergessen. „Solche Probleme gibt es nur in Bonndorf Stadt“, sagt er und lobt praktisch alle anderen ausführenden Firmen, die aus der näheren Umgebung stammen. „Die Leute arbeiten den Urlaub durch und seit Monaten auch samstags.“ Man sei beispielsweise fertig in Gündelwangen-Ost. Dass damit wiederum das Vorderdorf vor dem Hinterdorf versorgt wurde, sei nicht entscheidend, denn im Hinterdorf würde man ebenfalls bis zum März alle Glasfaserkabel eingeblasen haben, sodass das Dorf dann als gesamtes ans Netz komme.

Netzbetreibersuche läuft noch

„Der Netzbetreiber steht noch nicht fest und wenn dann einer beauftragt wird, braucht der mindestens drei Monate, bis dieser technisch in der Lage ist, das Signal aufzuschalten“, erklärte Matthias Ketterer im Gespräch. Der Zweckverband, bestehend aus dem Landkreis und den Kommunen des Landkreises, sei bemüht, das Thema bis Jahresende zu lösen. Matthias Ketterer erwartet, dass somit bis zum April Gündelwangen am Netz sein könnte. Den Verzug von rund vier Monaten bezeichnet er bei Baumaßnahmen dieser Größenordnung als „im üblichen Rahmen“. Auch am Hebsack, in Boll, Ebnet, Öttiswald, Steinasäge und Steinabad sei man bereits fertig vorbereitet auf das Signal. Dass man den vorgegebenen Zeitplan halten kann, erwartet Matthias Ketterer für Dillendorf, Wellendingen, Wittlekofen, Roggenbach, Holzschlag, Sommerau und Glashütte.

Gute Fortschritte in der Fläche

Für den Leiter des Amtes für Breitband fällt die Bilanz in der Summe damit positiv aus: „In der großen Mehrzahl der Fälle sind die Begegnungen und die Zusammenarbeit konstruktiv – im Rathaus, mit den Unternehmen und mit den Bürgern.“ Wenig Verständnis zeigt er für die Darstellungen aus der Bundeshauptstadt, die Bundespolitik rede vieles schön. „Es fehlen sehr viele Firmen, die nicht mehr da sind, und derzeit werden die verbliebenen Unternehmen gleichzeitig beauftragt. Glücklicherweise sind wir in Bonndorf praktisch allen anderen voraus.“