„Die Blüte ist super, Honigraum ist aufgesetzt – die Bienen sind versorgt.“ Das war der erste kurze Lagebericht von Peter Riester bei der telefonischen Kontaktaufnahme mit der Frage, wie es denn in diesem Jahr aussieht mit der Baumblüte. „Wenn nun noch etwas Regen käme und wärmerer Wind aus Südwesten vom Atlantik, dann wäre momentan alles perfekt.“ Dann bliebe reichlich Nektar für die Bienen verfügbar.
Das sagt der Imker
Der vorherrschende kalte und trockene Nordwind kann diesen Nektar schon in der Blüte eintrocknen, weiß Peter Riester, 45 Jahre Förster, 42 Jahre Imker, im Gespräch. Im Moment explodierten die Bäume regelrecht, in den Höhenlagen des Schwarzwaldes blühen die Obstbäume, der Löwenzahn sei ein sehr guter Nektarspender. Und auch der Raps überziehe die Äcker schon mit seinem gelben Kleid. Der benötigt jedoch dringend Bodenfeuchtigkeit. Die allgemeine Trockenheit sei nun schon im dritten Jahr ein Problem, die Temperaturen seien zu hoch.
Interessant ist ein Besuch bei den Bienenvölkern im Staatswald oberhalb vom Steinatal. Der Förster im Ruhestand und Imker, der seit 42 Jahren „den Bienen den Honig klaut“ (seine eigene Beschreibung der Tätigkeit), betreut seit rund sieben Jahren Jungimker und Interessierte und lernt diese ein in die Welt der Bienen. Ganz oben auf den Holzkästen mit den Völkern sind die Honigräume oder Honigwaben bereits aufgesetzt. Je nach Erfolg sind es ein bis drei aufeinander. In diesem Jahr sind es teilweise bereits zwei.
„Die Völker sind super, 14 Tage früher dran als in den Vorjahren“, sagt er lächelnd. Im Moment bringen sie hauptsächlich Kirsche, andere Obstsorten und Löwenzahn. Ende Februar war der Reinigungsflug, ab 12 Grad Temperatur ist Flugbetrieb. Im Moment leisten sie Schwerstarbeit, die Bienen von Peter Riester. Am Einflugloch landen sie scheinbar mit letzter Kraft, beladen mit Pollen und Nektar und mühen sich hinein. Peter Riester kommt selbst aus der Landwirtschaft, bei aller Freude über die momentane Bestandsaufnahme weiß er, dass die Natur auch bei uns viele Probleme hat. Das Niederschlagsdefizit seit drei Jahren verschärfe die Situation.
Das sagt der Baumwart
Eine gewaltige Blütenpracht ist in Ewattingen zu bewundern. Die Streuobstwiese von Christoph Kuttruff beginnt schon bei ihm im Garten. Die Natur ist in Wutach schon „einige Tage weiter“, die Kirschen sind schon fast verblüht, Birnen und Apfelblüten dominieren das Bild. Und es ist kein beliebiges Obst. Christoph Kuttruff ist Baumwart, die Prüfung zum Fachberater Obst- und Gartenbau hat er vor 20 Jahren abgelegt, damals gab es noch einen hauptamtlichen Baumwart beim Landratsamt, seit zehn Jahren ist die Stelle verwaist. Christoph Kuttruff gibt Fachkurse zum Obstbaumschnitt in Wutach und den angrenzenden Gemeinden. Er kennt sie und pflegt sie, die alten Sorten, erzählt vom „Speckbirrebaum“ mit Früchten zum Essen und Dörren, für den Winter. Der Klara Apfel als Frühapfel fürs Apfelmus, der große rotbackige Jakob Fischer Apfel. Ins Schwärmen kommt er beim „Highlight Regional“, dem Ceswicker mit sommerlicher Note, Kante, gelb und sommersprossig. Sein sehr mürbes Fruchtfleisch mache ihn zum perfekten Apfel fürs Apfelmus, die Schale werde bei ihm zum Tee verarbeitet. Die ideale Mostbirne ist die Schweizer Wasserbirne, auch Kugelbirne genannt. Die „Gräfin von Paris“ kann bis Dezember, Januar gegessen werden. Das mache Lust auf eine einfache gekochte Birne, schlicht ein himmlisches Dessert.

Es macht Spaß, Christoph Kuttruff zuzuhören. Er vergleicht den Baum mit dem menschlichen Organismus und ist auch erfolgreich als Baumdoktor. Er weiß nicht nur wie und wann die Bäume perfekt geschnitten werden, er sägt mit der Motorsäge lebensverlängernde Drainagen und zeigt in seinem Obstgarten Beispiele. „Der Mensch wird operiert, damit er länger lebt, beim Baum ist das genauso.“ So spricht er mit Überzeugung.
Nach dem Rundgang auf der eigenen Streuobstwiese zeigt Christoph Kuttruff noch einen besonderen Platz in Wutach, der liebevoll und erfolgreich vom mittlerweile verstorbenen Josef Harder mit großer Vielfalt und großartiger Kulisse mit klarem Blick auf den Buchberg gepflegt worden war. Ein Apfelbaum liegt dort mit dem Stamm auf dem Boden, dieser erhebt sich nach ein paar Metern wieder zur vollen Pracht – anscheinend funktionieren sie, die lebensverlängernden Maßnahmen.
Christoph Kuttruff freut sich über die Blütenpracht, wie sich die Früchte in diesem Jahr entwickeln werden, hängt noch von vielen unbekannten Faktoren ab. Die letzten zwei Jahre bis zum Totalausfall der Ernte in unseren Höhenlagen stimmen bedenklich.