Der Japanische Garten in Bonndorf darf mit Fug und Recht als etwas Besonderes bezeichnet werden. Die naturnahe Parkanlage bietet unzählige idyllische Plätzchen und Gestaltungselemente, die dazu einladen, entdeckt zu werden.
Unser Rundgang durch die Gartenanlage unterhalb des Bonndorfer Schlosses beginnt beim Schlossbrunnen, einem mächtigen Quellstein, aus dessen Mitte der Ehrenbach seinen Anfang nimmt. Das im Zentrum des behauenen Steinklotzes heraustretende Wasser führt drei Quellschüttungen aus dem Stadtgebiet zusammen und fließt dank einer offene Vertiefung im Brunnenrand parkabwärts. Den äußeren Rand des Quellsteins zieren die Wappen der Ortsteile, der Stadt Bonndorf, der Partnerstadt Bains-les-Bains und der Patenkompanie. Der Wappenbrunnen, wie er gelegentlich auch bezeichnet wird, steht einerseits für den Ursprung des Ehrenbaches und darf zum anderen als Symbol des Miteinanders und der Integration der Ortsteile angesehen werden. Ein Ensemble aus einem kunstvoll gestalteten, schmiedeeisernen Torbogen, Rosenbüschen, Blumen, Bäumen, dem Brunnenstein selbst und ein etwas abseits schlummerndes tonnenschweres barockes Kapitell aus Sandstein schmücken diesen stattlichen ersten Bereich.
- Biologisches: Dieses grüne Startrondell macht Laune, die folgende Parklandschaften und den japanischen Garten mit seinen großen und kleinen Besonderheiten zu erkunden. Man folgt dem Ehrenbach auf dem leicht abschüssigen Pfad, vorbei an alten Obstbäumen, landwirtschaftlich nutzbaren Futterwiesen, Gemüsegärten und privaten Biotopen. Den Ehrenbach säumen Schilf, Binsen und Weiden, denen die Männer und Frauen des Bauhofes immer wieder eine verkürzte jugendliche Frisur verpassen, um den Blick auf das Gewässer wieder frei zu geben. Lässt man seine Augen etwas höher schweifen, brechen wie zufällig hingestreute Wiesen, Obstbäume, private Schrebergärten, eine alte Scheune oder das Rinnsal eines Nebenbaches das klassische Bild eines gängigen Stadtparks auf. Die Frage nach „Zufall?“ oder „Genau so geplant?“, erübrigt sich: Die Mixtur aus nachträglicher Bepflanzung unter Einbeziehung vorhandener bebauter Grundstücke und Grünflächen, oft in privater Hand, hat sich als mutiges und gelungenes Unterfangen erwiesen.
- Geschichtliches: Schon von weitem fällt alsbald eine aus allen Himmelsrichtungen zusammengetragene und hierher „verpflanzte“ Grenzsteinsammlung ins Auge. Kunstvolle Steinmetzarbeiten im Auftrag von Fürsten, dem Badischen Großherzog oder der Herrschaft zu Tannegg (Ortsteil Boll) in unmittelbarer Nachbarschaft zu eher schlichten Wehrsteinen, wie sie früher als Straßenbegrenzung und zur Sicherheit üblich waren, lassen sich bewundern. Dabei stößt man auch auf einen, der mit der Jahreszahl 1654 nahezu 400 Jahre auf dem „Buckel“ hat.
Einem ersten größeren Teich, rechter Hand, lohnt es, sich etwas ausgiebiger zuzuwenden. Über Holzbrücken gelangt man auf eine weitläufige rustikal gepflasterte Hoffläche. Sie wird im Rücken von einer im halbrund angelegten naturüberwachsenen Pergola begrenzt und gibt den Blick auf die Wasserfläche mit den majestätisch wirkenden Trauerweiden frei. Wasserläufer, Libellen, Mücken und andere Insekten sind für knapp über dem Wasser fliegenden Schwalben willkommene Leckerbissen. Fische bevorzugen naturgegeben den darunter liegenden Lebensraum.
Ein markanter Gedenkstein erinnert an ein tragisches Unglück, das sich am 16.6.1992 ereignete. Damals verunglückte Bonndorfs Bürgermeister Peter Folkerts, Hauptinitiator und Vater der Parkanlage, wie wir sie heute kennen, er kam beim Absturz eines Privatflugzeuges in der Nähe von Obersdorf ums Leben und mit ihm drei mitfliegende Freunde: Manfred Kramer, Norbert Ketterer und Jody Joynt.
- Wissenschaftliches: Dem Ehrenbach folgend gelangt man nun zu einer Kneippanlage mit einem Wassertretbecken, dessen erfrischendes Quellwasser nicht nur an heißen Tage für Jung und Alt ein begehrter Zielpunkt ist. Wer es liebt, früh auf den Beinen zu sein, darf sich auf der Wiese mit dem wohltuenden Tautreten anfreunden. Weitere interaktive Stationen sind zwei auf den ersten Blick unscheinbare Rufsäulen. Die Überraschung: Selbst geflüsterte Worte können vom weitentfernt lauschenden Gegenüber verstanden und beantwortet werden. Ebenso verblüffend mutete die Funktionsweise einer Archimedischen Spirale an. Kinderleicht steigt Wasser vom Ehrenbachgrund durch eine Kurbel nach oben, fließt über eine Rinne und setzt schließlich ein Wasserrad in Bewegung. Und unmittelbar vor dem eigentlichen Japanischen Gartenbereich bringt das Wasser des Baches ein weiteres deutlich größeres Wasserrad zum Sprechen. Bei genauerem Hinhören und mit etwas Fantasie lässt sich in endlosen Wiederholungen der Satz „einDiebisda – einDiebisda – einDiebisda“ vernehmen. Ja, es scheint einfach so: Wasserräder können, wenn man sich Zeit nimmt zuzuhören, reden, auch in Bonndorf.
Und was eine Sumpfwiese mit einer Schildkröteninsel, ein Teehaus mit der Mär von einem Terrakottadrachen zu tun hat oder wieso seltsame, rote Torbögen für Ende und Anfang stehen, davon lesen Sie demnächst in einer weiteren Folge zum Japanischen Garten.