Wolfgang Scheu

Es ist ein schönes Gefühl für Ilse Maria Fischer und ihre Tochter Anna Lena, wenn die Tiere ihre Sommerresidenz beziehen. Bis zum Tod ihres Ehemanns teilten sich Hinterwälder Rinder und Schwarzwälder Füchse die Weide, im letzten Jahr brachten der Gündelwanger Günther Hirt und Andreas Göring aus Wellendingen je einen Hinterwälder auf den Hof. Es geht ihnen unter anderem darum, die Wertschätzung für dieses besonders rein erhaltene Schwarzwälder Landvieh hochzuhalten.

Das könnte Sie auch interessieren

Beide sind keine Landwirte, aber verstehen etwas vom Fleisch. „Da hängt nach dem Essen nichts zwischen den Zähnen“, bemerkt der gelernte Koch Hirt, und – wie Schwarzwaldhof-Geschäftsführer Göring – schwärmt er vom „besonderen nussigen Geschmack des feinfaserigen Fleisches“. Der gelernte Koch Günther Hirt war es auch, der bewies, dass er es versteht, eine barmherzige badische Nudelsuppe zuzubereiten. Am Ende des kleinen Auftriebs stand er mit der Kelle am Topf und belohnte die Landwirte und ihre wenigen Helfer für ihre Arbeit.

Die Hauptakteure

Die Hauptakteure standen derweil schon auf der Weide und grasten friedlich und zufrieden. Zu den Zweien von Hirt und Göring hat sich in diesem Jahr ein drittes Hinterwälder Rind gesellt. Die Regionalität und die Tatsache, dass die Hinterwälder das Landschaftsbild und die Natur im Schwarzwald maßgeblich geprägt haben, machen sie zum lohnenswerten Modell-Projekt „Naturschutz und Landschaft“ des Ortsvereins Bonndorf im Schwarzwaldverein. Der Ortsvorsitzende Martin Schwenninger bemerkte treffend: „Die Hinterwälder haben uns Schwarzwäldern erst einen Weitblick ermöglicht“. „Winni“ heißt das reinrassige Hinterwälder Rind des Bonndorfer Schwarzwaldvereins, gekauft haben sie es bei Züchter Wolfgang Laile aus Wieden im Wiesental.

Aktion für Nachhaltigkeit

Mit dieser Aktion möchte die fast 400 Mitglieder zählende SWV-Ortsgruppe Bonndorf Aufmerksamkeit schaffen. Der in unseren Zeiten oft überstrapazierte Begriff der Nachhaltigkeit ist hier am richtigen Platz. Der Lebenslauf des Rinds soll zeigen, dass es sich lohnt, mit Bewusstsein zu konsumieren. „Es ist gar nicht so selbstverständlich, immer einen gedeckten Tisch zu haben. Unser Fleischkonsum soll mit Wertschätzung für Tier und Landwirt stattfinden“, sagt Jungförsterin Marisa Schwenninger – sie ist zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit im Schwarzwaldverein Bonndorf. Man werde die kleine Herde besuchen und das Fleisch soll am Ende an die Mitglieder verkauft werden.

Derweil die Helfer zu Kaffee und Kuchen übergehen, machen Marisa und der Vorsitzende Martin Schwenninger einen Erkundungsgang über die Weide. Aus nächster Nähe sehen sie mit fachkundigem Auge, welche Pflanzen auf ihr zu finden sind. Schnell wird ihnen klar, dass die Weide und die nähere Umgebung mit der vielfältigen Vegetation perfekt sind für Wanderungen und Exkursionen des Schwarzwaldvereins.

Das könnte Sie auch interessieren

Die sumpfigen Ecken mit der Sumpfdotterblume, das Bächlein – von mit Brettern errichteten Staustufen unterbrochen – bietet Raum für viele Pflanzen. Das Wollgras, Sternsegge, das Knabenkraut (Orchidee), der blühende Bärwurz (die Schwarzwälder nennen ihn „Bäredorpe“, er schmeckt hervorragend im Quark oder Salat) sind nur ein paar Beispiele. Ein Frosch sucht Schutz zwischen den Steinen, am reichlich vorhandenen Wollgras, das sich im Wind wiegt, hat sich eine Wanze mit buntem Panzer festgekrallt.

Nachahmer erwünscht

Wutachranger Martin Schwenninger ist nicht zu bremsen, die Kamera ist sein treuer Begleiter, schon viele einzigartige Bilder hat er geschossen. Sein Wissen um Arten von Tieren und Pflanzen ist gewaltig, doch betont er, dass er in seinem Beruf, den er liebt, täglich Neues hinzulernt. Nachahmer sind erwünscht für dieses Projekt und auch Ilse Fischer plant jetzt schon, dass sie die kleine Herde im nächsten Jahr durch eigene Hinterwälder ergänzen wird.