Juliane Kühnemund

Erstmals seit Mitte Februar hat sich der Bonndorfer Gemeinderat am Montagabend wieder zu einer öffentlichen Sitzung getroffen und das an einem ungewöhnlichen Ort in dieser ungewöhnlichen Zeit. Die Stadthalle bot den Ratsmitgliedern und den Zuhörern genügend Platz, um die Abstandsregeln während der Corona-Pandemie einhalten zu können. Um sich dabei auch noch verstehen zu können, wurde eigens eine Mikrofonanlage angemietet. Dominierendes Thema in der Sitzung war die Kinderbetreuung, die in Bonndorf seit Montag wieder angelaufen ist – mit angezogener Handbremse.

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Vor rund zwei Monaten mussten Kindergärten und Kindertagesstätten aufgrund der Corona-Pandemie geschlossen werden. In der vergangenen Woche wurde seitens des Landes angekündigt, dass ab Montag, 18. Mai, ein eingeschränkter Regelbetrieb in den Kindergärten wieder erlaubt sein wird. Konkrete Vorgaben, wie der Betrieb abzulaufen hat, kamen von der Landesregierung allerdings erst kurz vor knapp – nämlich am Samstagabend – in den Kommunen an. Eine Tatsache, die von vielen Kindergartenträgern nicht nur kritisiert wurde, sondern auch dazu geführt hatte, dass viele Betreuungseinrichtungen am Montag noch geschlossen blieben.

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Bonndorf hat den Start gewagt. Bereits im Vorfeld wurde ausgelotet, wie viel Personal zur Verfügung steht, wie viele Kinder in den sieben Einrichtungen betreut werden könnten und wie groß der Bedarf wäre. Wie Bürgermeister Michael Scharf erläuterte, gehören elf Erzieherinnen zu den Risikogruppen, die aktuell nicht arbeiten dürfen. Allein diese Tatsache schränke die Handlungsfähigkeit ein. „Ich kann mir kein Personal backen“, sagte Scharf. Hinzu komme, dass nach den gesetzlichen Vorgaben nur 50 Prozent der Plätze in den Gruppen belegt werden dürfen. Das bedeute, so Scharf, dass nicht alle Kinder täglich in einem Kindergarten betreut werden können. Deshalb habe man sich dafür entschieden, ein rollierendes System einzuführen, im wöchentlichen Wechsel. Dass dies bei den berufstätigen Eltern auf Kritik stoße, liege auf der Hand.

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„Das Thema beschäftigt mich sehr“, versicherte Scharf, der aber klarstellte, dass die Vorgaben des Kultusministeriums diesbezüglich keinen Spielraum lassen. Wie der Bürgermeister weiter erläuterte, sei er derzeit im Gespräch mit drei neuen Erzieherinnen, die eventuell zusätzlich eingestellt werden. Schließlich wisse niemand, wie lange die Corona-Pandemie noch anhalte. Außerdem habe die Stadt zusätzliches Personal eingestellt, um die Hygienevorschriften in den Kindergärten umzusetzen.

Neue Kinder werden derzeit nach den Worten des Bürgermeisters nicht in den Kindergärten aufgenommen. Außerdem sei geplant, auf die Pfingstferien zu verzichten, um den Eltern entgegenzukommen. Der Verwaltungsvorschlag, die Kindergartengebühren für die Monate April und Mai zu erlassen, wurde vom Gemeinderat einstimmig befürwortet. Man kenne die Probleme der Eltern und man versuche, mit dem jetzt gestarteten eingeschränkten Regelbetrieb die bestmögliche Entlastung anzubieten, sagte Michael Scharf.

Die Notbetreuung

Simon Burger sprach noch das Thema Notbetreuung von Kindergartenkindern an. In Bonndorf sei keine Notbetreuungsgruppe eingerichtet worden, was bei etlichen Eltern auf Unverständnis gestoßen sei. Dies bedauerte auch Gemeinderätin Martha Weishaar, die der Meinung war, dass das, was andere Kommunen diesbezüglich angeboten haben, auch in Bonndorf hätte möglich sein müssen. Ein Bedarf für eine Notbetreuung sei offensichtlich vorhanden gewesen. Weishaar bedauerte, dass beiden Eltern ein Gefühl des Abwimmelns aufgekommen sei. Das hätte nicht sein müssen, sagte die Stadträtin, die der Verwaltung aber dennoch insgesamt eine gute Bewältigung der Corona-Krise attestierte.