Von einem surrealen Gefühl spricht Felix Lehr, Rektor der Realschule Bonndorf, in Bezug auf den ersten Tag nach Öffnung der Schule in Zeiten der Corona-Pandemie. 88 Zehntklässler, eingeteilt in Kleingruppen mit bis zu 15 Schülerinnen und Schülern, bereiten sich nun wieder im Präsenzunterricht auf die anstehenden Prüfungen vor. Allerdings zeitlich noch nicht im vollumfänglichen Unterricht (Deutsch, Mathe, Englisch).
Dieser findet für die Klassenstufe 10 an drei Tagen statt – montags, mittwochs und freitags. Die Klassenstufe 9 hat zeitlich versetzt dienstags und donnerstags Unterricht in der Realschule.
Sein erster Eindruck sei positiv, resümiert Felix Lehr die ersten beiden Schultage im Gespräch. Der Lern- und Lehrwille sei auf beiden Seiten, also bei Schülern und Lehrern, sei spürbar – Präsenzunterricht sei eben kaum ersetzbar. Es herrsche Freude, die Mitschüler und Lehrer wiederzusehen, auch wenn andere Regeln gelten.

Immerhin, ein erster Schritt in Richtung Normalität. Stolz zeigt sich Felix Lehr über die Bereitwilligkeit der Schüler, die aufgestellten Regeln einzuhalten. Ein surreales Gefühl bleibe trotz aller Freude: Es muss Abstand (mindestens 1,5 Meter) zum Nächsten eingehalten werden, im Gebäude herrscht Begegnungsverkehr auf vorgeschriebenen Pfaden, teilweise tragen Schüler Mund-Nasen-Masken, das Gebäude ist nicht so mit Schülern gefüllt, wie man es gewohnt ist. Klar, denn für zwei Drittel der jungen Menschen ist der Unterrichtsbeginn weiterhin ungewiss. Zudem werden die Schulwochentage zwischen den Klassenstufen 9 und 10 derzeit noch aufgeteilt.

Und wie sieht es mit dem Wissensstand der Schüler aus? Seit 16. März, also sieben Wochen lang, waren Neunt- und Zehntklässler bis zum 3. Mai zum Lernen in den eigenen vier Wänden verbannt. Natürlich erhielten sie Unterstützung durch die Lehrer, die digitale Welt macht es möglich. Felix Lehr ist froh, die bis zu den Prüfungen ausstehenden zweieineinhalb Wochen mit Unterricht im Bildungszentrum füllen zu können.
Er habe trotz der langen Lernzeit zu Hause keine Befürchtungen, dass etwas schief gehen könnte in den Prüfungen. Die Rückmeldungen aus dem Kollegium, den Wissensstand der Schüler betreffend, seien durchweg positiv. Die Aussage der Schüler, den Haupttermin der Prüfungen (20. bis 28. Mai) wahrnehmen zu wollen, spreche zudem Bände. Lediglich ein Schüler überlege sich derzeit, erst den Nachtermin (16. bis 23. Juni) wahrnehmen zu wollen.
Wie steht es bei den 109 Neuntklässlern? Bei ihnen stehen unmittelbar keine Prüfungen an. Die vorgeschriebenen, bei einigen noch ausstehenden Präsentationen, entfallen. Freiwilligkeit ist hier Trumpf, Benotungen fließen nicht ins Zeugnis ein, ein Zertifikat gibt es schon.
Zudem dürfen sich die Schüler freuen – das Kultusministerium hat in einer Rechtsverordnung (29. April 2020) festgelegt, dass bei Versetzungsentscheidungen etwaige Noten schlechter als „ausreichend“ außer Acht gelassen werden, will heißen: Jeder einzelne Neuntklässler erreicht die nächste Klassenstufe – Sitzenbleiben bleibt 2019/20 außen vor.