Juliane Kühnemund

Über etliche Wochen waren coronabedingt Kitas und Kindergärten geschlossen – für etliche berufstätige Eltern stellte dieser Wegfall der Kinderbetreuung eine riesige Herausforderung dar. In der kommenden Wochen sollen die Betreuungseinrichtungen für Kinder mit angezogener Handbremse den Betrieb wieder aufnehmen können. In Bonndorf feilte man an einem Konzept, das sowohl die Vorschriften des Landes, die enge Personalsituation bei den Erzieherinnen und auch die Situation der Eltern berücksichtigt – ein Spagat, der es nahezu unmöglich macht, alle Seiten zufriedenzustellen.

Unzufriedenheit hatte sich auch bereits vor dem jetzt kommenden reduzierten Kindergartenbetrieb bei manchen Eltern breitgemacht. „In allen umliegenden Gemeinden gab es eine Notbetreuung für Kindergartenkinder, nur in Bonndorf nicht“, lautet die Kritik von Jan Thiele, der für seinen Sohn einen entsprechenden Betreuungsplatz beantragt hatte. Bei der Bonndorfer Stadtverwaltung sei er mit seinem Anliegen nicht weitergekommen. Es sei argumentiert worden, dass er der einzige in Bonndorf sei, der Bedarf für eine Notbetreuung angemeldet habe.

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Dies sei aber nicht der Fall gewesen, auch andere Eltern hätten wegen einer Notbetreuung angefragt, seien aber – wie er auch – quasi abgewimmelt worden. Sein Sohn habe jetzt einen Platz in der Notbetreuungsgruppe in Stühlingen. „Da läuft doch was falsch in Bonndorf“, ärgert sich der Vater, der auch im kommenden reduzierten Kindergartenbetrieb keine Lösung sieht. Wenn, wie vorgesehen, ein rollierendes System zum Tragen kommt, bei dem Kinder nur alle zwei Wochen oder an einzelnen Wochentagen betreut werden, helfe das berufstätigen Eltern nur wenig, so Jan Thiele.

Weiterer Bedarf

Dass die Familie Thiele nicht die einzige war, die in Bonndorf nach einem Platz in der Notbetreuung gefragt hat, bestätigte Sarah Schenck. Auch die Ärztin bezeichnete es als ungut, wie sie bei ihrer Anfrage nach einer Notbetreuung für ihre Kinder von der Stadt abgeblockt wurde. Da sie und auch ihr Ehemann in systemrelevanten Berufen arbeiten, hätte die Familie Anspruch auf eine Notbetreuung. Enttäuschend sei es deshalb für sie gewesen, so Sarah Schenck, dass seitens der Stadt keine Unterstützung angeboten wurde. Auf ihre Anfrage habe sie die Antwort erhalten, dass außer ihr niemand einen Bedarf für eine Notbetreuung angemeldet habe. Daraufhin habe sie dann auch davon abgesehen, einen konkreten Antrag zu stellen, so die Medizinerin, die für diese Vorgehensweise der Stadtverwaltung kein Verständnis aufbringen kann. Helfen musste sich die Familie dann selbst. „Wir haben dann halt einen Babysitter angestellt.“

So geht es weiter

Mit dem Start der reduzierten Regelbetreuung in den Kindergärten am Montag, 18. Mai, ist das Problem zwar etwas kleiner, aber noch nicht vom Tisch, was bedeutet: Der Bedarf einer Notbetreuung wäre weiterhin gegeben. Im Kindergarten ihres Sohnes, so Sarah Schenck, finde eine Betreuung vormittags und nur an drei Nachmittagen statt, auch über die Mittagspause gebe es keine Betreuung. Schenck ist überzeugt, dass dieses Angebot auch für andere betroffene Eltern in systemrelevanten Berufen unzureichend ist.

Jan Thiele und seine Frau – beide als Lehrer tätig – versuchen, die Zeit bis zu den Pfingstferien einigermaßen zu überbrücken. Ferner hegen sie die Hoffnung, dass nach den Ferien vielleicht wieder etwas mehr Normalität einkehren wird.

Die Reaktion

Wie Bürgermeister Michael Scharf auf Nachfrage erklärt hatte, sei nur ein konkreter Antrag für eine Notbetreuung gestellt worden. Für dieses Kind habe man einen Platz in der Gruppe im „Kinderland Hohenlupfen“ in Stühlingen organisieren können. Bei allen Überlegungen habe eben auch der Schutz der Erzieherinnen eine Rolle gespielt.

Die Vorgaben

Und wie geht es weiter? In einer Mitteilung hat das Kultusministerium Baden-Württemberg deutlich gemacht, dass es vor dem Hintergrund der geltenden Hygiene- und Abstandsregeln sowie des durch Risikogruppen eingeschränkten Personals an den Kindergärten auch in den kommenden Wochen bei Weitem keine Normalbedingungen wie vor der Corona-Krise geben wird. Priorität habe immer der Infektionsschutz. Nur maximal 50 Prozent der Kinder können demnach jeweils gleichzeitig betreut werden. Das heißt, es wird in fünf der sieben Bonndorfer Kindergärten ein rollierendes System geben. Für die berufstätigen Eltern ist das eine Erleichterung, aber eben keine zufriedenstellende Lösung.