Die Bonndorfer Frauenfasnacht müsste man erfinden, wenn es sie nicht schon gäbe. Nicht nur beweisen die Gündelwanger Landfrauen seit der Einführung der Frauenfasnacht 2012, dass närrisches Treiben der Damenwelt durchweg fröhlich ist. Ihre fantasievollen Verkleidungen sind nicht zu toppen – vermutlich gibt es keine Fasnachtsveranstaltung, die bunter ist als die der Frauen.
Mindestens in diesem Kreis gelingt ihnen pure Frauenpower. Fünf Kandidatinnen für die anstehende Bürgermeisterinnenwahl in Bonndorf präsentierten die C.L.U.B.-Frauen. Für jeden Geschmack war etwas dabei: Von der Ackerwinde über die Ashram-Heimkehrerin, der schrägen Peggy vom Berliner Kiez und der Extravaganten bis hin zur Schweizer Ursi, die schon als Kind die besten Steinpilzplätze hier kannte und bestens zum Pfarrer passt. Dass der Posten vakant ist, hatte sie übrigens vom Holzschläger Bierzapfer erfahren. Egal welche – „nach 28 Jahren ‚scharfer‘ Männerherrschaft, ist die Zeit reif für eine Bürgermeisterin.“ Das Publikum war sich diesbezüglich mit den Kandidatinnen vollkommen einig.
Derweil bedauerte die moderierende Petra Isele – nach einem Flugzeugabsturz im Dschungel „gestrandet“ –, dass sie bei der Bürgermeisterinnenwahl nicht dabei sein könne. „Ach hätte ich doch Briefwahlunterlagen angefordert“, meinte sie. So griff sie kurzerhand zur Flaschenpost und hielt die Stimmung hoch mit Witzchen und auch mit dem angestimmten Gesang von „Die pure Lust am Leben“.
Schauspielstückchen von Martina Schaller und Rosemarie Stegerer, die mitten im Urwald zwar frische Socken anziehen, die alten aber mit sich führen mussten – was das Raumklima dann eben dennoch belastete – erheiterten ebenso, wie die voller Ernst in Rot-Kreuz-Kluft verkleidete Rita Schüle, die von allerlei komplizierten Verbänden erzählte. Sie berichtete vom Dachverband, dem Blasmusikverband, dem Berufsverband, dem Bauernverband – und so weiter. Margret Rendler und Erika Schübel plauderten demaskierend über ihre Männer daheim: „Meiner ist Deckoffizier bei der Marine“, wurde verraten, was bei der anderen größte Verwunderung auslöste: „Ich wusste gar nicht, dass die Marine ein Gestüt hat.“ Und ein bisschen Neid gab es auch: „Mein Mann ist impotent.“ – „Das ist ja allerhand, meiner ist erst Inspektor!“
Zu gefühlt 100 Titeln tanzten die Formationen. Die jungen Stewardessen aus Gündelwangen zündeten das erste Feuerwerk. Die Landfrauen aus Wellendingen kamen als platinblonde Dschungelköniginnen. Ein bunter Kreis um Ruth Baumgartner brachte musikalisch die größte Schlange der Welt – nicht in den Dschungel, sondern vor die Damentoilette. Bunt waren die Bollen der tanzenden Schwarzwaldmarien aus Bonndorf.
Powerfrauen aus dem Gündelwanger Vorderdorf legten zur Neuen Deutschen Welle eine heiße Sohle aufs Parkett. Beifallsstürme gab es für alle und eine Zugabe wurde den abschließend über die Bühne wirbelnden jungen Charleston-Damen aus Gündelwangen entlockt – bevor, wie ehedem, das gesamte Publikum auf der Bühnen-Tanzfläche seinen Reigen tanzte. Einziger Mann war Ralf aus Rötenbach, der den erkrankten Friedhelm als musikalischer Alleinunterhalter bestens vertrat.