Erhard Morath

An der Hauptversammlung der Pflumeschlucker hatte Narrenvater Clemens Podeswa dazu aufgerufen, sich über die Bonndorfer Fastnacht Gedanken zu machen, um diese mit neuen Ideen zu beleben. Gerade während der närrischen Tage und Nächte, ist es nun möglich, der Fastnacht in Bonndorf zu begegnen und dem künftigen Bild alemannischer Fastnacht mit frischem Wind auf die Sprünge zu verhelfen.

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An der Fasnet sollten sich große und kleine Narren, Pflumeschlucker, ebenso wie Zaungästen, Einheimischen wie auch „Frischlinge“ beteiligen. Ob die Vielfalt der Ideen am Ende zu „Alles gut – weiter wie gehabt“ führt, oder es zu Neuerungen kommen wird, das wird die bevorstehende Hausaufgabe der Zunftoberen sein. Und Ideen, auch unkonventionelle oder gar revolutionäre, sind lediglich Vorschläge, und sollten nicht als Affront gegeißelt werden.

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  • Schmutziger Dunschdig: Der Schmutzige Donnerstag ist und bleibt der Hauptfastnachtstag für die Pflumeschlucker. Alle haben noch Mumm, Geld und viel Lust auf Fastnacht. 400 Hansele samt Narrensamen ziehen beim großen Narrensprung durch die Stadt. Die Gegenwehr des Bürgermeisters, das Rathaus zu räumen, hält sich meist in Grenzen, deutlich schwerer wiegt der Rückgang Lampions tragender Hemdglunker am Abend. Vielleicht bringt die Bastelaktion mit den Kindern eine Besserung, schön wär‘s allemal. Ohne „Schwarzwaldhotel“, „Bonndorfer Hof“ und neuer guter Sitzplatzadressen, ist eine Aufnahme von 500 oder noch mehr Hemdglunkern in der Vorstadt unrealistisch. Viele bleiben vielleicht von vorneweg Zuhause, andere kommen trotzdem und ziehen weiter in die Lokale der Innenstadt. Aber auch dort werden Gasthäuser, die die Vielzahl von weiß gekleideten Narren mit Livemusik empfangen, eher Mangelware. Ob die Öffnung der Stadthalle, so wie vor vielen Jahren üblich, die Errichtung eines winterfesten Zeltes auf dem Sparkassenhof, der Betrieb eines Partybusses, die Öffnung der „Sonne“ der Weisheit letzter Schluss sein könnten, darüber darf man gerne diskutieren.
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  • Fasnetfreitag und Samstag: Am Fasnetfreitag besuchen die Pflumeschlucker die Kindergärten und die Bewohner des St. Laurentius. Glücklicherweise finden sich nach wie vor neben Hästrägern auch Musiker bereit, die Auftritte für die Kinder und Senioren mitzugestalten. Der Fasnetsamstag dient tagsüber vielfach der Vorbereitung des Sonntags- oder Montagsumzuges. Das Umherziehen der Narrenratsfrauen am Abend ist eine relativ junge Attraktion, inzwischen jedoch gut etabliert. Ein Tag der Frauenfastnacht in Bonndorf, siehe Gündelwangen, Ewattingen oder Stühlingen, dafür würde sich dieser Samstag anbieten und mit Guggenmusik und Narrenratsfrauen im Boot prächtig in den Fastnachtskalender der Zukunft passen.
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  • Fasnetsonntag: Am Fasnetsonntag findet für Pflumeschlucker am Morgen ein Gottesdienst „im Häs“ statt. Nachmittags laden die Gündelwanger zu ihrem Umzug, gleichzeitig findet in Bonndorf der bunte Familien- und Kinderumzug statt. Die Welt ist bunter geworden, neue Bundesländer und Staaten hinterlassen ihre Spuren in unserem Städtchen. Wie wär‘s mit einem Umzug der Vielfalt, der Kulturen, der Fastnachtssitten aus Venedig, Rio oder dem Rheinland. Vielleicht würden sich neue Gruppen aufmachen und ganz beiläufig die viel beschworene Integration dank Fastnacht leben. Die ausgelassene Lebensfreude wäre über unsere Stadtmauern hinaus ein mutiges Signal für das, was unsere alemannische Fastnacht zu leisten im Stande ist.
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  • Fasnetmendig: Der Fastnachtsmontag lebt vom Fasnetspiel vor dem Rathaus und dem sich anschließenden großen Umzug. Das Ziel heißt Stadthallenareal, das närrische Treiben verlagert sich später in die Gasthäuser, Cafés, Kneipen und Bars. Ohne die Mitwirkung der benachbarten Narrenzünfte, Musikvereine, Guggenmusiken, Wagengruppen aus den Ortsteilen– mal ganz ehrlich – wäre der große Montagsumzug ein sehr, sehr überschaubarer. Allein mit dem früheren Beginn des Bühnenspieles, der Schirmbar und der Bar in der „Sonne“ ist noch nicht viel geschehen. Vielleicht braucht es die persönliche Ansprache an potentielle Narrengruppen und -vereine, am Fastnachtsmontag am Umzug in Bonndorf teilzunehmen. Eine eigene Umzugsnummer, ein Willkommensgruß durch Zunftbetreuer, ein Auftritt danach in der Stadthalle… es sind die kleinen Gesten der Wertschätzung, die große Wirkung erzeugen können. Mehr Umzugsteilnehmer bedeuten auch mehr Zuschauer, die die Straßen säumen und Beifall spenden, meist auch noch Eintritt bezahlen.
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  • Fasnetdienstag: Das Sorgenkind des Fasnachtdienstags ist nicht erst seit gestern das Auswerfen am Nachmittag. An jenen Pflumeschluckern, die aus ihren prallgefüllten Jutesäcken Südfrüchte, Gutsele und Würste an die Kinder geben, sprich „auswerfen“ und dafür im Gegenzug Narrenverse aufsagen lassen, liegt es nicht, wenn die Zahl der Kinder Jahr für Jahr auf niederem Niveau verharrt. Hier ist guter Rat wirklich „teuer“. In Dillendorfer und Ewattingen nehmen die Pflumeschlucker mit Narren- und Guggenmusik an den dortigen Umzügen teil. Ein Dankeschön für deren Auftritte in Bonndorf, muss so sein. Die „Schulklasse“ des Narrenrates, die am Abend mit Gedichten und Liedern durch die Lokale „strählt“, verlangt Disziplin und Stehvermögen – nach wie vor grandios. Auch das Verbrennen der Fasnacht um Mitternacht, Schlag 12 Uhr, auf dem Latschariplatz und das Beweinen der immer kleiner werdenden Flammen muss keine Massenveranstaltung sein. Und wer sich selbst eine Freude bereiten möchte, der beherzigt auch das ungeschriebene Gesetz, anschließend den Heimweg anzutreten.