Bonndorf „Seit über 200 Jahren ist die Familie Weisheit in der Zirkusbranche tätig – wir sind die jüngste Generation“, sagt Desiree Weisheit. Seit sieben Jahren arbeitet sie Seite an Seite mit ihrem Lebensgefährten Marvin Weisheit, um die Herzen des Publikums zu erobern. In seiner Show will der Familienbetrieb mit Clownerie, Akrobatik, Balance-Acts, Feuerspucken und Tiernummern überzeugen. Desiree Weisheit schätzt die Vielfalt ihrer Arbeit. „Es macht Spaß, in der Manege zu stehen – man fühlt sich frei.“ Einen durchgetakteten Ablauf hat sie bei der Clownerie nicht. „Ich versuche, so natürlich und spontan wie möglich zu sein.“

Bevor sie ihren Partner kennenlernte, arbeitete Desiree Weisheit in der Pflege und als Servicekraft, lebte in einem gewöhnlichen Haus. Heute kann sie sich kein anderes Leben als das der Zirkusszene vorstellen. „Für mich war es nie eine Option, weiter arbeiten zu gehen, während Marvin mit dem Zirkus auf Reisen ist.“ Ihr Zuhause auf vier Rädern und das Leben als „reisendes Volk“ will Desiree Weisheit nicht missen.

Zirkusinhaber Marvin Weisheit ist in der Artistenwelt groß geworden und bereits sein ganzes Leben im Familienbetrieb tätig. „Der Zirkus ist sein Leben“, sagt Desiree Weisheit. Die drei Kinder des Paares – 18¦Monate, zwei und sechs Jahre, leben dieselbe Kindheit wie ihr Vater. Mit ihrem Akrobatikauftritt sind sie fester Bestandteil der Zirkusshow. „Ab einem Alter von acht Monaten haben wir angefangen, mit den Kindern zu üben.“ Unter anderem stehen sie bei den Auftritten auf den Händen ihres Vaters und balancieren. Die sechsjährige Jeraldine ist mittlerweile Schulkind. Während der Saison besucht sie die Schulen in den Orten, an denen der Zirkus Vorstellungen hat. Zusätzlich wird sie von einer Lehrerin für reisende Kinder unterstützt.

Vergangenes Jahr wurden die Kinder von Marvin und Desiree Weisheit getauft. Gewöhnlich war dieses Ereignis jedoch nicht – denn die Taufe fand im Zirkuszelt statt. „Der Pfarrer kam extra zu uns, stellte einen kleinen Altar und Kerzen im Zelt auf und taufte unsere Kinder.“ Das war ein emotionaler Moment für die Eltern.

Die Saison startet für die Weisheits im April und endet im November. „Wenn die Weihnachtsmärkte ihre Stände aufbauen, bauen wir unser Zelt ab.“ Meist hat der Familienbetrieb drei Vorstellungen pro Woche. Unterwegs sind sie in den Landkreisen Waldshut und Lörrach, wie auch im Hochschwarzwald. Ihre freien Tage verbringt die Familie am liebsten gemeinsam bei Ausflügen. Während Desiree und Marvin Weisheit die Show schmeißen, ist die Mutter von Marvin im Hintergrund für Requisiten und die Organisation zuständig. Wo sie ihr Quartier für den Winter aufschlägt, weiß die Familie während der Saison meist noch nicht. Bei der Suche seien sie stets auf den guten Willen von Landwirten, die ihre Flächen zur Verfügung stellen, angewiesen. Während der Winterpause werden neue Tricks geübt und am Programm getüftelt.

Zur Familie zählt Desiree Weisheit 28¦Mitglieder: „Wir sind drei Erwachsene, drei Kinder und 22¦Tiere.“ Ponys, Kamele, Dromedare, Highland- und Dahomey-Rinder, Lamas, Alpakas und Hunde – bei den Weisheits ist jedes Tier Teil der Familie. Manche sind nur in der Tierschau zu sehen, die anderen in der Manege. Bevor sie hineinkommen, wird das Publikum gebeten, sich ruhig zu verhalten und nicht aufzustehen, um den Stress zu mindern. „Unser Ziel ist es, Kindern den Kontakt zu Tieren zu ermöglichen und ihnen zu zeigen, wie man richtig mit ihnen umgeht“, erklärt Desiree Weisheit. Der verantwortungsvolle Umgang mit ihren Vierbeinern ist der Familie wichtig, die mobilen Ställe sind geräumig und sauber. Einige ihrer Tiere hat die Familie mit der Flasche großgezogen, jedes hat einen eigenen Namen. Zirkusse müssen in Kontakt mit dem örtlichen Veterinäramt stehen – so auch Weisheits. Das Amt ist über jeden Aufenthaltsort des Zirkusses informiert und prüft regelmäßig die artgerechte Tierhaltung.

Das Geld reicht zum Leben

Schwieriger ist das Zirkusgeschäft in Weisheits Augen nicht geworden. Es gebe Orte, an denen die Vorstellungen mal besser, mal schlechter besucht werden – zum Leben reiche das Geld. „Man muss wissen, wie man mit weniger auskommt.“ Sie legt Wert darauf, Fleisch aus artgerechter Haltung zu kaufen – alles andere muss nicht teuer sein, sagt die Mutter. Mit dem Zirkus wollen Weisheits ihren Kindern etwas hinterlassen, dass ihnen so viel Spaß macht wie den Eltern selbst und hoffen, dass sie das Geschäft eines Tages weiterführen.

Vor zwei Jahren hatte sich Marvin Weisheit beim Feuerspucken in Schluchsee schwer verbrannt. Vier Wochen später stand er aber schon wieder in der Manege. Allerdings mussten damals die Vorstellungen in Bonndorf wegen des Unfalls abgesagt werden. Am Wochenende will der Familienzirkus diesen Auftritt nun nachholen.

Termine: Die Vorstellungen des Circus Marvin Weisheit sind gegenüber von Holzhaus Bonndorf zu sehen: Freitag, 23.¦Mai, 17¦Uhr, Samstag, 15¦Uhr, Sonntag, 11¦Uhr. Einlass ist jeweils eine halbe Stunde vor Showbeginn.