Bonndorf – Am Neujahrstag um 12¦Uhr begrüßt Hubert Haury seit 15¦Jahren auf dem Parkplatz bei der Gündelwanger Kirche das Neue Jahr mit Böllern aus einer Kanone. Es ist ein Spektakel, dem viele Bewohner beiwohnen, um anschließend mit Glühwein anzustoßen.
Überschattet wurde das Beisammensein durch ein anonymes Schreiben, das Haury am Silvestermittag zugestellt wurde. Der bislang unbekannte Verfasser macht sich für Tierschutz stark: Die Tiere leiden wegen des Lärms der Kanone, zudem werde durch das Böllern die Totenruhe gestört. Der Unbekannte stößt in dem Schreiben, nicht frei von Rechtschreibfehlern, wüste Beschimpfungen aus und droht Haury mit erheblicher körperlicher Gewalt.
„Nicht schon wieder“, dachte Haury, als er den Brief in den Händen hielt. Bereits vor zehn Jahren erhielt er ein solches Exemplar – einen auf der Schreibmaschine getippten Brief mit ähnlichem Inhalt. Hubert Haury geht davon aus, dass es diesmal der gleiche Verfasser ist wie damals. Dass es Halter von Haustieren gibt, die besorgt sind wegen des Knallens der Kanonen, dessen ist er sich bewusst. „Anders, als die Millionen von Bundesbürgern, lasse ich die Kanone nicht zur Nachtzeit erschallen, sondern am Neujahrstag um 12¦Uhr. So werden keine Wildtiere aus dem Schlaf gerissen. Und die Anzahl der Böller habe ich aus Rücksicht auf Haustierhalter auf zwölf – einer für jeden Monat des Jahres – reduziert“, so seine Aussage. Anfangs gab es noch je einen Kanonenschlag für die Millennien und je einen für die Jahreszahl. Tatsache ist, dass Haury für das Böllern mit der Kanone, die er in langen Stunden selbst restauriert hat, besondere Vorschriften erfüllen muss. Dass er diesen auch gewissenhaft nachkommt, ist ausreichend belegt.
„Gerne würde ich mit dem Verfasser persönlich sprechen, doch dazu ist der anonyme Schreiber offenbar nicht gewillt“, sagt Haury. Die Besucher, denen er das Schreiben zeigte, waren teils entsetzt über die Aussagen. „Dieser Tierfreund scheint kein Menschenfreund zu sein“, sagte einer. „So christlich scheint er trotz des Arguments mit der Störung der Totenruhe auch nicht zu sein“, ein anderer. Alle bekräftigten, dass sie das Böllern eines geschulten Kanoniers besser finden als das private Knallen mit den erwiesenen Gefahren, Bränden und Verletzungen.
Hubert Haury selbst findet es betrüblich, dass Menschen so miteinander umgehen können. Rechtliche Schritte will er nicht einleiten, dieser Mensch habe anscheinend schon genug Probleme mit sich selbst, sagt er.