Gudrun Deinzer

Eine regelrecht schlanke Produktion mit gebührenden Corona-Abständen hatten Felix Schüle und die Leiterin der Kindereinrichtung „Wunderfitz“, Evelin Stegerer, unter Mithilfe der Realschullehrer Ute Kaiser und Theresia Schwenninger aufgebaut in der Stadthalle Bonndorf. Bürgermeister Michael Scharf hatte kurzfristig zum Maskennähen eingeladen. Mit den Behelfsmasken versorgt werden sollen Schüler, Feuerwehr und die Senioreneinrichtung St. Laurentius. 70 ehrenamtliche Helfer hatten sich gemeldet. „Im Laufe der Tage kamen immer mehr dazu oder es wurden Doppelschichten gefahren“, berichtet Felix Schüle.

Aus der Not geboren waren die Entspannungsübungen, die Sportlehrerin Ute Kaiser (rechts) anbot. Im Dauerbetrieb lief die ein oder andere ...
Aus der Not geboren waren die Entspannungsübungen, die Sportlehrerin Ute Kaiser (rechts) anbot. Im Dauerbetrieb lief die ein oder andere lange nicht genutzte Maschine heiß. | Bild: Gudrun Deinzer

Bis Freitag waren es rund 100 Menschen, die mitgemacht und 710 Behelfsmasken für Bonndorf produziert haben. 70 Meter gekaufter Stoff wurden dafür verarbeitet. „Es kamen mindestens noch mal so viele Stoffspenden dazu“, sagt Felix Schüle. Und weil das alles so gut lief, geht es weiter. „Es läuft super, wir haben eine total arbeitsame Stimmung“, berichtete Ute Kaiser dem Bürgermeister, als er gegen Mittwochmittag die erste Schicht besuchte, die beflügelt war von stimmungsvoller Musik, die Musiker Felix Schüle für das Arbeitsklima ausgesucht hatte.

Produktionskette

Allerdings war diese Schicht noch nicht so produktiv (70 Masken wurden fertig), denn bis der letzte Arbeitsplatz in der Kette etwas zu tun bekam, mussten alle vorherigen einmal durchlaufen sein. „Wir erleben hier, was es heißt, eine Produktion von Null auf 100 hochzufahren“, erklärt Ute Kaiser. Manche Maschine hat das auch „erlebt“. Einige hatten ihr gutes Stück nämlich seit 20 Jahren nicht mehr benutzt. „Nach zwei Stunden Dauerbetrieb hat es geraucht.“ Mit den Teilnehmern machte die Sportlehrerin kurzerhand gymnastische Übungen. „Die Leute entspannen – und die Maschinen haben damit auch ihre Pause“, erläutert Ute Kaiser.

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Beeindruckt war Selina Blattert. Die Modedesignerin und Maßschneiderin ist Dozentin an der VHS, konnte diese Tätigkeit allerdings noch nicht ausführen, weil die Kurse ausgefallen sind. „Ich bin total stolz auf diese Hobbynäherinnen. Die haben von Anfang an sehr viel geschafft.“

Einige Asylbewerber nahmen an der Aktion teil, darunter Ali, in seiner Heimat Iran war er Schneider und Modedesigner. „Ich bin mit der Nähmaschine meiner Mutter und mit meinem Bruder aufgewachsen und hatte 15 Jahre lang meinen eigenen Betrieb.“ Vereinsvertreter waren dabei, unter anderem Wellendinger Landfrauen – Maskenprofis, darf man sagen, denn sie hatten bereits 500 Masken genäht für die örtlichen Senioren, die Sozialstation und die Blattert-Mühle. „Die Leute sind flexibel und machen wirklich alle Arbeiten“, sagt Evelin Stegerer. Nach dem ersten Tag konnte und musste nämlich – beispielsweise wegen des ausgegangenen Schrägbands – die Produktion immer wieder in Teilen umgestellt werden.

Wahre Schätze

„Die Menschen haben uns unglaubliche Schätze vorbeigebracht – Stoffe, Garne und Bänder. Das passt perfekt zum obersten Leitbild unseres neuen Lehrplanes, ‚Bildung für nachhaltige Entwicklung‘“, berichtet Theresia Schwenninger begeistert. Und Michael Scharf ist hingerissen von dem Erfolg. „Ich fühle große Dankbarkeit, die Bürgerschaft hält zusammen, und man kann stolz sein auf das Krisenmanagement, das jeder annimmt und sich zu eigen macht“, sagte Michael Scharf.