Gaetano Siino stellte bei seinem Konzert im Saal der Freien Waldorfschule Stücke aus seiner neuen CD „Motus“ vor, spielte aber auch einige seiner älteren Kompositionen. „Motus“ versteht sich als ein Lob an die Bewegung, die Urenergie des Lebens und die Welt als Klang. Insgesamt bot das Programm ein buntes Bild gitarristischen Klangerlebnisses mit etlichen Details.
Nicht nur der ständige Wechsel zwischen seinen vier Gitarren, auch die zum Einsatz kommende Technik faszinierten die Zuhörer. Neben der Fingerfertigkeit und der Beherrschung seines Instrumentes sowie der sichtbaren Freude am eigenen Tun. Ob in Form vollgriffiger Schlaggitarrenstücke mit extremen Strettaschlüssen wie bei „Silent Antizipation“, der Hommage an einen Gitarristenkollegen oder als träumerische Arpeggien daherkommend wie bei „Horizont“, einem von der balinesischen Gamelanmusik inspirierten Stück. Ob als klare Melodielinie über einer Art unterschwelligem Begleitteppich oder nach Art eines Liedes ohne Worte komponiert, dazu mit hauchzartem Flageolettschluss wie in „Meditation“. Der Ideenfülle schienen keine Grenzen gesetzt. Und dann der Parforceritt einer von einer kalabrischen Geschichte um den Stich einer Tarantel abgeleiteten „Tarantella“, bei dem Siino endgültig in seinem Element war.
Der Gitarrist Gaetano Siino ist indes auch sein eigener Tontechniker, wenn er etwa seiner Gitarre dank elektronischer Verstärkung weiche, hallende Klänge entlockt. Vor allem aber, wenn er mit Hilfe seiner Loopmaschine, wie im mit dem sprechenden Titel „Sequenzen“ bezeichneten Stück, nach und nach in absoluter Präzisionsarbeit mehrere aufeinander abgestimmte Melodiefloskeln und rhythmische Akkordfolgen einspielt, sodass er schließlich den Sound von einem ganzen Gitarrenorchester live auf die Bühne stellt. Und im aparten Kontrast zu diesen technischen Kniffen und deren verblüffenden Effekten zelebriert Siino dann eine traumverlorene, meditative Melodie, komponiert auf einen Sonnenuntergang am Meer, um anschließend mit eigens umgestimmter Gitarre, um den eigenen kompositorischen Ideen gerecht werden zu können, aus seiner Gitarre ansatzweise Effekte wie beim Spiel einer Tappinggitarre herauszuholen, kombiniert mit dem perkussiven Element des Schlagens auf den Korpus.
Gleich eine ganze Reihe solcher Effekte präsentierte er mit „Time Out“, dem letzten Stück seines offiziellen Programms, um als feurige Zugabe seine musikalische Reise durch den Mittelmeerraum anzuschließen. Der Abend endete besinnlich mit seiner Version des Präludiums aus Johann Sebastian Bachs Cello-Suite in G-Dur.