Kleine Sünden – wer kann schon von sich sagen, nichts auf dem Kerbholz zu haben? Die Einwohner eines kleinen Dorfes um das Jahr 1900 jedenfalls nicht. Bürgermeister Helmut (Ibachs Rathauschef Helmut Kaiser) nutzt das Rathaus als Schnapsbrennerei, der Feuerwehrhauptmann (Markus Schlegel) beherbergt seine Hühner im Spritzenhaus, die Lehrerin (Margarethe Romacker) ist finanziellen Aufmerksamkeiten im Gegenzug für gute Noten von Schüler nicht abgeneigt und die Postbotin (Janet Pfister) öffnet Briefe und hat dafür auch einen Grund: „Man will schließlich wissen, was in der Welt vorgeht“. Da trifft es alle wie ein Schlag, dass sich der neue Statthalter zu einer Inspektion ansagt.

Und es kommt noch schlimmer. Zwei Tratschweiber (Christine Gaugler, Karin Steinebrunner) bringen die Nachricht, dass ein junger, gut aussehender Mann im Gasthaus Engel abgestiegen ist. Bestimmt der Statthalter – und das, bevor die Sünden unter den Teppich gekehrt werden konnten. Der Bürgermeister macht sich auf den Weg, um den Neuankömmling (Burkhard Siegfried) zu begrüßen. Gemeinsam mit seiner Frau Roswitha (Barbara Schramm-Neumann) schmiedet er den Plan, den Statthalter Gregor mit seiner Tochter Anna (Niki Philipp) zu verkuppeln, denn: „Dann gehört er dazu.“ Im Haus des Bürgermeisters stecken alle, die kleine Sünden auf dem Gewissen haben, Gregor Geld zu. Der versteht nicht, warum, denn schließlich ist er nur ein Handwerkergeselle, der auf dem Weg zu seiner neuen Anstellung noch ein paar freie Tage genießen will, wie er Anna erzählt. Es kommt, wie es kommen muss, die beiden verlieben sich. Man ist allgemein erleichtert, aber der Bürgermeister trauert seinem Geld nach, dass er Gregor zugesteckt hat. Anna hat da kein Mitleid: „Ihr alle seid auf euer schlechtes Gewissen hereingefallen.“ Gelernt haben die Protagonisten aus der Situation aber nichts: Der Bürgermeister setzt Maische für sein „gebranntes Obst“ an, der Feuerwehrhauptmann kümmert sich wieder um seine Hühner. Da trifft sie die Nachricht der Postbotin, dass ein neuer Gast im Engel eingetroffen ist, sich als Statthalter vorgestellt hat und Rathaus und Spritzenhaus sehen möchte, wie ein Schlag. Das erhoffte Happy End bleibt, außer für Anna und Gregor, aus. „So wird es möglicherweise bis vor Kurzem in unseren Gemeinden zugegangen sein“, sagt Siegfried lachend.

Das Stück nach einer Idee von „Der Revisor“ von Nikolai Gogol hat Karin Steinebrunner, die auch Regie geführt hat und auf der Bühne stand, eigens für ihre Theatertruppe geschrieben. Musikalisch wurde das Geschehen auf der Bühne von Margarethe Romacker (Geige), Georg Meyer (Akkordeon) und Reinhard Schurian (Gitarre) untermalt. „Wir werden grandios unterhalten“, hatte Dachsbergs Bürgermeister Stephan Bücheler eingangs gesagt. Und nicht zu viel versprochen.