Görwihl – Der Schwarzwaldverein Görwihl hat am Sonntagnachmittag bei bestem Wetter auf dem Bergli in Strittmatt sein 125-jähriges Bestehen gefeiert. Dabei ging so manch banger Blick in den Himmel. Doch erst kurz vor Ende der Feier fegte ein fünfminütiger heftiger Hagelschauer über Strittmatt und die Region hinweg.

Der Bürgersaal war liebevoll dekoriert, und die Strittmatter Frauengemeinschaft verwöhnte die Besucher mit einem leckeren Kuchenbuffet, natürlich allesamt selbst gebacken. Von draußen wehte ein Hauch von Wiesn durch die Eingangstüre. Beim Güggeli-Stand der Familie Ebner aus Happingen wurden die Gäste herzlich empfangen und bekamen Herzhaftes zum Essen. Die Kinder suchten schattige Plätze auf und hatten Freude beim Malen und Lesen. Es verkürzte zumindest die Zeit, bis man endlich mit dem Planwagen und zwei Pferdestärken der Familie Frank aus Rotzingen durch Strittmatt chauffiert wurde. Auch ein Quiz war vorbereitet worden, und die Gäste nahmen rege daran teil.

Für gute Laune und Spaß an der Musik sorgten Frieda and Friends. Der Vereinsvorsitzende Karl-Heinz May eröffnete den offiziellen Teil des Festaktes. Er konnte Landrat Martin Kistler, Bürgermeister Mike Biehler und Andreas Hall vom Hauptverein des Schwarzwaldvereins begrüßen, bevor er die letzten beziehungsweise ersten 125 Jahre seines Vereins Revue passieren ließ. Dabei dankte er seinen Vereinskollegen für den unermüdlichen Einsatz für die Wanderwege in der wunderschönen Landschaft, die Pflege von Historischem und des Biotops in Oberwihl. „Nur so können die Wanderer und auch die Mitglieder die Natur in vollen Zügen genießen“, betonte May.

Genauso alt wie der DFB

Vor 125 Jahren hatten der Pfarrer, der Bürgermeister, der Lehrer und der Wirt den Schwarzwaldverein Görwihl gegründet – er ist damit genauso alt wie das Bürgerliche Gesetzbuch, das 1900 in Kraft trat, und der im selben Jahr gegründete Deutsche Fußball-Bund. Zunächst wurden damals die Höllbachfälle vom Waldshuter Schwarzwaldverein übernommen, ein Spazierweg zur „schönen Aussicht“ und nach Tiefenstein auf den Schlossberg angelegt. Schon zehn Jahre später fand das erste Stiftungsfest auf dem Schlossberg mit 2000 Menschen statt. Ausflüge mit Einkehren gehörten schon in den ersten Jahren zum Programm, und der erste Gugelturm wurde vom Schwarzwaldverein Görwihl erstellt und später an Herrschried übergeben. Liegt er doch auf dessen Gemarkung. Viele Wege und Plätze wurden im Laufe der Zeit angelegt, so der Vikarsweg nach Burg/Rotzingen und die Alfred-Mutter-Kanzel am Kaibefelsen.

Nach der kriegsbedingten Pause wurde der Verein 1950 im „Badischen Hof“ (heute Sparkasse) mit 18 Mitgliedern wieder ins Leben gerufen. 1985 und in den Folgejahren darbte der Verein vor sich hin und wurde 1993 schließlich von Bürgermeister Harald Scheuble, Rektor Eisenbeis und Bruno Feige gerettet. Ab 1995 ging es wieder bergauf. Unvergesslich bleibt die spektakuläre Absenkung des neuen Albsteges. Neue Rundwanderwege wurden ausgewiesen und Wandertafeln erstellt und in 2000 auf das neue einheitliche System umgestellt. Es folgte ein weiterer Höhepunkt, als 2011 das alte Schwimmbad Oberwihl ausgebaggert wurde. Bis heute wird es vom Schwarzwaldverein als Biotop gepflegt. Sechs neue kurze Rundwanderwege wurden angelegt. Den Vogellehrpfad übernahm der Verein vom Naturschutzbund und schilderte ihn aus; an der Gletschermühle legte er einen Naturpfad am Zugang von der Parkbucht an. Mit der Kirchengemeinde wurden die Kapellenwanderwege entworfen und beschrieben.

Der Vorsitzende warb für das Engagement in dem altehrwürdigen und zugleich agilen Verein, indem er auf die vielfältigen Aktivitäten auf den Gebieten Naturschutz, Jugend, Familie und natürlich das Wanderangebot mit Halbtageswanderungen, einschließlich Genusswanderungen, und das Wandern im Hochgebirge hinwies. Auch an Familien werde gedacht, zum Beispiel mit dem Fackelweg. Ungewöhnliche Angebote wie das Wandern mit einem Hula-Hoop-Reifen am Sonntag, 15. Juni, kommen dazu. Ebenfalls erstmals im Programm ist eine Tour am Sonntag, 20. Juli, mit E-Bikes nach Dachsberg-Hierbach. Nach einer Mittagseinkehr geht es wieder zurück, 36 Kilometer sollen dabei zurückgelegt werden.

Beeindruckt vom Engagement

Landrat Martin Kistler zeigte sich beeindruckt davon, was der Verein über die Jahre und Jahrzehnte hinweg für den Naturschutz und den Tourismus geleistet hat. Der Verein schaffe wirklich einen Mehrwert für Görwihl und den Kreis. Dafür bedankte er sich mit einem kleinen Scheck für das riesige Engagement. Bürgermeister Mike Biehler gratulierte ebenfalls und betonte, wie wichtig der Schwarzwaldverein für Görwihl und den Tourismus ist. Ganz besonders habe er sich darüber gefreut, dass der Verein den Vogellehrpfad übernommen hat und in die Umweltpädagogik eingestiegen ist, sagte Biehler. Er wünschte dem Verein viele weitere erfolgreiche Jahre. Dann überreichte er einen Geschenkkorb mit Gipfelwasser und – wie er mit einem Augenzwinkern betonte – einen etwas größeren Scheck als der Landrat. Da konnte auch der Hauptverein des Schwarzwaldvereins aus Freiburg nicht hinten anstehen. Andreas Hall übergab traditionsgemäß ein Modellbänkle und den Zuschuss für eine schöne große Bank für einen herrlichen Aussichtsort.

Bevor der Vorsitzende die Regie wieder an Frieda and Friends übergab, konnte Karl-Heinz May 28 Wanderkameraden für zusammengerechnet 760 Jahre im Verein ehren. Auch das Schätzrätsel wurde aufgelöst. Es wurden 72 Wegweiserposten einbetoniert. Der große Rucksack ging an Lissi Süterlin aus Lörrach, der kleine an Hovalt Röder aus Murg und die Kappe an Gerhard Schäuble aus Segeten.

Für 50 Jahre Treue zum Schwarzwaldverein Görwihl wurde Richard Keller mit der goldenen Nadel nebst Urkunde geehrt und Renate Störk sogar für 60 Jahre. 26 Mitglieder wurden für 25 Jahre Mitgliedschaft mit der silbernen Nadel und einer Urkunde geehrt: Klaus Döbele, Franz und Rosemarie Eckert, Klaus und Angelika Eckert, Ursula Flum, Johannes Huber, Friedrich Jehle, Gabriele und Werner Jehle, Ludwig Karch, Hermann und Hermine König, Gabriele Köninger, Bernhard Kolb, Walter und Astrid Maier, Willy und Heike Maier, Rudolf Maleri, Klara Rathberger, IIira Celic, Roswitha Hetnöcker, Lothar Schröger sowie Erika Schröger und Ingrid Schubert.