Hotzenwald Beim letzten Geschichtsstammtisch Ende Februar drehte sich alles um den Abbau und die Bearbeitung von heimischem Granit. Ein steinhartes Geschäft, wie der Oberwihler Steinmetzmeister Werner Ulrich im Niederwihler Gasthaus Adler anhand eines echten Granitblocks demonstrierte. Ulrich spaltete den vorgebohrten Block mit dem Werkzeug, welches er während seiner aktiven Berufszeit verwendete, von Hand. Ein paar gezielte Schläge mit Spalteisen und Hammer, dann horchte er, ob der Stein knirschende Geräusche von sich gab, bis er auseinanderbrach.

„Spalten ist immer ein Risiko gewesen“, berichtete Werner Ulrich. Ebenso wie das Sprengen der großen Blöcke, beim „Schuss“, während dem sich die Arbeiter hinter die Fahrzeuge oberhalb des Steinbruchs zurückzogen. Nach dem Schuss hätten die Steine rotiert, so Ulrich, verwendet wurde Schwarzpulver. „Man hat nie mit Dynamit gesprengt“, sagte er. Und: „Im ganzen Hotzenwald hat es von Steinbrüchen gewimmelt. Steinbrüche waren ein Wirtschaftszweig.“ Der Albtal-Granit war und ist bekannt für seine Härte, nur der Schotterbruch vom stillgelegten Steinbruch Wickartsmühle sei härter. In Tiefenstein seien gleich mehrere Steinbrüche betrieben worden, erklärte Werner Ulrich, der im Familienbetrieb Ulrich mit Sitz in Oberwihl arbeitete. Albtal-Granit wurde zu Schotter für den Straßenbau verwendet, aber auch für Wegkreuze, Denkmale, Marksteine und Mauern, lange bevor es Baumärkte gab. Er ist im Hauptgebäude des Badischen Bahnhofs in Basel vorhanden, bildet den Sockel einer Bank in Schaffhausen, wurde für Stufen auf dem ehemaligen Reichstagsgelände in Nürnberg genutzt.

Die Arbeit in den Steinbrüchen war nicht nur hart. „Das Spalten ist eine Sache für sich“, berichtete Ulrich, „da braucht man Erfahrung“. Das Wichtigste sei das Einteilen eines Blockes, sagte er. Die Arbeit am Granit dokumentierte er anhand von Fotos, die in einem kleineren Steinbruch bei Niederwihl gemacht wurden. „Man ist fast sicher, dass er von italienischen Steinhauern eröffnet wurde“, so Ulrich. Steinhauer seien immer dorthin gegangen, wo die Arbeit war. Am schnellsten sei Stein von Findlingen gewonnen worden, „bei einem Bruch war es aufwändiger“. Heute wird noch ein Steinbruch in Tiefenstein betrieben. Erste Meldungen über Granitbearbeitung in Tiefenstein stammen von 1854, berichtete Elmar Kerber in seinem einführenden Referat über die Geschichte des Granitabbaus im Hotzenwald. Damals hatte Tiefenstein „einige Einnahmen von Granitblöcken, welche zur Eisenbahnbrücke über die Alb in Albbruck geholt werden“.

1879 lieferten die Herren Rossi & Mazza Tiefensteiner Granitsteine für die neue Rheinbrücke in Basel. 1891 wurde für das Mauerwerk der Aare-Brücke bei Koblenz/Schweiz Granit aus Tiefenstein verwendet. Die Schweizer Bauzeitung meldete 1892, dass die dort eingesetzten rund fünf Kubik großen Auflagerquader aus Granit je bis zu 14 Tonnen wiegen. Weshalb der Transport der Stücke und das Versetzen derselben keine kleine Arbeit gewesen sei. Fazit der Bauzeitung: „An Solidität lässt dieses Bauwerk nichts zu wünschen übrig.“ Elmar Kerber berichtete, dass es in der heutigen Gemeinde Görwihl mehrere Gruben gab: Sandgruben in Burg, Engelschwand, Niederwihl, Görwihl und Strittmatt, Kiesgruben in Görwihl und Niederwihl, eine Lehmgrube in Rotzingen.