Görwihl – Am Weihnachtsabend 1724 zog der damalige Pfarrer, so steht es in den Akten, in das neu gebaute Görwihler Pfarrhaus ein. Aus Anlass des 300-jährigen Bestehens hatte nun Pfarrer Stahlberger zu einem Konzert ins Pfarrhaus eingeladen. Zum Entstehungszeitpunkt lebten bis zu 18 Personen darin, heute beherbergt es das Seelsorgeteam, das Sekretariat und die Wohnung von Pfarrer Stahlberger.
Dicht gedrängt saßen die Besucher in dessen Wohnzimmer einschließlich der beiden angrenzenden Räume um die in der Mitte im Kreis sitzenden Musiker. Die Leiterin des Delios-Gambenconsorts Stuttgart, Hélène Godefroy, musizierte mit ihrem Ensemble auf verschiedenen Sopran-, Alt-, Tenor- und Bassgamben. Die Werke waren allesamt zum Zeitpunkt des ersten Einzugs in das Pfarrhaus bereits komponiert.
Das Konzert begann und endete mit Werken aus der Feder des in Thüringen geborenen Michael Praetorius. Außerdem im Programm waren die Engländer John Dowland, William Byrd und Antony Holborne. Nach dem fünfstimmigen „Hosianna dem Sohne Davids“ zu Beginn erklangen von Praetorius drei Sätze zu „Wachet auf, ruft uns die Stimme“, zunächst als zweistimmige Version mit Laute und Tenorgambe, dann dreistimmig und am Ende zu fünft musiziert. Eindrücklich konnten die Zuhörer dabei auch die unterschiedlichen, von Praetorius angewandten, der Besetzung angepassten Kompositionsstile bewundern, vom stark polyphon gearbeiteten zweistimmigen Satz bis zur deutlich homophoneren Fünfstimmigkeit.
Die ältesten Stücke stammten von William Byrd und Anthony Holborne. Byrd hatte in seine in sich wiegende Schaukelbewegung für den neugeborenen Jesus in Form von gewagten Zusammenklängen auch dessen Leidensweg schon mitahnend in Töne gesetzt, Holbornes „The cradle“ erklang wiederum sowohl solistisch als auch in der Ensemblebesetzung, und den Abschluss bildeten zwei-, drei-, vier- und fünfstimmige Vertonungen von Praetorius‘ „Wie schön leuchtet der Morgenstern“.