Karin Steinebrunner

Als Abschlusskonzert I des Görwihler Kultursommers angekündigt spielten Geiger Mark Johnston und Pianist Alexander Reitenbach am Samstagabend in der Görwihler Pfarrkirche vier Sonaten von Wolfgang Amadeus Mozart. Dabei hatten sie einige Besonderheiten zu bieten.

Die Sonate G-Dur, KV 301, entstanden während Mozarts Aufenthalt 1777/78 in Mannheim, wo Mozart die neuen Klänge der Mannheimer Manier in seinen Stil übernahm, verzichtet aufgrund ihrer Zwei-Satz-Struktur zwar auf ein ausdrucksstarkes Adagio, gibt der Geige indes durchweg sangliche Passagen. Der erste Satz setzte nach anmutigem Beginn gleich mehrere musikalische Ausrufezeichen, die Geige präsentierte sich mit koketten Einwürfen, frei kann sich das Klavier ausspielen. Der zweite Satz ist derweil geprägt durch ein liedhaftes Rondo-Thema sowie in der Satzmitte durch eine aparte Eintrübung nach Moll.

Die Sonate B-Dur, KV 378, die einzige dreisätzige dieses Konzertabends, behandelte beide Instrumente als gleichberechtigte Partner. So entwickelte sich ein regelrechter Wettstreit um die Stimmführung. Perlenden Läufen auf dem Klavier stehen markante Einwürfe der Geige gegenüber. Im langsamen zweiten Satz darf sich dann zunächst ausgesprochen spielfreudig das Klavier mit kleinen Schnörkeln präsentieren, während das zweite, etwas gesetztere Thema vollkommen der Geige anvertraut wird. Im dritten Satz konzertieren beide Instrumente mit überbordendem Spielwitz um die Wette, von Johnston und Reitenbach ebenso virtuos wie präzise umgesetzt.

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Die Sonate e-moll, KV 304, gleich nach dem plötzlichen Tod der Mutter geschrieben und Mozarts einzige Sonate dieser Besetzung in Moll, stellt kurze, klagende Motive an den Beginn, die sich in der Folge mit trotzigen Ausbrüchen und wortkargen Unisonostellen abwechseln. Der zweite Satz exponiert eine einsame Klaviermelodie, die erst nach ihrem vollständigen Erklingen von der Geige übernommen wird.

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Die Sonate G-Dur, KV 379, schließlich ist die wohl ungewöhnlichste der vier Kompositionen des Programms. Wiederum zweisätzig, versteckt sich in ihrem ersten Satz quasi eine Art eigenständiger Zweisätzigkeit, während der reale zweite Satz ein Thema mit Variationen darstellt. Im langsamen Anfangspassus des ersten Satzes begnügt die Geige sich über weite Strecken damit, Farbtupfer zum Klavierpart hinzuzufügen. Sobald indes das Klavier zu seiner schnellen, quirligen Thematik wechselt, tritt die Geige als gleichwertiger Partner hinzu, und beide entwickeln im Fortgang eine beinahe Beethoven‘sche Verve. Im zweiten Satz werfen sie sich einander ergänzende Zwischenrufe zu. In den Variationen wechseln sie sich dann in der Führung wieder ab.

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Tosender Applaus belohnten diese beiden hervorragend agierenden Künstler. Als Zugabe hatten die sich ein kammermusikalisches Juwel auserkoren, den letzten Satz aus Olivier Messiaens achtsätzigem „Quartett für das Ende der Zeit“, entstanden 1941 im Kriegsgefangenenlager von Görlitz.