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Das Interesse an den Kunstwerken war ausgesprochen groß, in den Pausen stellten sich die beiden Künstlerinnen den vielen Fragen aus dem Publikum, und dessen Begeisterung für die Musik ließ Sängerin Adeline Hasler und Kontrabassist Jonas Hoenig auch nach zwei Zugaben nur höchst ungern abtreten.

Ausgesprochen gut besucht war die zweite Veranstaltung des diesjährigen Görwihler Kultursommers in der Kirche in Oberwihl, wo Louisa und ...
Ausgesprochen gut besucht war die zweite Veranstaltung des diesjährigen Görwihler Kultursommers in der Kirche in Oberwihl, wo Louisa und Martina Huber ihre Kunst vorstellten und das Duo Centrepiece musizierte. | Bild: Karin Steinebrunner

„Stigmata“ ist der Titel von Martina Hubers Porträt Jesu‘ mit der Dornenkrone. Stigmata sind allgemein Wundmale, im Speziellen die Wundmale Christi, die Martina Huber fokussiert hat auf die Stiche der Dornenkrone. Stiche sind zudem auch wörtlich zu nehmen in ihrem Kunstwerk, denn es scheint nur auf den ersten Blick ausschließlich gemalt zu sein. In Wahrheit aber bestehen Bart, Augenbrauen und Umrisse des Gesichts wie der Dornenkrone des Porträts aus Stichen. Sie sind nämlich mit rund 5700 Nadelstichen genäht. Und wie im echten Leben, so Martina Huber in ihrer Erläuterung, sieht man dessen wahren Charakter erst beim Blick quasi von hinter den Kulissen, also von hinten. Dabei blitzen die kleinen Einstichlöcher wie winzige Perlen auf, wenn eine Lichtquelle das Gemälde von hinten anscheint, und geben der Darstellung so nochmals einen zusätzlichen Reiz.

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„Fragmentum“ heißt die Bildkomposition von Martina Hubers Tochter Louisa, der jüngsten Künstlerin dieses Kultursommers. Ausgehend von der Platonrezeption des dänischen Philosophen Kierkegaard gibt sie dem Moment als Nichts und Ewigkeit zugleich umfassendem und damit die Zeit aufhebendem Phänomen Raum, indem sie bewusst bruchstückhafte Momentaufnahmen von Personen abbildet. Sie kombiniert die Porträts eines Jünglings und einer Frau, dargestellt jeweils in einer augenblickshaften Pose, mit Details wie zwei einander zugewandte, sich beinahe berührende Hände oder Münder, zwei aneinander gelehnte Wangen oder einen nach hinten gekrümmten Oberkörper, wobei sie die beiden Porträts zum Zeichen, dass die Darstellung der Person gegenüber der des Augenblicks in den Hintergrund tritt, auf dem schwarzen Hintergrund auch räumlich nach hinten versetzt und die Detailaufnahmen im Gegenzug hervorhebt.

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Adeline Hasler und Jonas Hoenig ersetzen zu zweit mühelos eine ausgewachsene Jazz-, Rock- oder Popband, wobei sie alle Stilrichtungen mit einem Facettenreichtum an Melodik und Ausdruck interpretieren, dass man einfach nur unendlich weiter zuhören möchte. Die markante, kraftvolle und zugleich hochflexible, sich mühelos zwischen mehreren Oktaven auf und ab bewegende Stimme Adeline Haslers ist einmal ganz Melodie, wird zum reinen Instrumentalklang, um im nächsten Moment in geradezu unglaublicher Verständlichkeit extrem zungenbrecherische Texte zu interpretieren und damit den Text zum hochpräzisen Rhythmusgeber werden zu lassen. Der Kontrabass wird im Gegenzug durch die virtuose Beherrschung Hoenigs zum ebenbürtigen Partner der Stimme auch im Melodischen. So spielen die Beiden Jazzstandards wie „Give Me the Simple Life“, Popsongs aus dem Great American Songbook wie „Everything Happens to Me“ oder Beatlesongs wie „I Want to Hold Your Hand“ gleichermaßen mitreißend, und ebenso gelungen interpretieren sie einfühlsame Ohrwürmer, allen voran den Evergreen „Moon River„.