Herbert Schnäbele

Ein bemerkenswertes Kulturwochenende wurde im benachbarten Kaiserstuhl geboten. Die Kulturgemeinschaft „Festival der Stille“ präsentierte am Freitagabend in der Kaiserbühne unter dem Titel „La Vie en Rose“ einen unterhaltsamen wie tiefsinnigen Theaterabend, der in der Zeit direkt nach dem Zweiten Weltkrieg in der Provinzsstadt Bouville in Frankreich spielt. Der renommierte Schauspieler und Gründer der Kaiserbühne, Peter Niklaus Steiner, alias Antonine Roquentin, Ich-Erzähler aus dem Roman „Der Ekel“ von Jean-Paul Sartre, philosophierte unterhaltsam über den Existenzialismus.

In erfurchtsvoller Pose sinniert der Schauspieler Peter Niklaus Steiner, alias Antonin Roquentin (Ich-Erzähler aus dem Roman „Der ...
In erfurchtsvoller Pose sinniert der Schauspieler Peter Niklaus Steiner, alias Antonin Roquentin (Ich-Erzähler aus dem Roman „Der Eckel“ von Jean-Paul Sartre) vor der Sängerin Lera Furrer alias Edith Piaf, über die Existenz des Menschen. Auf dem Bild (v.l.) Komponist und Pianist Massimiliano Matisec, Peter Niklaus Steiner, Lera Furrer. | Bild: Herbert Schäbele

Einerseits tiefgründig und doch oft mit entwaffnender Offenheit stellte er die Existenz des Menschen in den Mittelpunkt seiner schauspielerisch gelungenen Darstellungen. Im Wechsel mit dem Erzähler brillierte stimmgewaltig die Chanson- und Opernsängerin Lera Furrer als „Edith Piaf„, virtuos und meisterlich begleitet am Klavier von Massimiliano Matesic, mit den großen Chansonerfolgen der französischen Sängerin, wie „La Vie en Rose“ oder „Non, je ne regrette rien“. Stürmischer Beifall belohnte die Interpreten am Ende des rund einstündigen Theaterabends.

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Am Samstagabend folgte ein außergewöhnliches Konzert in der Kaiserstühler Kirche. In dem mit rund 70 Zuhörern unter Coronabedingungen voll besetzten Kirchenraum präsentierten Thomas Grossenbacher am Violoncello, bravourös und kraftvoll am Klavier begleitet von Yulia Miloslavaskaya, zunächst zwölf Variationen über „Ein Mädchen oder ein Weibchen“ aus der Zauberflöte. Im großen klanglichen Gegensatz dazu erfolgte danach die Uraufführung der „Introduzione e Passacaglia“ aus der Feder des beim Konzert anwesenden Komponisten Massimiliano Matesic.

Außergewöhnliche Klangbilder

Viele außergewöhnliche Klangbilder, kräftige Disonanzen und wuchtige Akkordfolgen verlangten den Interpreten einiges ab und bedeuteten zugleich schwere Kost für die Zuhörer. „Ich möchte mit die Melancholie des 17. Jahrhunderts mit all ihren Stimmungen zum Ausdruck bringen“, so der Komponist. Als finaler Höhepunkt erklang danach die viersätzige Sonate in f-Moll, Nr. 1 von Johannes Brahms, bei der die Interpreten erneut bravourös ihr Können unter Beweis stellten. Ein Titel aus „Fantasiestücke op. 73“ von Robert Schumann als Zugabe rundete den Konzertabend wohltuend ab.

Die Konzerte mit der Sopranistin Rachel Harnisch und einem Instrumentalensemble folgen am 29. August um 18 und 20 Uhr in der Kirche St. Katharina. Vorverkauf im Internet (www.festivalderstille.ch).