Die Zahl der Menschen, bei denen eine aktive Infektion mit dem neuartigen Coronavirus Sars-CoV-2 bestätigt wurde, steigt seit Juli entlang des Hochrheins wieder an. Doch entwickelt tatsächlich jeder positiv Getestete Symptome? Ein Blick auf die Krankheitsverläufe im Landkreis Waldshut seit Pandemiebeginn.
65 Prozent milde bis mittelschwere Verläufe
„Von den uns bekannten Fällen im Landkreis waren 14 Prozent asymptomatisch, also ganz ohne Symptome, 65 Prozent hatten milde bis mittelschwere Symptome und 21 Prozent hatten so schwere Verläufe, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten“, gibt Michael Swientek, Sprecher des Landratsamts Waldshut, einen Einblick in die Erhebungen des Gesundheitsamts in den vergangenen Monaten.
Diese Beobachtungen der Krankheitsverläufe im Kreis Waldshut sind die Ergebnisse der seit Pandemiebeginn regelmäßigen Kontaktaufnahme und Erfassung des Gesundheitszustands von positiv auf Sars-CoV-2 getesteten Personen durch das Gesundheitsamt.
Auch wenn Waldshuter Ergebnisse nicht als repräsentativ interpretiert werden können, so sind Parallelen dieser Beobachtungen der Behörde mit den allgemeinen internationalen Erfahrungen zu erkennen: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzte Anfang Juni den Anteil der milden bis mittelschweren Verläufe auf rund 80 Prozent aller Fälle. 20 Prozent der Corona-Infektionen verlaufen laut WHO dagegen so schwer, dass die Patienten im Krankenhaus behandelt werden müssen.
Symptome: Nicht nur Husten und Fieber
Zu den Symptomen der positiv getesteten Menschen aus dem Kreis Waldshut erläutert Michael Swientek: „Viele der Patienten berichten von Fieber, Husten und Geruchs- oder Geschmacksverlust. Aber auch Durchfälle, Gliederschmerzen, Schnupfen und andere grippeähnliche Symptome sind möglich. Bei schweren Verläufen kann es zu Atembeschwerden bis hin zur Notwendigkeit einer Beatmung im Krankenhaus kommen.“
Einen Zusammenhang zwischen dem Erkrankungsstadium und den Symptomen beobachtete Dr. Stefan Kortüm, Chefarzt der Zentralen Notaufnahme am Klinikum Hochrhein bereits Anfang April: Auffällig sei, dass die damals als eindeutig geltenden Symptome wie hohes Fieber und trockener Husten nicht bei allen positiv auf Covid-19 getesteten Patienten vorlägen. So seien weitere Symptome und auch fieberfreie Krankheitsbilder beobachtet worden.
Dr. Hans-Jürgen Ott, Chefarzt der Intensivmedizin am Klinikum Hochrhein, wies Anfang Juli darauf hin, dass es nach wie vor noch viele unbekannte Faktoren bei Sars-CoV-2 gibt: „Bis heute lässt sich beispielsweise nicht klar sagen, wer mit einem schweren Verlauf rechnen muss. Bei älteren Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen wurden schwere Verläufe zwar häufiger beobachtet, doch es gibt auch Fälle, in denen betagte und vorerkrankte Menschen wieder genesen sind.“
Ansteckend auch ohne Krankheitsanzeichen
Ob mit Krankheitsanzeichen oder ohne: Grundsätzlich sei jeder Coronapatient ansteckend, gibt Swientek zu bedenken. Die Wahrscheinlichkeit dass es zur Infektion anderer komme, steige aber mit Symptomen wie Husten oder Niesen, und mit der Länge und Nähe des Kontakts. Der Sprecher des Landratsamts ergänzt: „Daher ist das Einhalten des Abstands von mindestens 1,5 Metern und das Tragen eines Mund-Nase-Schutzes beziehungsweise einer Mund-Nase-Bedeckung so wichtig.“
Nach einem Kontakt mit einem positiven Fall kann es bis zu 14 Tage dauern, bis erste Krankheitszeichen auftreten, doch im Durchschnitt liegt die sogenannte Inkubationszeit bei fünf bis sechs Tagen. Über die Ansteckungsquote von festgestellten Kontaktpersonen im Kreis Waldshut sagt Swientek:“Bei den von uns überwachten Kontaktpersonen der Kategorie I, also jene Kontakte, die ein relevantes Ansteckungsrisiko hatten, sind 6,3 Prozent nach dem Kontakt positiv geworden.“