Frauenfußball Dass der Duden zu ihrem bevorzugten Lesestoff gehört, ist wenig wahrscheinlich. Viel mehr dürfte die 22-jährige Meike Engelhardt aus Berau in medizinischen Angelegenheiten belesen sein, arbeitet sie doch als Medizinische Fachangestellte beim Klinikum Hochrhein in Waldshut. Und so akribisch, wie sie dort für ihre Patienten da ist, wirkt sie auch für ihr Fußballteam.
Womit wir wieder beim Duden wären. Der definiert das Wort „Hobby“ nämlich genau so, wie Meike Engelhardt ihrer Leidenschaft beim SV Berau nachgeht: „Hobby ist eine als Ausgleich zur täglichen Arbeit gewählte Beschäftigung, mit der jemand seine Freizeit ausfüllt und die er mit einem gewissen Eifer betreibt.“ Passt alles, vor allem der Eifer. Meike Engelhardt hat bereits 46 Tore erzielt – und damit fast alle der 61 Treffer ihrer Mannschaft. Erst am Sonntag steuerte sie zum 12:1-Kantersieg beim FC Dachsberg sieben Treffer bei.
„Tore sind schon mein Hobby“, lacht die blonde Stürmerin, die auf dem Platz jedoch alles andere als eine Alleinunterhalterin ist. „Es ist ja nicht so, dass ich alle Tore schießen muss. Das ergibt sich dann einfach so“, erzählt die junge Frau, die auch als Vorbereiterin glänzt. „Ich schieße unsere Eckbälle, denn Amelie Wiedmer ist sehr kopfballstark und hat so auch schon Tore erzielt.“

Weshalb Meike Engelhardt aus der Berauer Mannschaft, die mangels ausreichendem Kader auf Kleinfeld spielt, so heraussticht, erklärt ihr Trainer Luigi Culotta mit sizilianischer Leidenschaft: „Meike ist ein Naturtalent. Sie ist fantastisch am Ball, schießt rechts und links, hat beidfüßig einen harten und sehr präzisen Schuss“, schwärmt er: „Meike ist für uns ein Segen.“

Klar, dass er so eine Spielerin nicht hergeben will. Begehrt sind die fußballerischen Fähigkeiten von Meike durchaus: „Es gibt die eine oder andere Anfrage“, erzählt die Torjägerin vom Interesse umliegender Vereine: „Aber für mich war ein Wechsel nie ein Thema. Das Mannschaftsgefühl hier beim SV Berau gefällt mir. Ich spiele seit frühester Kindheit hier – ich möchte nicht weg.“
Oberliga mit dem ESV Waldshut
Wobei das nicht ganz stimmt. Zwischendurch trug sie das Trikot des ESV Waldshut, der vor einigen Jahren unter Trainer Sven Rapp im Mädchenfußball für viel Furore sorgte und es bis in die Oberliga schaffte. Dort mischte dann auch Meike Engelhardt zwei Jahre mit, bis sich das Team auflöste – und sie wieder zum SV Berau wechselte.

Der Fußball hatte schon immer einen gewissen Stellenwert in der Familie: „Mein Papa hat früher selbst aktiv gespielt, war im vergangenen Jahre hier sogar mein Trainer“, erzählt Meike Engelhardt, deren jüngere Schwester Anika bei den B-Juniorinnen des benachbarten VfB Mettenberg spielt: „Meine große Schwester Ronja spielt leider nicht mehr. Das wäre schon toll gewesen, wenn wir alle drei Mal gemeinsam in der Mannschaft gespielt hätten.“
Das Talent der kleinen Meike zeigte sich nicht erst im Verein, sondern auch auf dem Bolzplatz neben dem Haus: „Wir haben jeden Tag gekickt, quasi jede freie Minute – viele Jungs und auch zwei, drei Mädchen“, blickt Meike Engelhardt auf die Anfänge zurück. Als sie beim SV Berau immer mehr für Furore sorgte, nahm sie am Stützpunkttraining in Laufenburg bei Stefan Meister teil. Der Weg nach oben schien mit dem Wechsel zum ESV Waldshut geebnet.
Den großen Fußball gibt es für Meike Engelhardt, deren Vorbild die zurückgetretene Torjägerin Alexandra Popp vom VfL Wolfsburg ist, nunmehr im Stadion, wenn sie zum SC Freiburg geht. Hier aber nicht nur zu den Bundesliga-Spielen der Männer, sondern gern auch ins Dreisamstadion zu den Frauen. Bei der Europameisterschaft in der Schweiz hätte sie sich zu gern das eine oder andere Spiel angeschaut, doch sie ging beim Ticketverkauf leer aus.
Pokalfinale am 6. Juni in Berau
Also bleibt ihr nur, die großen Erfolge im Kleinen zu feiern: „Wir sind trotz des mühsamen Saisonstarts mit zwei Niederlagen mittlerweile Tabellenführer der Ost-Staffel“, sagte sie vor dem Saisonfinale in Dachsberg und nennt das letzte große Ziel: „Nun wollen wir natürlich auch noch den Pokal gewinnen.“ Durch Siege gegen den SC Minseln und den FV Tumringen wurde das Finale gegen den designierten Vizemeister Spvgg. Wutöschingen erreicht.

Im Endspiel genießt das Team von Luigi Culotta – nach Absprache mit den Wutöschingerinnen – den Heimvorteil und weiß eine große Fan-Gemeinde hinter sich: „Unsere Spiele sind immer sehr gut besucht“, freut sich der Trainer. Er hat seinen Abschied angekündigt und wünscht sich jetzt natürlich das „Double“ zum Ausstand: „Wir spielen am Freitag, 6. Juni, um 19.30 Uhr, hier auf unserem neuen Kunstrasen“, schlägt der 52-Jährige, der als Jugendlicher beim SV Untermettingen und als Aktiver dann beim SV Berau kickte, die Werbetrommel für seine Mädels.