Görwihl/Rickenbach Marlen Tennigkeits Skulpturen scheinen mit ihrem Gegenüber in Kontakt zu treten, ihre Sinnlichkeit spricht den Betrachter direkt an. Davon konnten sich die Besucher des 12. Görwihler Kultursommers am Montag zunächst am Nachmittag in der Kapelle in Egg und dann am Abend in der Kirche in Oberwihl überzeugen. Am Nachmittag wurde Marlen Tennigkeits Präsentation musikalisch begleitet von Geigerin Miriam Klüglich sowie vom Duo mit Sängerin Andrea Weiss und Gitarrist Wolfgang Daiss, die dann am Abend zudem ein eigenes Konzert gaben. Marlen Tennigkeit experimentiert gerne mit Fläche und Struktur. Ihre vielfältig in sich verschlungenen Skulpturen sind ein beredtes Zeugnis davon. Der sinnliche Faktor ist der Künstlerin bei ihren Arbeiten wichtig, und ihre Arbeiten haben Namen, die an Personen gemahnen. Nicht umsonst heißen sie beispielsweise Moony & Moony, denn verträumt sitzt dieses Zwillingspaar sich in der Kapelle in Egg gegenüber. Nessiflashy hingegen, eine mannshohe blaue Figur, erinnert an ein gutmütiges, glamouröses Fantasiewesen.

Viele Materialien hat die Künstlerin ausprobiert, hängen geblieben ist sie schließlich an dem eher bei Kunstobjekten ungewohnten Schaumstoff. Die leichte Lenkbarkeit trotz der Formstabilität haben es Marlen Tennigkeit angetan. „Der Schaumstoff nimmt den Schwung der Gestaltung quasi in sich auf, aber er zementiert ihn nicht, wie etwa ein Abguss, sondern bewahrt ihn lebendig“, erklärt sie ihre Vorliebe für dieses Material. Die Energie des Schaffensprozesses bleibt sozusagen im Werkstück präsent. Ihr Arbeitsprozess ist dabei eher spielerisch. In der Kommunikation mit dem Material, das ihre Impulse annimmt und die eingebrachte Spannkraft übersetzt, entsteht eine Wesenheit. Die Falten sind dabei Schutzraum, Refugium verborgener potenzieller Möglichkeiten. Sie liebt es, den Zufall mitarbeiten und sich von dem überraschen zu lassen, was ihr das Kunstwerk im Verlauf der Arbeit zurückgibt. Passend zur verspielten Verträumtheit der Figuren von Marlen Tennigkeit hatte Miriam Klüglich neben einem Satz aus Bachs h-moll-Partita den Satz einer Suite für Solovioline von Ernest Bloch ausgewählt, um die Präsentation in Egg zu umrahmen, und Wolfgang Daiss spielte das von Andrea Weiss gesungene „Fly Me to the Moon“ zur Abwechslung auf einer traditionellen Erzlaute.

Am Abend in Oberwihl dann präsentierte das Duo hauptsächlich Gospels in ganz eigenem Gewand, mal mit Bottleneck und Plektron gespielt, mal ganz einfach gezupft, oder aber mit Tapping-Gitarre, die aus der Begleitung gleich eine ganze Band herauszuholen scheint und die Gäste nicht nur beim Zuhören in Staunen versetzt sondern auch für die Augen ein Erlebnis bietet.