Wolfgang Daiss gab in Strittmatt am Dienstagabend im Rahmen des Görwihler Kultursommers spontan ein Ersatzkonzert für die krankheitsbedingt ausgefallene Veranstaltung mit romantischen Liedern und Orgelmusik. Dabei kamen drei seiner zahlreichen Instrumente zum Einsatz, und damit wurde sein Konzert zu einer höchst unterhaltsamen und vergnüglichen Lehrstunde.

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Mitgebracht hatte Daiss das kleinste Instrument seiner ausgedehnten Sammlung von Zupfinstrumenten überhaupt, eine viersaitige Ukulele. Dazu gesellte sich eine E-Gitarre und als drittes Instrument eine kleine 12-saitige Tapping-Gitarre. Die gespannt lauschenden Zuhörer konnten anhand von drei jeweils auf allen drei Instrumenten gespielten Stücken den direkten Vergleich der Klangstrukturen anstellen. Zunächst spielte Daiss auf der Ukulele den Jazzstandard „All Of Me“, „Summertime“ aus Gershwins „Porgy and Bess“ und Thelonius Monks Blues „Blue Monk“. Der filigrane, harfenähnliche Klang der Ukulele, auf der naturgemäß ihrer Größe wegen die Töne relativ nahe beieinander liegen, ließ die Stücke sanft swingen.

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Auf der E-Gitarre klangen die Stücke durch das Hinzutreten der tieferen Saiten zum Einen weicher, indes wurde dadurch das Spiel auch akzentreicher. Außerdem variierte Daiss auf geniale Weise je nach Instrument seine Interpretation der Stücke. So gab er der Einleitung von „Summertime“ auf der E-Gitarre einen beinahe sphärischen Charakter, indem er diese ausschließlich aus Flageolett-Tönen zusammensetzte. Aber auch die Melodie trat auf diesem Instrument viel prägnanter hervor als bei dessen kleinem Vorgänger, und Daiss konnte mit dem größeren Ambitus der sechs Saiten zugleich auch Dynamik und Artikulation wesentlich flexibler gestalten. Das wurde nochmals verstärkt deutlich bei den bluestypischen Abwärtsgängen in „Blue Monk“.

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Bei der 12-saitigen Tapping-Gitarre ist nicht nur der Tonvorrat nochmals deutlich größer, durch die spezielle Technik der Tongebung allein schon durch das Klopfen des Fingers auf die Saite hat der Spieler beide Hände gleichermaßen zur Verfügung. Daiss beherrscht diese Technik meisterlich, so dass er sich quasi selbst begleitet, mit der linken Hand die Basstöne zur Melodie der rechten Hand spielt.

Dass das allerdings viel zu einfach ausgedrückt ist, konnten die Zuhörer bereits bei der Tapping-Version von „All Of Me“ deutlich feststellen, dessen Einleitung Daiss absolut virtuos mit grandiosen parallel verlaufenden Akkordmelodien ausstattete. Zur Vorstellung der Tapping-Gitarre hatte Daiss vor der Wiederholung der drei Vergleichsstücke noch eine sechsteilige Boogie-Suite interpretiert, und auf der Ukulele zu Beginn noch einen weiteren Blues gespielt, den er nach dem anhaltenden Applaus der Zuhörer, die längst vergessen hatten, dass ursprünglich im Flyer eigentlich ein anderes Konzert angekündigt gewesen war, auf der Tapping-Gitarre nochmals wiederholte.