100 Jahre Trachtenkapelle Niederwihl – ein Festjahr. Beim Jubiläumskonzert wurde der Abend zu etwas Besonderem gemacht. Die Musiker unter der Leitung von sechs ehemaligen Dirigenten und Katja Strittmatter entführten das Publikum bei einer fulminanten Zeitreise durch die vergangenen Jahrzehnte der Trachtenkapelle.
Nach dem wunderschönen Gedenkgottesdienst in der Niederwihler Kirche anlässlich des 100-jährigen Bestehens Mitte Februar lud die Trachtenkapelle Niederwihl am Samstagabend zum großen Jubiläumskonzert in die Hotzenwaldhalle ein. Die 40 Musikerinnen und Musiker sorgten zusammen mit ihren sechs ehemaligen Dirigenten sowie ihrer aktuellen musikalischen Leiterin Katja Strittmatter für wahre Begeisterungsstürme. Begeisternd war aber die Resonanz und die Hotzenwaldhalle in Görwihl war komplett gefüllt und es musste nachgestuhlt werden. Viele Liebhaber der Blasmusik waren gekommen, um beim Jubiläumskonzert die Zeitreise mit der Kapelle und den sieben routinierten Dirigenten miterleben zu können. Der Startschuss erfolgte und lautstark ertönte die Glocke der Niederwihler Pfarrkirche, die eigens dafür von Andrea Schrieder im Vorfeld aufgenommen wurde. Schrieder führte in gewohnter Manier fachkundig und wissenswert durch das spannende Programm.

Den Auftakt bildete das Musikstück „Signature“ von Jan van der Roost, welches die Kapelle unter der Leitung von Stefan Wagner nach zwei Jahren ohne Dirigenten schon in 1990 aufführte. Flott forsch ging es zur Sache, die Trommeln wirbelten und Stefan war sichtlich ergriffen über den lang anhaltenden Applaus. Nach exakt 20 Jahren stand Patrizia Corona wieder Dirigentenpult. Wieder gab es viel Applaus beim Stück „Virgina“ von Jakob de Haan, welches die Emotionen der Kolonisation, der Sklaverei und des Bürgerkrieges eindrücklich und stimmungsvoll wieder spiegelte.
Dann kehrte das Urgestein Klaus Siebold auf die Bühne zurück. Unter seiner Regie trug die Trachtenkapelle im Mai 1986 das erste Konzert in der Hotzenwaldhalle aus. Er brillierte mit dem anspruchsvollen Solo „Clarinet on the Town“ von Ralph Hermann. Sein Humor und Witz hat er nicht verloren, waren doch zwischendurch ein paar Takte von „Hey Pippi Langstrumpf“ eingebaut. Dann war es an der Zeit für den Tausendsassa Emil Ebers. Passend zum Sieg des SC Freiburg und dem errungen vierten Platz in der Bundesliga dirigierte er die heimliche badische Landeshymne „Hoch Badnerland“ von Emil Dörle.
Bevor es in die Pause ging, nutzte die Vorsitzende Jessica Schmid den festlichen Rahmen des Jubiläumskonzerts, um verdiente Musikerinnen und Musiker zu ehren. Für 30-jähriges Musizieren bei der Trachtenkapelle konnte sie Susanne Efinger (Klarinette), Ramona Maise (Saxophon), Thomas Maise (Posaune) und Natalie Basler (Klarinette) mit einer Urkunde und einem Geschenk ehren. Sie vermied es aber auch nicht, den Benjamin der Kapelle erwähnen – Jakob Kunzelmann. Er nahm zum ersten Mal auf der Trompete am Jahreskonzert teil.

Flott ging es nach der Pause mit Swing-Musik weiter. Im Stile einer Big Band erhielt beim Glenn Miller Medley arrangiert von Naohiro Iwai der Dirigent Karlheinz (Charly) Huber und die Kapelle zwischen den einzelnen Passagen Szenenapplaus. Entschlossen führt Katja Strittmatter seit 2020 den Taktstock bei der Trachtenkapelle mit einem Hauch von Gelassenheit. Dazu passe das Musikstück „James Bond 007“, arrangiert von Johan de Meij, für das eigens ein großer Gong organisiert wurde.
Dann war die Mange frei für Thomas Zimmermann, der am Ende der 1980er Jahre den Verein durch schwierige Zeiten führte. Bei „Erinnerung an Zirkus Renz“ brillierte er mit einem Solo nicht auf dem Xylofon, sondern mit Glöckchen. Mächtig kam er ins Schwitzen. Das begeisterte Publikum ließ ihn aber nicht ohne Zugabe hinter dem Vorhang verschwinden. Danach kamen die Polka- und Marschfreunde voll auf ihre Kosten. Die Trachtenkapelle mit der angestammten Dirigentin servierten die musikalischen Leckerbissen Pfeffer und Salz von Ernst und den Florentiner Marsch von Julius Fuík.
Nach dem zweieinhalbstündigen Stunden fulminanten Programm war das Publikum noch lange nicht bereit, die Musiker von der Bühne gehen zu lassen, sondern vehement wurde Zugabe gefordert. Die Trachtenkapelle hatte sogar drei Musikstücke vorbereitet. Blasmusik vom Feinsten gab es beim weltberühmten Song „My Way“ und dazu auch noch ein kleines Solo auf der Posaune. Bei der Interpretation von Frank Sinatra kam doch bei dem einen oder anderen etwas die Gefühle hoch. Aber das i-Tüpfelchen des Konzertabends kam erst noch. Beim Schlussstück „Brass and Dixie“ übertraf sich Kapelle mit ihren ehemaligen Dirigenten. Beim munteren Potpourri zeigten die Gastdirigenten mit abwechslungsreichen Soloeinlagen, dass sie es noch draufhaben. Ganz speziell Stefan Wagner am Waschbrett wusste zu gefallen. Das Publikum dankte es mit lang anhaltendem Beifall und genoss noch etwas die Gastwirtschaft.