Görwihl Mit ihrem Konzert „Letzte Striche“ führten Geiger Mark Johnston und Pianistin Kerstin Mörk ihre Hörer in der Görwihler Pfarrkirche am Donnerstag quasi in die tiefste Seelenschicht der vier Komponisten Gabriel Fauré, Dmitri Schostakowitsch, Jean Sibelius und Ralph Vaughan Williams. Ihre letzten Werke – nicht umsonst dem intimen Genre der Kammermusik gewidmet – spiegeln ihre Kunst jenseits aller Konventionen und äußeren Einflüsse von Modernitätshascherei und formalen Gepflogenheiten. Dabei trafen diese Komponisten auf zwei Interpreten, die mit ihrem überragenden Können und ihrer ganz besonderen Einfühlungsgabe diese wenig gespielten Spätwerke optimal zu würdigen verstehen. Gegenüber der ganz auf brillante Virtuosität angelegten ersten Violinsonate Faurés zeichnet sich seine zweite, 1916 entstandene, durch Innerlichkeit und Ausdrucksintensität aus. Der zarte, liedmäßige Einsatz des zweiten Satzes steigerte sich zu extremer Intensität, zugleich wurde dabei das kongeniale Zusammenschwingen der beiden Interpreten aufs Schönste deutlich.
Das längste und zugleich imposanteste Werk des Abends war eindeutig Schostakowitschs Sonate op. 134, die in einer ins Abstrakte gewandelten autobiographischen Tonsprache quasi die ganze von Unterdrückung, Angst und Unsicherheit geprägte Lage der russischen Gesellschaft in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Töne setzt. Der erste Satz evoziert mit dem Schreiten in hohl klíngenden Akkorden durch die Klaviatur, einhergehend mit einer fahlen, dissonanten Geigenmelodie, eine trostlos düstere Stimmung, wechselt dann zu einem makabren Staccatotanz. Der zweite Satz wandelt dieses Bild durch mutwillig zupackende schnelle Läufe im Klavier und widerborstige Striche der Geige in ein mächtiges Aufbegehren, dem zu Beginn des dritten Satzes schicksalsschwere Doppelschläge antworten. Mit dem Pizzicato-Neuansatz der Geige, in den sich kontrapunktisch das Klavier einschleicht, eröffnet Schostakowitsch einen genialen Blick auf die gesamte Musikgeschichte. Sibelius verbindet in seiner Ende des 1920er entstandenen Suite in einem ihm ganz eigenen Stil den französischen Impressionismus, indem er in den ersten beiden Sätzen ostinate Formeln im Klavier mit schweifender Geigenmelodik kombiniert. Der dritte Satz prägt dann einen mehr lyrischen Charakter aus. Auch Ralph Vaughan Williams zieht in seiner späten Sonate für Violine und Klavier sozusagen ein Resümee der eigenen künstlerischen Entwicklung. Mit stehenden Ovationen bedankte sich das Publikum bei den Künstlern.