Begonnen hat alles im Hotel „Waldheim“ beim Feierabendschoppen, wo im April 1969 in launiger Runde die Frage hochkam, ob denn in Herrischried die Möglichkeit für einen Skilift bestünde. Gefragt. Getan. Der Eigentümer eines in Frage kommenden Geländes wurde schnell gefunden. Im Juli des gleichen Jahres entschied die Gemeinde die Bauanfrage positiv. Am 9. August 1969 wurde die Skilift GmbH in das Handelsregister eingetragen. 13 Gründer zeichneten als Gesellschafter Anteile von je 10.000 Mark. Heute stehen zehn Gesellschafter im Handelsregister.

In der Rekordzeit von knapp fünf Monaten war der Lift am 20. Dezember 1969 betriebsbereit und die ersten Wintersportler wurden den Abhang entlang aufwärts geschleppt. Für die damalige Zeit eine große Leistung der Erbauer. Es waren „Macher“ am Werk. Zu gleicher Zeit wurde das Liftgebäude hochgemauert und auch fertiggestellt. Der Wald wurde gerodet. Alles war bereit für die ersten Wedelkünste. Allerdings war die erste Version des Skilifts nur halb so lang wie der heutige Kehltannen-Lift. Schon nach vier Jahren wurde die ursprüngliche Anlage abgerissen und ein neuer Lift mit der jetzigen Länge montiert. Im Herbst/Winter 1970 stand bereits der zweite Lift für die Wintersportler zur Verfügung. Ebenfalls in Rekordzeit gebaut. Dieser wurde Ödland-Lift genannt. Dessen Piste ist sportlich anspruchsvoller als die am ersten Lift.

Auch das Liftstübli wurde erweitert. 1972 wurde die Beschneiungsanlage angeschafft. Das Wasser hierfür wird für den kleinen und großen Lift unterirdisch nach oben gepumpt. Schneider versichert, dass die Technik dafür sorgt, dass das Wasser in den Leitungen auch bei minus 10 Grad nicht einfriert. Für sportliche Glücksgefühle in der Snowboardszene sorgte auch die segensreiche Einrichtung eines Funparks. Und dass der entspannte Wintersport auch nach Sonnenuntergang weiterläuft, hat man sich zur Installation einer Flutlichtanlage entschlossen. Zum krönenden Abschluss eines sportlichen Tages trifft man sich zum Après-Ski an der Stehlebar beim „Liftstüble“.

Im Laufe der Jahre entstand in Herrischried Zug um Zug Eissporthalle, Tennisplatz und Minigolf-Anlage. Der Stehlesee wurde für Schlittschuhläufer und Wanderer gestaltet. „Die Skilift-GmbH trug einen nicht unerheblichen Anteil an Initiative und Antrieb dazu bei. Es waren Visionen der 13 Gründungsmitglieder, aus der Wiesen- und Sumpflandschaft einen Wintersportort zu gestalten“, sagt Albert Schneider.
Etliche Investitionen
In den 50 Jahren des Skiliftbetriebes gab es – abgesehen von der Verlängerung der Piste am kleinen Kehltannen-Skilift – etliche Investitionen. Wo man früher mühsam mit der Schaufel die Piste präparierte, fegt heute ein 430 PS starker Pistenbully (sechs Meter breit) über die Pisten. Allerdings bedarf es einer intensiven Schulung, um dieses Unikum per Joystick zu bedienen. „Es braucht zwei Jahre, um den Pistenbully einigermaßen zu beherrschen“, meint Albert Schneider. Solch ein Bully kostet neu 250.000 Euro. Ein guter Deal mit dem Händler hat den Ankauf günstiger gestaltet.
Genug Platz für Sprünge und Loopings
Da die Ansprüche an Skifahren und Snowboarden größer geworden sind, wurde auch in einen Funpark investiert. In einem von der Piste abgeteilten Bereich gibt es Platz genug für Waghalsige, um Sprünge und Loopings zu vollführen. Dazu bedarf es eines stabilen Untergrundes, welcher mit Holz- und Kunststoffformen gefestigt ist. Augenblicklich denkt die Liftgesellschaft über Förderbänder nach, die Kinder der Skischule und Schlittenfahrer nach oben befördern sollen. Vorrang hat jedoch die technische Wartung mit dem notwendigen Austausch von Teilen. „Alleine die Instandhaltungs- und Wartungskosten kommen pro Jahr auf rund 80.000 Euro“, sagt Albert Schneider. Ein Zeitfenster von drei Monaten Liftbetrieb muss ausreichen, um die Kosten des ganzen Jahres abzudecken.
Lift wird täglich gecheckt
„Mit 20 Betriebstagen kommt man gerade so hin“, so Schneider. Beide Lifte haben insgesamt 118 Gehänge. Diese werden jedes Jahr mit einem hohen Arbeitsaufwand komplett zerlegt, überholt und defekte Teile ausgetauscht. Masten und Rollen werden jedes Jahr vom Tüv genauestens überprüft. Das Tagesprogramm des Betriebsleiters beginnt mit der sorgfältigen Prüfung der Masten und Rollen. Der Lift darf morgens nicht in Betrieb genommen werden, bevor der Betriebsleiter anwesend ist und seinen Check beendet hat.
Sorgfältige Pflege und regelmäßige Wartung sorgt für Sicherheit und längere Lebensdauer. Macht man eine kurze Hochrechnung, kommt man bei halber Belegung der Gehänge auf eine Belastung von drei Tonnen, welche nach oben befördert werden muss. Eine immense Belastung auf alle Teile und Rollen. „In den 50 Jahren Liftbetrieb ist an den Liftanlagen nichts passiert“, merkt Schneider an. Aktuell sind zwei Motorschlitten im Einsatz, um schnell bei technischen Problemen am Einsatzort zu sein.
Gibt es Auswirkungen des Klimawandels auf den Liftbetrieb?
„Es gab früher schon Winter mit wenig Schnee. Sicher, eine Tendenz ist erkennbar. Aber ich habe eher den Eindruck einer Verschiebung. Der Winter kommt später. Der Dezember ist wärmer geworden. Die großen Schneemengen kommen im Hotzenwald eher im Februar“, antwortet Schneider. Wird es eng mit dem Schnee, setzt die Liftgesellschaft Schneekanonen ein. Die sind unverwüstlich und stammen noch aus dem Jahr 1972. Damals war Herrischried das erste künstlich beschneite Skigebiet im Schwarzwald. Das world wide web ist inzwischen ein wichtiges Kommunikationsmittel geworden. Die Wintersportler können sich informieren via Internet, Facebook, Instagram und Webcams. Auf die Webseite kommen in der Hochsaison täglich bis zu 4.700 Clicks, die Webcam schrammt schon mal an 10.000 Zugriffen vorbei.
Unternehmen mit Tradition
„Der Skilift gehört zu meinem Leben“, sagt Geschäftsführer Schneider. Sein Vater war Mitbegründer der Skilift GmbH, sowie auch weitere Familienmitglieder. Ein Unternehmen mit Tradition, geführt als erfolgreicher großer Familienbetrieb. Größere Investitionen werden im Gremium entschieden. Als herausragende Persönlichkeit brachte sich Eduard „Edi“ Eckert mit vielen Aktivitäten ein. Geschäftsführer Schneider: „Edi war eine Institution“.