Nach Julia Schleicher hat beim Görwihler Kultursommer nun deren Lebensgefährte Emanuel Schulze im Herrischrieder Pfarrsaal seine Kunstwerke vorgestellt. Die Musik kam von Lautenist Wolfgang Daiss und Geigerin Salome Eßberger. Die Besucher nutzten den sommerlichen Spätnachmittag, um im Pfarrsaal und vor dem geöffneten Toreingang sitzend die ausgesprochen kontrast- und erlebnisreiche Veranstaltung zu genießen.
Emanuel Schulzes Bildkompositionen in Öl auf Leinwand sind eine aus dem Kontrast heraus wirkmächtige Kombination von fiktiver, verschwommen dargestellter Landschaft und markant davon abgehobenen, architektonisch anmutenden, mit präziser Zentralperspektive in diese Landschaft gestellten Rahmen, Stützen, geometrischen Formationen andererseits – konstruierte technische Perfektion kontra poetisch stimmungsgeladener, aus der Atmosphäre erlebter Landschaften entstandener Freiraum.
Oft wählt Schulze die Spiegelung als spielerisches Element, das der Notwendigkeit, die Objekte im malerischen Umfeld zu verankern, Rechnung trägt und dem Bild Tiefe verleiht. Der Titel „Waldinnern“ der Präsentation ist eine Anlehnung an den Titel eines der Bilder, die auf freier Assoziation mit der Atmosphäre der zugrunde liegenden Natureindrücke beruhen.
Kontraste bot auch Wolfgang Daiss. Zunächst interpretierte er auf seiner Barocklaute diffizile Werke aus dem Lautenbuch der Prinzessin von Württemberg und späteren Herzogin von Mecklenburg, unter anderem von Silvius Leopold Weiss, dem wohl berühmtesten Lautenisten seiner Zeit und gutem Bekannten von Johann Sebastian Bach. Von ihm spielte er eine anspruchsvolle, ausgedehnte Suite, deren Tanzsätzen Weiss eine einheitliche Thematik zugrunde legte – ein Ohrenschmaus für Liebhaber alter Musik.
Dann griff er zur Tapping-Gitarre, deren Spielmöglichkeiten er mit denen des Lieblingsinstruments Johann Sebastian Bachs verglich, dem Clavichord, das durch seine Anschlagstechnik eine differenziertere Klangerzeugung ermöglichte als andere Tasteninstrumente. Auch die Tapping-Gitarre hat einen breiten Spielraum, da sie auf Fingerdruck reagiert, wodurch beide Hände unabhängig benutzt werden können. Auf diesem Instrument spielte Daiss sofort in die Füße fahrende, fetzig mitreißende Eigenkompositionen wie seinen „Bossa I“ oder seine teils fröhlich swingenden, teils beinahe meditativ träumerischen Jahreszeitenstücke.
Als Schmankerl interpretierte die Nachwuchsgeigerin Salome Eßberger aus Oberwihl den langsamen ersten und den schnellen vierten Satz von Bachs erster Violinsonate in g-Moll, wobei sie sie als Gegensatzpaar von Traurigkeit und Lebensfreude umschrieb. Den langsamen Satz gestaltete sie musikalisch höchst feinfühlig und mit kraftvollem Bogenstrich, zumal in den meisterlich ausgeführten Doppelgriffen als affektreiche Klangrede, während sie im vierten Satz ihre Fingerfertigkeit mit rasanten Laufkaskaden unter Beweis stellte und der sich in diesem Stück bereits anbahnenden neuen italienischen Geigergeneration Vivaldi‘scher Prägung ein beredtes Denkmal setzte.