Verena Wehrle

Nach einem Blitzschlag ist in der Nacht auf Dienstag der Dachstuhl eines landwirtschaftlichen Hofes in Tiefenhäusern zusammengebrochen. 31 Kühe sind dabei gestorben. Neben vielen positiven Rückmeldungen aus der Bevölkerung für die Einsatzkräfte der Feuerwehr gab es auch eine negative Stimme darüber, dass die Tiere nicht gerettet werden konnten. Höchenschwands Feuerwehrkommandant Dominik Kaiser war Einsatzleiter und berichtet, wie er persönlich den Brand erlebt hat und welche Belastung ein solcher Einsatz für die Feuerwehrleute bedeutet.

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„Ich liege zuhause im Bett. In der Tiefschlafphase. Um 2.30 Uhr löst der Melder aus: Ein Brand einer Scheune in Höchenschwand. Aus der absoluten Ruhephase komme ich in eine Hochpulsphase. Die Adresse sagt mir etwas. Womöglich kenne ich sogar den Geschädigten.“ Zwischen dem Auslösen der Meldung und dem Aufschließen des Feuerwehr-Gerätehauses seien zwei Minuten vergangen.

100 Einsatzkräfte vor Ort

Dominik Kaiser erzählt weiter: „Mit Blaulicht ging es fünf Kilometer durchs Dunkle, im Kopf spielt sich während der Fahrt alles Mögliche ab.“ Kaiser nennt dies „Hochleistungsdenken“. Die Höchenschwander Feuerwehrleute waren zuerst am Einsatzort angekommen, es folgten jene aus Weilheim und Häusern. Kaiser entschied aufgrund der prekären Lage, noch weitere hinzuziehen, es kamen die Feuerwehren Waldshut und St. Blasien. Insgesamt waren 100 Einsatzkräfte mit der Brandbekämpfung beschäftigt.

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Doch warum konnten die Kühe im Stall nicht mehr gerettet werden? Auch wenn zwischen dem Blitzeinschlag und dem Alarm nur wenig Zeit vergangen sei, war die Scheune bereits im Vollbrand, als die Feuerwehr ankam. „Der Stall bestand aus einer einzigen Flamme“, so Kaiser. Er erklärt sich die schnelle Verbreitung des Feuers an der immensen Energie des Blitzeinschlags und damit, dass im Stall die Jahresernte von 250 Strohballen gelagert war. „Die Strahlungswärme des Feuers war so hoch, dass es gar nicht möglich war, überhaupt in die Nähe des Gebäudes zu kommen“, sagt Kaiser.

Keine Chance, in das Gebäude zu gehen

Die Frage, ob die Einsatzkräfte in das Gebäude gehen, habe sich laut Kaiser nie gestellt, denn es sei schlichtweg nicht möglich gewesen. „Denn das hätte für die Feuerwehrleute definitiv tödlich ausgehen können“, erklärt der Kommandant und Einsatzleiter. „Wenn es so vollumfänglich brennt, hat man keine Chance“, sagt Kaiser. Dem Einwand, dass man, wären es Menschen gewesen, sie gerettet hätte, widerspricht Kaiser vehement. Er ärgert sich über einen solchen Kommentar in den sozialen Netzwerken.

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Bei jedem Einsatz seien die Feuerwehrleute einem „wahnsinnig hohen Risiko“ ausgesetzt. Doch der Eigenschutz gehe immer vor. „Wenn es weniger gebrannt hätte, hätten auch im Höchenschwander Fall die Feuerwehrleute ein Risiko auf sich genommen, um die Tiere zu retten“, macht Kaiser deutlich. Einen Tag nach dem Brand ist für ihn aber klar, dass er und sein Team alles richtig gemacht haben. „Wir haben in guter Teamleistung von ganz vielen Köpfen die richtigen Entscheidungen getroffen“, sagt er. Schließlich konnten die Einsatzkräfte das Wohnhaus retten und das, obwohl lange nicht klar gewesen sei, ob sie dessen Brand verhindern können. Das Haus ist weiterhin bewohnbar. So kann die betroffene Familie dort bald wieder einziehen, sobald die Polizei das Objekt frei gibt.

Dominik Kaiser, Kommandant der Feuerwehr Höchenschwand.
Dominik Kaiser, Kommandant der Feuerwehr Höchenschwand. | Bild: Pichler, Stefan

Für Dominik Kaiser war nach dem Brand noch lange nicht Schluss. Erst am Dienstag um 23.30 Uhr war er wieder zu Hause, nach 21 Stunden Einsatz. Denn es war noch einiges im Nachgang zu tun. Am Dienstagabend habe die Scheune nochmals nachgebrannt und eine kleine Mannschaft war zum „Ablöschen“ vor Ort. Trotz dieses Einsatzes war Kaiser am nächsten Tag wieder zur Arbeit erschienen.

Dorfgemeinschaft hilft, wo sie kann

Die geretteten Jungtiere wurden während des Einsatzes schnell an einen anderen Ort gebracht. „Da helfen sich die Landwirte gegenseitig“, sagt Kaiser. Auch die Nachbarn hätten die Familie und die Feuerwehr beim Einsatz unterstützt. „Die Dorfgemeinschaft funktioniert hier hervorragend“, freut sich der Kommandant.

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Für die Feuerwehr Höchenschwand war ein Brand in solchen Dimensionen nicht alltäglich. Vor etwas mehr als einem Jahr, am 9. Juli 2018, musste die Wehr einen Großbrand eines Bauernhofes im Höchenschwander Ortsteil Strittberg löschen. Zwei solch große Brände innerhalb eines Jahres seien außergewöhnlich, so Kaiser. Die Feuerwehr Höchenschwand hat im Jahr zwischen 20 und 50 Einsätze. Der Brand des Hofes am Dienstag war in diesem Jahr der 14. Einsatz. In der Feuerwehr Höchenschwand sind aktuell 35 ehrenamtliche Feuerwehrleute aktiv, darunter eine Frau.