Herr Frommherz, was ist die Bedeutung eines Wertungsspiels?

Frommherz: Es gibt die klassischen Wertungsspiele des Deutschen Volksmusikerbunds, bei denen Trachtenkapellen an einem ihnen ungewohnten Veranstaltungsort ein kurzes Programm vorspielen. Der Bund sendet aber auch Fachjuroren in die gewohnte Umgebung des Vereins, um zwei Stücke bei seinem Konzert zu Hause zu bewerten. So will man die Vereine gewinnen, diese klassischen Bewertungsspiele wahrzunehmen, und so war es bei uns. Anhand verschiedener Kriterien wird bewertet. Es kann das Prädikat „Hervorragend“ erreicht werden, wenn alles voll auf den Punkt war. Oder „Sehr gut“, was eine überdurchschnittliche Leistung widerspiegelt, sowie „Zufriedenstellend“ und „Nicht mehr zufriedenstellend“. Um das Verhältnis zwischen den Kategorien deutlich zu machen, können die Juroren zusätzlich einen Stern vergeben, wenn bei der Note noch ein wenig nachjustiert werden sollte.

Wie viel Mehraufwand war für Sie und das Orchester nötig?

Frommherz: Da wir das Wertungsspiel mit unserem Jahreskonzert verbunden haben, war es im Grunde kein zusätzlicher Aufwand. Die Vorbereitung auf unser Konzert ist ohnehin sehr intensiv: Ab Januar gibt es Registerproben, vier Wochen vor dem Konzert starten die Sonntagsproben, und auch ein Probewochenende gehört dazu. Für das Wertungsspiel haben wir den Fokus noch etwas stärker auf Präzision und Musikalität gelegt – aber zusätzliche Proben waren nicht nötig. Was dabei herauskam, war umso beeindruckender.

Welche Bewertung haben Sie bekommen? Sind Sie zufrieden?

Frommherz: Ja, ich bin sehr zufrieden. Wir haben die Bewertung „Sehr gut mit Stern“ erhalten. Das ist ein starkes Ergebnis – vor allem, weil die Anspannung bei allen spürbar war. Für uns ist ein Wertungsspiel keine Routine, sondern immer etwas Besonderes. Dass wir unter diesen Bedingungen so ein Ergebnis erspielen konnten, war überragend. Und das Sternchen zeigt: Es fehlt nicht mehr viel zur Bestnote. Ich bin wahnsinnig stolz auf die musikalische Leistung des Orchesters. Ich bin gespannt auf das Feedback, das wir noch erhalten, was wir noch verbessern können – und wer weiß, vielleicht schaffen wir beim nächsten Mal ein „Hervorragend“.

Klassische oder symphonische Blasmusik: Was ist Trend? Was liegt Ihnen?

Frommherz: Man spürt einen Trend zur symphonischen Blasmusik, aber auch die traditionelle Blasmusik entwickelt sich weiter. Konzertmärsche werden immer anspruchsvoller – sowohl in der Harmonik als auch spieltechnisch. Für mich schlagen da zwei Herzen: Ich bin mit der traditionellen Musik aufgewachsen und liebe sie nach wie vor – gleichzeitig fasziniert mich die Vielfalt und Tiefe der symphonischen Werke. In meiner Ausbildung lag der Fokus auf der symphonischen Seite, ich finde sie klanglich einfach wunderschön. Sie ist aber auch herausfordernd in der Umsetzung, da es schwer ist, alle erforderlichen Instrumente zu besetzen, um den gewünschten Klang zu erreichen. Zum Glück sind meine Musikerinnen und Musiker sehr variabel und flexibel aufgestellt – das ermöglicht es uns, mit kreativen Lösungen das bestmögliche Ergebnis zu erzielen und den Klang so nah wie möglich an die Vorstellung des Komponisten heranzubringen.

Kein Dorffest ohne Musikkapelle – gerade im Sommer sind die Musiker stark gefordert. Ist das Freude oder Last?

Frommherz: Für uns ist das definitiv keine Last. Musik ist bunt – es gibt kein Schwarz oder Weiß. Wir spielen traditionelle Unterhaltungsmusik mit genauso viel Freude wie symphonische Werke im Konzert.

Fragen: Cornelia Liebwein