Das verheerende Orkantief Lothar vom zweiten Weihnachtsfeiertag 1999 ist längst Geschichte. Der bisher teuerste Sturm Europas hat in Nordfrankreich, in der Schweiz und in Süddeutschland, so auch im Jestetter-Zipfel, ganze Waldgebiete niedergewalzt und hinterließ eine Spur der Verwüstung.


Inzwischen aber wächst der neu aufgeforstete Wald wieder in die Höhe. So erreichen die im Jahre 2001 angepflanzten Eichen im Forstrevier von Ralf Göhrig, der den Sturm damals hautnah erlebte, bereits wieder eine beachtliche Höhe von bis zu 15 Metern.
Eine Spur der Verwüstung
Ralf Göhrig war damals bereits seit acht Jahren Revierförster im Bereich Jestetten-Lottstetten und somit zuständig für den Staats-, Gemeinde- und Privatwald. Ihn erwartete nach der Sturmnacht eine Spur der Verwüstung. So wurde zum Beispiel ein schön gepflegter Kieferbestand bei der Nacker Mühle völlig zerstört, während angrenzende Bereiche kaum betroffen waren. Sturmböen hätten förmlich Schneisen durch den Wald gezogen und dabei vor allem Nadelbäume wie im Dominoeffekt um gefegt, erinnert sic Göhrig. Weil anfangs kein sicherer Zugang in den Wald möglich war, verschaffte sich der Förster mit einem Hubschrauberflug einen Überblick über die Sturmschäden.
Insgesamt seien im Revier Jestetten-Lottstetten rund 50.000 Festmeter Sturmholz angefallen, so der Forstmann.


100 Waldarbeiter aus anderen Länder halfen
Zunächst aber galt es Ruhe zu bewahren, Straßen und Waldwege freizumachen, nach und nach das Sturmholz aufzuräumen und dann mit dem Wiederaufbau zu beginnen, sagte Göhrig im Gespräch. Neben den eigenen Forstwirten waren bis zu 100 Waldarbeiter aus Norddeutschland, Österreich, Tschechien und aus Finnland mit Baggern, Vollerntern und Holzrückegeräten im Einsatz. Sie schafften es ohne große Unfälle die Sturmschäden bis Pfingsten 2000 fast vollständig aufzuarbeiten. Im engen Kontakt mit den Privatwaldbesitzern – der Privatwald hatte Vorrang vor dem Staatswald – gelang es damals auch, die Abrechnungen transparent und solid durchzuführen.


Wiederaufforstung mit Blick auf Klimawandel
Die Wiederaufforstung begann im Folgejahr und berücksichtigte bereits damals die Folgen des Klimawandels, der für die Forstleute schon lange Jahre erkennbar war. Wo es möglich war, setzte man damals auf die Naturverjüngung und Anpflanzung von standortsgerechten Baumarten. Weg von den Fichtenkulturen hin zu mehr Laubgehölzen, das war die Devise für den Waldumbau. Zwar habe man mit dem Fichtenholz noch gute Erlöse erzielen können, aber spätestens mit der Erwärmung und dem Borkenkäferbefall war die Zukunft der Fichte besiegelt.
Inzwischen wurde der Eichenanteil in Göhrigs Revier von sieben Prozent im Jahre 1992 auf jetzt 18 Prozent erhöht. Dazu wurden auf einen Hektar 3000 Eichen gepflanzt, die im Laufe der folgenden Jahrzehnte sich auf 40 bis 70 erntefähige Eichen pro Hektar reduzieren werden, ehe sie frühestens in 200 Jahren einen guten Ertrag liefern können. Außerdem wurden weitere Laubgehölze wie Buche, Ahorn, Kirschen und Ulmen angepflanzt, aber auch Nadelholz wie Douglasie und Lärche haben ihre Zukunft, so der Forstrevierleiter.