Auf einer Fläche von 8,7¦Hektar will der Kanton Zürich unmittelbar an der Grenze zu Lottstetten eine Mülldeponie in der ehemaligen Lehmgrube errichten. Bürgermeister Andreas Morasch zeigte seine Verärgerung über den Kanton Zürich, der es offensichtlich nicht für notwendig erachtet, die betroffene Nachbargemeinde auf deutscher Seite in die Planungen mit einzubeziehen. Immerhin liegt die geplante Anlage weniger als 100 Meter von der Grenze entfernt.
Höchste Belastungsstufe
Die Sitzgelegenheiten im Bürgersaal reichten aufgrund des großen Interesses an der Gemeinderatssitzung nicht aus, sodass zunächst einmal weitere Stühle besorgt werden mussten. Was dann Daniel Blocher von der Baudirektion des Kantons Zürich zu berichten wusste, irritierte Gemeinderat und Bürger gleichermaßen. So ist vorgesehen rund 2,6 Millionen Kubikmeter Müll der Schadstoffklassen B bis E einzulagern. Die Schadstoffklasse E bezeichnet, entsprechend der schweizerischen Klassifizierung, die höchste Belastung für Abfälle. Nach der Einrichtung der Anlage sollen für mehr als 30 Jahre jährlich rund 90.000 Kubikmeter deponiert werden. Dabei ist eine Anlieferung per Bahn vorgesehen. Vom Bahnhof Rafz aus wird der Müll dann per LKW in den Wald gefahren. Ein Zug befördert 40 Container, jeden zweiten Tag wird eine Zugladung eintreffen. Außerdem ist vorgesehen, 20 Prozent des Mülls per Lastwagen anzuliefern. Blocher erklärte, dass aus Sicht des Kantons Zürich der Standort in Rafz gut geeignet sei. Nach der Verfüllung der Deponie würde die Fläche aufgeforstet und Naturschutzflächen gestaltet.
Im kommenden Jahr wird die Bevölkerung von Rafz in einer Volksabstimmung über das Projekt befinden, denn die vorgesehene Fläche liegt auf Grund der Gemeinde Rafz. Allerdings ist nicht davon auszugehen, dass die Rafzer die Sache ablehnen werden. Es wurde im Vorfeld kolportiert, dass die Gemeinde Rafz eine Entschädigung in Höhe von 26 Millionen Franken erhalten werde.
Hauke Schneider (Freie Wähler) kritisierte den Standort, der eine große Belastung für die Gemeinde Lottstetten darstelle. „Es ist bedauerlich, dass keine Abstimmung mit dem Regierungspräsidium stattgefunden hat“, sagte er weiter. Blocher versuchte die Bedenken zu zerstreuen. „Es werden maximal 5 Prozent organisches Material deponiert, eine olfaktorische Belastung kann ausgeschlossen werden.“ Bürgermeister Morasch zeigte sich irritiert über den Umstand, dass die Schweiz sich verhalte, als würde an der Staatsgrenze die Welt enden. „Wir haben sehr viele, durch die Schweiz verursachte Lasten zu tragen, sind aber ohne Mitspracherecht“, bemängelte er. Auf der anderen Seite agieren schweizerischen Stellen sehr aggressiv, wenn sie ihre Anliegen in Deutschland durchsetzen wollen. Der Bürgermeister regte ein besseres Miteinander bei der Realisierung solcher Projekte an, die die Menschen auf beiden Seiten der Grenze betreffen.