Das Regierungspräsidium Freiburg (RP) informiert am Mittwoch, 13. März, über den Planstand der Jestetter Ortsumfahrung und erhofft sich im Gespräch mit der Öffentlichkeit wichtige Anregungen.
Seit wann gibt es Pläne für eine Ortsumfahrung?
Eine Umgehungsstraße wird seit Ende der 1970er-Jahre planerisch bearbeitet. Laut Auskunft des Regierungspräsidiums hat das Straßenbauamt Bad Säckingen 1980 eine erste sogenannte Voruntersuchung durchgeführt und sieben Varianten entwickelt.
Bisher ist das Vorhaben an unterschiedlichen Hürden gescheitert. Waren es zunächst die Einzelhändler, die hohe Einbußen befürchteten, war es später das fehlende Geld. Denn die Bundesmittel wurden in den 90er-Jahren überwiegend beim Aufbau der neuen Bundesländer eingesetzt.
Ende der 90er Jahre schien Bewegung in die Angelegenheit zu kommen. Die damalige Bundestagsabgeordnete und Verkehrsexpertin Karin Rehbock-Zureich (SPD), selbst in Jestetten wohnend, verkündete dass die neue Regierung Schröder die Umgehungsstraße in den nächsten fünf Jahren auf den Weg bringen würde.
Bewegung kam erst wieder 2019 in das Vorhaben. Das Projekt ist im Bundesverkehrswegeplan 2030 in den vordringlichen Bedarf aufgenommen worden. Das Regierungspräsidium hat Ende 2019 mit den Planungen begonnen, erklärt das RP auf eine Anfrage des SÜDKURIER aus dem Jahr 2022.
Wie sehen die Pläne für die Umfahrung aus?
Laut Bundesverkehrswegeplan soll Jestetten auf einer zweispurigen Neubaustrecke mit einer Länge von 3,5 Kilometern umfahren werden. Die Kosten werden dabei auf 26,4 Millionen Euro geschätzt.
Das Projekt befindet sich in der Vorplanung – in der zweiten von sechs Phasen – und hierbei steht die Trassensuche im Vordergrund. Verantwortlich ist das Baureferat Bad Säckingen des RP.
Warum soll es eine Ortsumfahrung geben?
Grund für die Planung der Umgehungsstraße ist zum einen die sehr hohe Verkehrsbelastung mit mehr als 20 000 Fahrzeugen, die jeden Tag Jestetten durchqueren. Auch fehlende Linksabbiegespuren und schlechte Sichtverhältnisse werden vom RP als Grund genannt. Vor allem im Berufsverkehr ist Stop-and-Go-Verkehr Großstadt üblich.
Schon immer war die Verbindung durch den Jestetter Zipfel eine wichtige Transitverbindung von Zürich nach Schaffhausen. Und noch heute sind es großmehrheitlich schweizerische Autos, die von Ost nach West und umgekehrt unterwegs sind. Der Schwerlastverkehr hält sich hingegen in Grenzen.
Der Grund warum der Jestetter Ortskern überhaupt durchquert wird ist auch der Grund, wieso das Projekt ziemlich aufwendig und teuer ist: Die Volkenbachschlucht. Bereits im frühen Mittelalter führte die Route von Lottstetten über die Volkenbachbrücke nach Altenburg und weiter nach Neuhausen/Rheinfall. Allerdings sind die geologischen Verhältnisse in der Volkenbachschlucht schwierig, so dass der Unterhalt der Brücken enorm teuer war. Mitte des 18. Jahrhunderts war die spätmittelalterliche Brücke marode und sollte ersetzt werden.

Dieses Projekt erschien jedoch zu teuer und so wurde um das Jahr 1770 herum die Hauptstraße über den Birret nach Jestetten verlegt. Nun, nach 250 Jahren schicken sich die Planer an, Jestetten wieder zu umfahren, den Volkenbach allerdings nicht bei der alten Brücke zu überqueren, sondern weiter nördlich. Östlich des Jestetter Gewerbegebiets soll der Anschluss an die bisherige Trasse hergestellt werden.
Was ist bei der Informationsveranstaltung geplant?
Am Mittwoch, 13. März, findet um 18.30 Uhr die erste öffentlichen Dialogveranstaltung in der Gemeindehalle Jestetten statt. Die Halle ist ab 18 Uhr geöffnet. In der Veranstaltung informiert das Projektteam gemeinsam mit den beauftragten Fachbüros über den aktuellen Planungsstand sowie über erste Ergebnisse der Verkehrsuntersuchung.

Alle Teilnehmer können dem Projektteam Hinweise und Anregungen für die anschließenden Fachplanungen mitgeben, schreibt das RP in der Ankündigung. Nach einem Informationsteil steht der Dialog mit den Anwesenden im Vordergrund. Interessierte können sich auf der Internetseite des RP (Startseite http://www.rp-freiburg.de) bis Freitag, 8. März zur Veranstaltung anmelden.
Wie geht es danach weiter?
Nach der Dialogveranstaltung soll es laut Regierungspräsidium eine Onlinebeteiligung geben, sodass auch Bürger, die an der Dialogveranstaltung nicht teilnehmen konnten, weitere Hinweise einreichen können.