Eva Baumgartner

Das große Erzinger Winzerfest findet an diesem Wochenende, von 20. bis 23. September, statt. Seit 61 Jahren ist es das Ereignis im Dorf, ein großes Heimatfest und ein Erntedankfest, das wenige Wochen vor der Weinlese gefeiert wird. Die Krönung der Erzinger Weinprinzessin und der Festumzug sind die beiden großen Aushängeschilder des viertägigen Großereignisses, an denen all die Jahre festgehalten wurde.

Ein Bild aus den 1960er Jahren des Erzinger Winzerfestumzugs zeigt, dass damals noch mit Ochsengespannen und dem Einachser gefahren wurde.
Ein Bild aus den 1960er Jahren des Erzinger Winzerfestumzugs zeigt, dass damals noch mit Ochsengespannen und dem Einachser gefahren wurde. | Bild: privat

Das erste im Jahr 1959 und viele weitere Winzerfeste richtete maßgeblich die Persönlichkeit Heinrich Winter, Landwirt und Winzer, aus. Alte schwarz-weiß Fotos zeigen Umzugswagen mit Ochsen- oder Pferdegespannen, die durch das ländliche Erzingen ziehen. Darauf sind fröhliche Menschen zu sehen, meist mit einem Weinglas in der Hand, umgeben von Weinfässern und landwirtschaftlichen Geräten mit Blumen und Grün geschmückt – immer mit Bezug auf den Weinbau und die hiesige Landwirtschaft.

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Das ganze Dorf, in dem jeder jeden kannte, legte sich ins Zeug, um einen großen Umzug auf die Beine zu stellen, denn es war Ehrensache, mitzumachen und dabei zu sein. Auch Studenten, die auf „Heimaturlaub“ weilten, ließen es sich nicht nehmen, einen Wagen, auf dem der Schriftzug prangte „Statt Prüfungsärger – Kapellenberger“, zu gestalten. Der Festumzug von heute, die Fußgruppen sowie die Motivwagen, wirken dagegen fast schon bombastisch: bunte, farbenprächtige Kostüme, aufwendige Umzugswagen von Maschinenkraft gezogen, große Wagenaufbauten, üppig dekoriert, in wochenlanger Arbeit gebaut und geschmückt mit aktuellen oder fantasievollen Themen, je nach Umzugsmotto. Über all die Jahrzehnte hat sich enorm viel verändert.

Prächtig sind die Umzugswagen in den vergangenen Jahren gewesen.
Prächtig sind die Umzugswagen in den vergangenen Jahren gewesen. | Bild: Eva Baumgartner

Der Niedergang der Landwirtschaft, vor allem die alte Dorfgemeinschaft, gibt es so im jetzt rund 3500 Einwohner zählenden Erzingen nicht mehr. Geblieben ist aber das Winzerfest, daran zu rütteln, käme einem Sakrileg gleich. Und auch die Weinberge wird es hoffentlich noch lange geben und sie werden auch in Zukunft hoffentlich das Landschaftsbild prägen.

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Sie haben sich in den vergangenen Jahrzehnten nicht viel verändert – zumindest seit dem großen Wendepunkt Ende der 50er Jahre, der Flurbereinigung. Durch Erbteilung waren die Flächen in kleinste Parzellen zerstückelt, durch Tausch und Zusammenlegung in größere Flächeneinheiten konnte der Weinbau durch die Flurbereinigung entscheidend modernisiert werden.

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Damals wurden die alten Elbling-Stockreben ausgerissen, vornehmlich Spätburgunder sowie Müller-Thurgau in Spalierreihen neu gepflanzt. „Das war eine gute und glückliche Entscheidung der Altvorderen“, findet Martin Stoll, der Vorsitzende der Winzergenossenschaft. Noch heute profitieren die Erzinger Winzer von dieser enormen Anstrengung und Leistung ihrer Vorgänger. „Der Plan, der Zuschnitt, das Wegenetz sowie die Entwässerung, das alles haben wir den alten Winzern von damals zu verdanken.“