Der Hochwasserschutz im Ortsteil Erzingen war ein großes Thema in der jüngsten Gemeinderatsitzung. Die Situation am Erzinger Klingengraben ist seit eh und je bei Starkregen überaus problematisch. Es kommt des Öfteren zu Hochwasser, zu Überschwemmungen mit entsprechenden Schäden.

Als Gewässer erster Ordnung fällt der Klingengraben in die Zuständigkeit des Landesbetriebes Gewässer, dessen Vertreterin ein erstes Planungskonzept mit Schutzmaßnahmen vorstellte, die vor einem Hochwasserereignis, das statistisch alle 100 Jahre einmal stattfindet (HQ 100), Schutz bieten sollen.

Der Klingengraben entspringt am südlichen Randen in der Nähe der Schweizer Gemeinde Wilchingen. Auf seinem Weg durch den Schweizer Klettgau, in Richtung Südwesten fließen dort der Vordertalbach, der Ruussgraben und der Mülibach in den Klingengraben.

Bei Starkregen steigt Pegel rapide an

Bei Starkregen steigt der Pegel des Klingengrabens dann äußerst rapide an. Während in der Schweiz großen Flächen, meist landwirtschaftliche Felder, überflutet werden und dort keinerlei Rückhaltevorkehrungen vorhanden, verursacht dies in Erzingen immer wieder Überschwemmungen, verbunden mit entsprechenden Schäden, vor allem für die Anrainer, Erzinger Gewerbebetriebe, die sich beidseits der Klingengrabens in Grenznähe befinden.

Im Falle eines Jahrhunderthochwassers fließt im Klingengraben die gewaltige Menge von 45,3 Kubikmeter Wasser in der Sekunde ab. Dann kommt es zu großen Überflutungen beidseits des Bachlaufes. Bereits bei einem Hochwasser nach HQ 50 ist die Situation äußerst kritisch.

Schweizer treffen keine Maßnahmen

Vor allem der Umstand, dass die Schweiz keinerlei Rückhaltevorkehrungen trifft oder plant, stieß im Rat bitter auf. Bürgermeister Ozan Topcuogullari erklärte: „Die Schweiz plant keine uns bekannten Maßnahmen.“ Auch eine gemeinsame Lösung mit der Schweiz sei in naher Zukunft unrealistisch.

Diese Schutzmaßnahmen sollen getroffen werden

Das Hochwasserschutzkonzept, das auf Grundlage der aktuellen Hochwassergefahrenkarte, entwickelt wurde, sieht eine wesentliche Erhöhung der Uferböschung als einzig mögliche Schutzmaßnahme vor.

Im Osten an der Landesgrenze bis zu 1,50 Meter Höhe, langsam abflachend nach Westen auf circa 0,5 Meter. Eine Aufweitung des Bachbettes sei nicht im notwendigen Maße möglich, auch die Entsiegelung von Flächen brächten keine spürbaren Verbesserungen, führte die Expertin des Regierungspräsidiums auf Nachfragen aus.

Brücken müssen breiter werden

Neben der Erhöhung der Böschung müssen die Brücken über die Weisweiler-, die Züricher- und die Badstraße angepasst, das heißt verbreitert werden, mit den notwendigen verkehrstechnischen Anpassungen.

Die Brücke über den Klingengraben in der Weisweiler Straße ist eine von drei Brücken, die zur Verbesserung des Hochwasserschutzes ...
Die Brücke über den Klingengraben in der Weisweiler Straße ist eine von drei Brücken, die zur Verbesserung des Hochwasserschutzes verbreitert werden soll. | Bild: Eva Baumgartner

Einzig die Kosten für die Brücke über Badstraße muss die Gemeinde allein tragen (circa 1 Million Euro), die beiden anderen Brücken fallen in die Zuständigkeit des Landkreises beziehungsweise des Landes. Vom Land gibt es Zuschüsse von 70 Prozent, 30 Prozent der Bau- und Planungskosten hat Klettgau zu bezahlen.

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Das kostet der Hochwasserschutz

Die Kosten insgesamt liegen bei rund 11 Millionen Euro brutto. Davon kommen auf Klettgau circa 3,7 Millionen Euro Kosten zu.

Bei einer Stimmenthaltung beschloss der Gemeinderat sich mit 30 Prozent an den weiteren Planungskosten zu beteiligen.

Rückblick: Jahrhunderthochwasser

Am 23.Juni 1975 wurde Klettgau von einer Katastrophe, einem verheerenden Jahrhunderthochwasser, heimgesucht. Zwei sommerliche Gewitter suchten den Klettgau mit gewaltigen Niederschlägen heim.

Die zuvor friedlich dahinplätschernden Bäche wurden zu reißenden bis zu hundert Meter breiten Wasserströmen mit enormer zerstörerischer Kraft, Damals wurde der Ortsteil Grießen größtenteils überschwemmt, Häuser, Keller und Stallungen wurden geflutet.

Die Wassermassen zerstörten Straßen und Brücken, rissen Autos, Traktoren, Bäume und anderes mit. Auch Ortsteile wie Riedern am Sand und Weisweil traf es hart. In Weisweil wurden die Wasserfluten zudem von einem schweren Hagelschlag begleitet: Kleinvieh, Schweine, Kühe erfroren oder erstickten in den Hagelmassen. In Riedern konnte gerade noch rechtzeitig ein Mann vor dem Ertrinken gerettet werden.

Rund 300 Feuerwehrleute aus dem ganzen Kreisgebiet, das THW, das DRK und Soldaten der Bundeswehr waren unermüdlich im Einsatz.

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