Das ist der Klimawandel: Der Sommer zu heiß, im Winter kaum Frost und Schnee. Kein Vergleich mit den Wintern, wie sie die Groß- oder Urgroßeltern noch erlebten. Wie im Januar und Februar vor 130 Jahren.

Dreikönigsschnee bis ins Tal hinunter

Erste Schneefälle hüllten am 6. Januar 1895 bis zum Rhein hinunter Fluren und Straßen dick ein. Am 10. Januar vergnügten sich viele Waldshuter auf einem Ausflug mit mehreren Pferdeschlitten nach Dogern und Birndorf und über Hohenfels und Albbruck zurück.

Nach einer Pause wird‘s ziemlich heftig

Pause machte der Schnee ab 14. Januar; Regen verwandelte die weiße Pracht zu Matsch. Am 22. Januar aber kehrte der Winter mit unbändiger Kraft zurück. „Es hat in der Nacht zum 24. Januar derart geschneit“, war im unserer Heimatzeitung zu lesen, „dass fast überall die Postwagen stecken geblieben sind. Der Schnee liegt im Rheintal einen halben Meter tief, weshalb man sich ungefähr einen Begriff davon machen kann, wie es in der Höhe aussehen mag.“

Kein Weg nach draußen, kaum zu essen

Auf dem Dachsberg etwa lagen solche Massen von Schnee, an die sich selbst die ältesten Leute nicht erinnern konnten. In Happingen wurde ein Bauernhaus bis unters Dach eingeschneit. Die Bewohner waren drei Tage eingesperrt und konnten erst durch einen zum Haupteingang gegrabenen Tunnel wieder ins Freie gelangen. In Ibach waren einige Häuser vom meterhohem Schnee tagelang von der Umwelt isoliert, sodass den Bewohnern die Lebensmittel ausgingen. Zwei Tage hatten sie kaum zu essen, ehe ein Weg zu ihnen freigeschaufelt war.

Dann kommt eine klirrende Kälte

Auf die Schneefälle folgte Anfang Februar grimmige Kälte bis minus 17 Grad. Tauwetter setzte erst am 24. Februar so zaghaft ein, dass keine Schneeschmelze mit Hochwasser drohte. „Die Schneemassen lösen sich nur langsam auf, denn das Thermometer hält sich um den Nullpunkt herum“, so die Zeitung, „am Tage taut‘s langsam, nachts gefriert‘s ein wenig, und so wird‘s hoffentlich fortgehen, bis der Schnee verschwunden sein wird.“

Der 28. Februar brachte noch mal ein Schneetreiben, doch am 1. März 1895 meldete die Heimatzeitung: „Heute, Freitag, ist das schönste Frühlingswetter.“

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