Mit Mitte 40 erstmals eine Berufsausbildung absolvieren: Das hat Familienvater Martin Melches aus Küssaberg gemacht und damit seine Chancen auf dem Arbeitsmarkt langfristig erhöht. Eine bemerkenswerte Geschichte, auf die die Agentur für Arbeit Lörrach aufmerksam gemacht hat und zu der Sprecherin Melanie Payer Informationen beigesteuert hat.
„Ich hatte nie eine Berufsausbildung absolviert. Irgendwie kam ich auch so immer gut durchs Leben,“ erzählt Martin Melches aus Küssaberg. Fast zwanzig Jahre arbeitete Melches als angelernter Maschinen- und Anlagenführer in der Papierverarbeitung.
Dann kam das Aus seines Arbeitgebers und damit ein schwerer Einschnitt für den 47-Jährigen: „Und nun stand ich da – ohne Ausbildung, galt als gering qualifiziert und musste mich neu orientieren.“
Zahlreiche Arbeitnehmer haben keine Berufsausbildung
Damit gehörte Melches noch im Jahr 2016 zu den 18,8 Prozent aller Beschäftigten, die laut statistischem Landesamt im Kreis Waldshut leben und keinen anerkannten Berufsabschluss haben.
Über einen Personaldienstleister kam der Familienvater mit dem Unternehmen Aebi Schmidt Deutschland GmbH in St. Blasien in Kontakt und hinterließ beim gegenseitigen Kennenlernen einen engagierten Eindruck.
Andreas Bläsi, Mananger Warehouse Logistics bei Aebi Schmidt, erinnert sich: „Bei Martin hatten wir gleich ein gutes Gefühl. Er war äußerst wissbegierig und lernte schnell, obwohl er aus einer ganz anderen Branche kam,“ erinnert sich zurück. Martin Melches Engagement zahlte sich nach nur wenigen Monaten aus: Die Firma Aebi Schmidt übernahm ihn in eine Festanstellung als Helfer.
Der erste Schritt, nämlich die Zeitarbeit hinter sich zu lassen, war damit für Melches getan. Doch es ging weiter: „Wir schlugen ihm vor, sich zur Fachkraft für Lagerlogistik ausbilden zu lassen. Wir waren uns sicher, dass er das Zeug dazu hat“, sagt Michael Schneider, Manager Logistics bei Aebi Schmidt.

Melches war zu Beginn allerdings skeptisch: „Ich wollte zwar weiterkommen und endlich einen Beruf lernen, aber so richtig zugetraut habe ich mir das am Anfang, ehrlich gesagt, nicht“, beschreibt der 47-Jährige. „In meinem Alter quasi noch mal von vorne beginnen, die Schulbank drücken, das konnte ich mir nicht so richtig vorstellen.“ Mittlerweile ist er aber überzeugt: „Zum Glück blieb mein Chef hartnäckig.“
Das passende Angebot
Gemeinsam mit Martina Epkenhans von der Agentur für Arbeit Waldshut-Tiengen wurde der Stein schließlich ins Rollen gebracht: „Wir haben viele Möglichkeiten, Menschen dabei zu unterstützen, beruflich voranzukommen. Im Fall von Herrn Melches kam die Förderung einer zweijährige Umschulung im Unternehmen in Betracht.“
Unterstützung durch die Agentur für Arbeit
Ein wichtiger Faktor bei der Entscheidung für eine Berufsausbildung sei auch die finanzielle Situation. Martina Epkenhans erklärt: „Die Lehrgangskosten dieser Umschulung trägt die Arbeitsagentur, außerdem erhält der Arbeitgeber einen Lohnkostenzuschuss.“
Martin Melches war als Auszubildender somit finanziell nicht schlechter gestellt als vorher: „Das war eine wichtige Entscheidungsgrundlage. Ich habe Familie und finanzielle Verpflichtungen, mit einem Azubilohn hätten wir das nicht stemmen können“, sagt der 47-Jährige.
Aebi-Schmidt-Personalleiter Reinhold Sonner hatte bereits in der Vergangenheit gute Erfahrungen mit Umschulungen gemacht: „Noch können wir unsere Stellen besetzen, es dauert allerdings immer länger, passende Mitarbeiter zu finden. Umso besser, wenn wir unsere eigenen Beschäftigten unterstützen und fördern können.“
Erfolgreich abgeschlossen
Die Ausbildungszeit empfand Melches als spannende Erfahrung, nicht immer leicht, aber durch die enorme Rückendeckung seines Arbeitgebers und die Unterstützung seiner Familie vergingen die zwei Jahre rückblickend wie im Flug.
Der 47-jährige bestand im Juli dieses Jahres seine Prüfungen mit Bravour. Vertragsgemäß endet die Ausbildungszeit Ende August und am 1. September begann er offiziell seine Tätigkeit als Fachkraft für Lagerlogistik bei Aebi Schmidt Deutschland GmbH.