Ein Unfall, eine schwere Verletzung oder Erkrankung – im Notfall ist die Hilfe des Rettungsdienstes unverzichtbar. Rettungssanitäter übernehmen die Erstversorgung und dann geht es in der Regel mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus zur Behandlung. Ein Szenario, das jeden treffen kann. In den vergangenen Jahren hat sich im Rettungswesen einiges getan: Mittlerweile kommen einige digitale Systeme zum Einsatz, die – im Sinne des Patienten – eine schnellere und effektivere Hilfe durch die Retter ermöglichen.
José Morla einer der drei Rettungsdienstleiter beim Deutschen Roten Kreuz Kreisverband Säckingen (DRK) und zuständig für die Informationstechnik. Seit 21 Jahren arbeitet er im Rettungswesen und hat die technische Entwicklung hautnah begleitet und im Kreisverband mitgestaltet. Er gibt einen Einblick, in welchen Bereichen die Digitalisierung Vorteile für die Rettungskräfte und damit für die Patienten bringt.
Tablets im Rettungswagen
Der Rettungsdienst des DRK Kreisverbands Säckingen setzt bei seinen Einsätzen auf spezielle Tablets und die mobile Datenerfassung. Notfall-Informations- und Dokumentations-Assistent (NIDA) heißt Technik, die bundesweit Standard ist und Kugelschreiber und Papier überflüssig macht. Im März 2016 startete das Pilotprojekt für die mobile Datenerfassung im Einsatz. Morla dazu: „Wir entschieden uns, die Firma Tech2Go zu testen.“ Die Tests verliefen erfolgreich und ein Jahr später wurden alle Einsatzwagen des DRK mit diesen Tablets ausgerüstet.
1. Notruf
Die Leitstelle, die den Notruf annimmt, kann bereits die erfassten Erstinformationen auf die mobilen Geräte zur Verfügung stellen. So können sich die Rettungskräfte optimal auf den Einsatz vorbereiten. Einsatzort, Informationen über den Patienten wie Verletzungen oder Krankheitsbild sind vorab sichtbar.
2. Fahrt ins Krankenhaus
Das Tablet bietet den Rettern die Möglichkeit, die Chipkarte des Patienten direkt einzulesen. Für die Versorgung werden außerdem wichtige Daten wie die Vitalwerte zusammengetragen. Hierfür lässt sich das Tablet mit dem EKG und dem Beatmungsgerät koppeln. „Für die Einsatzkräfte“, so Morla, „ist dies ein enormer Zeitgewinn.“ Hinsichtlich der Datensicherheit erklärt Morla, dass Sorgen unbegründet wären, da das System hochverschlüsselt sei.
3. Ankunft in der Klinik
Erklärtes Ziel ist es, dass die Daten künftig direkt aus dem Rettungswagen heraus an die angefahrene Klinik übermittelt werden können. Allerdings sei eine Übertragung noch nicht überall möglich. Morla erklärt: „Die Kliniken in unserem Gebiet haben noch nicht nachgerüstet und können die Daten nicht auswerten.“ Das ist auch der Grund, warum eine mobile Drucklösung nötig ist. Anstelle von handschriftlichen Durchschlägen wird ein Ausdruck der Daten gemacht.
„Eine Ausnahme ist das Lörracher Krankenhaus, hier können die Daten ausgewertet werden.“ Wann die anderen Krankenhäuser nachrüsten, ist Morla nicht bekannt. Aber er ist zuversichtlich: „In Zukunft weiß der aufnehmende Arzt dann schon über alles Bescheid, noch bevor der Patient im Krankenhaus ankommt und kann sich vorbereiten.“
4. Nachbearbeitung des Einsatzes
Das Gesetz schreibt vor, dass jeder Einsatz des Rettungsdienstes protokolliert werden muss. Vor Einführung der neuen Technik sei das laut Morla sehr zeitintensiv gewesen: „In unserem Fall mussten die Einsatzkräfte bislang die handschriftlichen Protokolle auf den Computer übertragen, einmal für den internen Gebrauch und einmal für die Leitstelle.“ Habe es in dieser Zeit einen erneuten Alarm gegeben, sei die Dokumentation liegen geblieben. Bei der Übergabe eines Patienten in das jeweilige Krankenhaus, wurde früher mit Durchschlägen gearbeitet.
Weitere digitale Lösungen im Rettungsdienst
Als José Morla vor einundzwanzig Jahren als Zivildienstleistender zum Deutschen Roten Kreuz (DRK) nach Bad Säckingen kam, standen dort nur Schreibmaschinen und ein einziger Computer. Er ist froh, dass die Rettungskräfte die Neuerungen so gut angenommen haben: „Es braucht einen Arbeitgeber der investiert und Mitarbeiter, die den Willen haben sich in neue Abläufe einzuarbeiten. Wir ziehen alle an einem Strang und helfen die Idee zu leben.“