Es ist ein milliardenschweres Infrastrukturvorhaben, das auch für den Bahnverkehr entlang des Hochrheins nachhaltige Verbesserungen bringen soll: Das Projekt "Herzstück" soll das Basler S-Bahn-System modernisieren, optimieren und zudem die Dreiländerregion rund um das Ballungszentrum Basel besser an die wirtschaftsstarke Metropole anbinden. Wir zeigen euch, was alles dahinter steckt und wo derzeit noch die Knackpunkte liegen.
Was es mit dem "Herzstück" auf sich hat
Basel zählt zu den wichtigsten regionalen sowie transnationalen Verkehrsknotenpunkten Europas. Aufgrund der Lage im Dreiländereck existiert in der 170.000-Einwohner-Metropole jedoch kein zentraler Hauptbahnhof. Vielmehr gibt es zwei wichtige Basler Bahnhöfe – Bahnhof SBB und Badischer Bahnhof.
Diese werden zudem von unterschiedlichen Bahnunternehmen, den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) und der Deutschen Bahn (DB), betrieben, und das bislang fast ausschließlich als Kopfbahnhöfe. Das hat längere Warte- sowie Umsteigezeiten zur Folge, lässt zudem lediglich eine reduzierte S-Bahn-Taktung zu.
Ohne ein moderneres S-Bahn-System hinke der Ballungsraum Basel im Vergleich mit anderen Metropolen deshalb weiter hinterher, bemängeln die Initiatoren des Projekts, das sich im Kompetenzbereich der Kantone Basel-Land und Basel-Stadt befindet.

Was ist genau an Maßnahmen geplant?
Nach Angaben der Planer soll durch das bis zu 4,2 Milliarden Franken teure Infrastrukturprojekt ein trinationales S-Bahn-System entstehen. Dabei hat sich die Planungsvariante "Hoch Y" als praktikabelste erwiesen.
Diese sieht sieht ein neu angelegtes 6,5 Kilometer langes Tunnelsystem vor, das den Bahnhof SBB im Süden, den Badischen Bahnhof im Osten und zudem den Bahnhof St. Johann im Norden miteinander verbindet.
Vor allem soll der unweit gelegene Euro-Airport an den Bahnverkehr angeschlossen werden. Die Bahnhöfe selbst blieben von Bauarbeiten weitestgehend unberührt.
So sieht der Zeitplan aus
Geplant ist eine Umsetzung dieser Projekts ab 2025 in zwei Etappen: Im ersten Abschnitt soll zunächst in bis zu 30 Metern Tiefe der Streckenast entstehen, der den Bahnhof SBB mit dem Badischen Bahnhof verbindet.
Während dieses Bauabschnitts sollen außerdem zwei neue Tiefhaltestellen – Basel Mitte und Klybeck – erschlossen werden. Der namensstiftende Y-Ast zum Bahnhof St. Johann soll während der zweiten Etappe entstehen und führt dann weiter bis zum Euro Airport im Nord-Westen der Stadt.
Mit einer ersten teilweisen Inbetriebnahme rechneten die Planer bislang je nach Baufortschritt frühestens 2030. Ein Abschluss war bis 2035 vorgesehen.

Bessere Zugtaktung und Anbindung an Flughafen
Zeitraubende Richtungswechsel der Züge in den Bahnhöfen sollen reduziert und der Bahnverkehr in der ganzen Region wesentlich reibungsloser gestaltet werden.
Den Fahrgästen sollen eine höhere Fahrplantaktung, weniger Umstiege und kürzere Reisezeiten geboten werden, so die Planer. Auch der Euro Airport soll für Bahnfahrer auf diese Weise schneller und einfacher erreichbar werden.
Und der Fernverkehr auf der transnationalen Nord-Süd-Achse soll vom Streckenausbau ebenfalls profitieren. Kritiker auf der deutschen Seite des Rheins hingegen befürchten, dass der Badische Bahnhof durch das Projekt umfahren und somit abgewertet werden könnte.
Der aktuelle Planungsstand
Derzeit befindet sich das "Herzstück" noch im Status der Vorprojektierung. Diese soll nach Angaben von Marc Keller, Leiter der Pressestelle des Bau- und Verkehrsdepartement Basel-Stadt, voraussichtlich bis 2021 abgeschlossen sein. Wie es danach weitergeht, ist aktuell aber noch nicht ganz sicher.
Bund zögert Finanzierungszusage heraus
Die Schweizer Bundesregierung zögere offenbar, die vollen Projektierungskosten in Höhe von 120 Millionen Franken zu übernehmen, kritisiert Marc Keller: "Wenn die Bundesversammlung im 2019 der Aufnahme der Projektierungsmittel in das Bundesprogramm für den Ausbau der Bahninfrastruktur nicht zustimmt, kommt das Projekt nach 2021 zum Erliegen."
Das könne jahrelange Verzögerungen bedeuten. Denn ein nächster Bundesbeschluss zum Ausbau der Bahninfrastruktur steht danach erst 2028 an. "Diese unnötige Verzögerung würde sich sehr negativ auf die Entwicklung der ganzen Region auswirken", so Marc Keller.
Die möglichen positiven Effekte für den Hochrhein
Für den gesamten Hochrhein wäre eine Verzögerung ein herber Rückschlag. Denn für Bad Säckingen und den Hochrhein bedeutet die bessere Anbindung an das Ballungszentrum Basel gleichsam einen weiteren Brückenschlag in die wachsende Wirtschaftsregion.
Auch deshalb ist das Thema Herzstück hier wieder aktuell. In der Sitzung des Bad Säckinger Gemeinderats am Montag, 1. Oktober, um 18 Uhr in der Scheffel-Mensa wird das Vorhaben mit seinen Vorzügen öffentlich vorgestellt.
"Die Initiatoren sind natürlich auf der Suche nach Unterstützung durch die Gemeinden, in denen die Bürger auf den Bahnverkehr angewiesen sind", sagt Bürgermeister Alexander Guhl. "Und in Bad Säckingen gibt es viele Pendler."
Alle warten auf die Elektrifizierung
Auch mit Blick auf die derzeit offenkundigen und zahlreichen Probleme auf der Hochrheinstrecke sieht Alexander Guhl im Herzstück einen wichtigen Baustein für die Mobilität der Zukunft in der Region.
Doch müsse vor der Umsetzung zunächst die Hochrheinstrecke elektrifiziert werden, sagt Guhl. Glaubt man den Worten des Ministerialdirektors im Landesverkehrsministerium, Uwe Lahl, beim Schienengipfel in Waldshut Ende August, ist dies bereits in den kommenden fünf Jahren möglich. Damals betonte er aber auch, dass das Land Baden Württemberg dabei die Schweiz als Mitfinanzierer benötige.
Dieser Zeitplan wird immer wahrscheinlicher. Der Schweizer Bund will offenbar für die Elektrifizierung nun finanzielle Mittel bereitstellen. So rechnen die Regierungen der beiden Basel fest damit, dass die entsprechenden Gelder noch in diesem Jahr zugesagt werden, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung.