Das Coronavirus hat längst Auswirkungen auf all unsere Lebensbereiche. Auch Bestattungen können nicht mehr wie gewohnt durchgeführt werden. Nur engste Familienmitglieder oder Bekannte dürfen mit maximal zehn Personen am Begräbnis teilnehmen. Das findet im Freien statt. Die Trauernden halten Abstand. Kein Handschlag, keine Umarmungen. Wir haben uns bei Bestattern am Hochrhein umgehört.
Verwirrend viele Regelungen
Als verwirrend bezeichnet Gabriele Döbele-Kreutz vom Bestattungsinstitut Döbele in Bad Säckingen die aktuelle Situation: „Jede halbe Stunde kommt eine neue Vorschrift.“ Bestattung ist Ländersache, aber in der jeweilen Bestattungsordnung ist eben nicht alles geregelt. Die Bestatter haben zusätzlich Arbeitsschutzbestimmungen und Hygienemaßnahmen einzuhalten. Manfred Indlekofer vom IR Bestattungshaus in Waldshut-Tiengen würde sich ein einheitliches Vorgehen wünschen.
Kommunen reden mit
Aber auch die Kommunen als Ortspolizeibehörde haben bei den Bestattungen ein Wörtchen mitzureden. In Waldshut, Bad Säckingen, Wehr und Rheinfelden sind die Regelungen in gemeinsamer Absprache mit den Kirchen und Bestattern vor Ort inzwischen praktisch einheitlich. Kapellen und Einsegnungshallen sind geschlossen, die Trauerfeiern sind teilweise reduziert und finden direkt am Grab statt.
Sowohl Sarg- als auch Urnenbestattungen sind möglich. Die Anzahl der Trauergäste ist auf zehn Personen beschränkt. Zusätzlich werden Listen der Trauergäste geführt, um alle kontaktieren zu können, falls einer der Trauergäste sich im nachhinein als mit dem Coronavirus infiziert herausstellt. Die Beisetzungstermine werden von den Kommunen nicht mehr öffentlich gemacht, erscheinen nicht auf den Todesanzeigen.
Jeder trauert für sich
Auch beim Begräbnis gilt es, den Mindestabstand von 1,5 Metern einzuhalten. Gegenseitiger Trost fällt schwer, wenn sich aus Schutz vor einer Infektion die Trauergäste keine Hände schütteln, nicht umarmen, nicht zum Gespräch zusammenstehen und nach dem Begräbnis gleich wieder auseinandereilen.
Neue Regeln bei Bestattungen
Bestatter Winfried Fröhle aus Wehr versucht dennoch, soweit möglich, etwas Normalität zu schaffen. „Bei uns wird der Lebenslauf gelesen, und wir machen, wenn gewünscht Musik“, so Fröhle.
Kein Weihwasser, keine Schaufel
Auch auf andere liebgewonnene Traditionen müssen die Trauernden verzichten. Den Weihwasserspritzer oder die Schaufel an den nächsten weiterzugeben, ist in Zeiten von Corona nicht möglich. „Es gibt kein Weihwasser, keine Schaufel“, sagt Bestatter Manfred Indlekofer und ergänzt: „Und auch keine Blütenblätter. Da müsste jeder in das gleiche Behältnis greifen.“ Blumen sind inzwischen aber sowieso auch eine schwierige Sache, weil die Blumengeschäfte nicht mehr öffnen dürfen.
Schwierige Situation für Trauernde
Das Verständnis der Trauernden für die aktuelle Situation sei dennoch groß, berichtet Bestatter Winfried Fröhle und hofft, dass die Urnenbestattungen weitergeführt werden: „Die Leute wollen einen Abschluss.“ Bestatterkollegin Gabriele Döbele-Kreutz berichtet indessen schon von einer ganzen Reihe von Absagen für Urnenbestattungen. „Trauerfeiern sind ganz wichtig, und es gibt viele, die wollen eine richtige Trauerfeier haben und warten deshalb lieber ab. Wir haben schon 15 Urnen auf Halde“, erzählt Döbele.
Bestatter reagieren ruhig
Wie gehen die Bestatter persönlich mit der Situation um? „Entspannt“, meint Manfred Indlekofer. „Ich versuche keine Panik zu verbreiten, sondern sachlich an alles heranzugehen und die Vorgaben einzuhalten“, erzählt Gabriele Döbele-Kreutz. Auch Winfried Fröhle klingt nach Jahrzehnten im Beruf nicht aufgeregt.
Bestattungsunternehmen teilweise geschlossen
Schutzmaßnahmen sind natürlich auch für die Bestatter selbst sehr wichtig. Gabriele Döbele-Kreutz hat ihre beiden Geschäfte in Bad Säckingen und Murg geschlossen. „Zum Selbstschutz machen wir noch Gespräche auf Termin. Wir haben im Besprechungsraum auch Platz geschaffen. Wir führen die Gespräche aber mit maximal zwei Leuten“, berichtet Döbele-Kreutz, die für sich eigene Schreiber nutzt, und die der Kunden desinfiziert. So wie auch die Türklinken. Handdesinfektion ist für Bestatter sowieso selbstverständlich.

Auch im Bestattungsunternehmen Frank in Rheinfelden ist das Telefon sehr wichtig. „Alles, was geht, wird am Telefon erledigt“, erzählt Elisabeth Mattes. Die Gespräche sind auf maximal drei Personen beschränkt. Winfried Fröhle in Wehr hat normal geöffnet: „Wir haben einen Riesentisch für Gespräche mit zwei Personen.“ Auf Hausbesuche verzichtet er im Moment: „Das ist zu gefährlich.“
Desinfektionsmittel ist noch da
Bei der Frage nach den Vorräten an Desinfektionsmittel winken Manfred Indlekofer wie auch Winfried Fröhle ab. Beide haben noch genug auf Lager. Gabriele Döbele-Kreutz befürchtete zu Beginn der letzten Woche trotz kleinem Vorrat einen Engpass, jetzt aber ist alles gut: „Wir haben heute geliefert bekommen.“
Corona Verstorbene werden nicht aufgebahrt
Um auf der sicheren Seite zu sein, hatte Winfried Fröhle vorsichtshalber das Gesundheitsamt kontaktiert. Er wollte wissen, was genau beim Umgang mit einem am Coronavirus Verstorbenen umzugehen ist: „Niemand konnte eine kompetente Auskunft geben, weil solch ein Fall noch nie dagewesen ist“, erzählt Fröhle. Die Pressestelle des Regierungspräsidiums in Stuttgart verweist auf Anfrage auf die geltenden Arbeitschutzbestimmungen und Standardhygienemaßnahmen im Umgang mit Infektionskrankheiten. „Das Coronavirus fällt unter dieselben Schutzmaßnahmen wie HIV oder TBC“, so Fröhle. Das heißt, die Bestatter tragen beim Versorgen des Verstorbenen Schutzanzug, Maske, Handschuhe und Überschuhe. „Der Verstorbene wird mit einem Einweglaken zugedeckt und mit Desinfektionsmittel eingesprüht. Ist der Sarg einmal geschlossen, wird er auch nicht mehr geöffnet. Der Verstorbene kann nicht aufgebahrt werden“, erzählt Fröhle.