Susann Duygu-D'Souza

Wer im Landkreis Waldshut einen Kita-Platz für sein Kind sucht, sollte sich am besten bereits vor der Geburt des Kindes dafür anmelden. Doch auch damit ist ein Platz nicht automatisch gewährleistet. Eine Alternative für die Betreuung seiner Liebsten können Tagesmütter und Tagesväter sein, von denen es im Landkreis Waldshut aktuell 72 Aktive gibt. Fast alle davon sind weiblich. Lediglich einen Tagesvater gibt es laut Landratsamt in der Region. Die meisten Tagesmütter gibt es in Laufenburg (neun), Waldshut-Tiengen (neun) und Wehr (acht). Derzeit läuft ein neuer Qualifizierungskurs mit 15 Teilnehmern, die ebenfalls als Betreuer arbeiten wollen. Obwohl regelmäßig jährlich neue Tagespflegepersonen ausgebildet werden, übersteigt die Nachfrage das Angebot deutlich.

Nadine Klopcke ist eine von 72

Eine der 72 aktiven Tagespflegepersonen ist Nadine Klopcke aus Rickenbach. Die 35-Jährige hat bereits vor fünf Jahren einen Qualifizierungskurs über das Landratsamt Waldshut absolviert, der 160 Stunden umfasst. „Für mich war klar, dass ich dann als Tagesmutter arbeiten will, wenn ich ein eigenes Kind habe.“ Und das war dann vor einem halben Jahr der Fall.

„Mein Sohn Paul war damals ein Jahr alt. Ich habe mich dann dazu entschlossen, zwei Kinder zu betreuen, die im selben Alter von Paul sind. Wichtig war mir – und auch den Eltern – dass die Chemie zwischen uns allen stimmt. Die Kinder spielen den gesamten Vormittag zusammen, deshalb ist es wichtig, dass sie gerne Zeit miteinander verbringen.“
Nadine Klopcke

Einen Unterschied zwischen ihrem Sohn und den Tageskindern Erwin und Marlon mache sie nicht. „In der Zeit, wo die beiden bei mir sind, bin ich für sie genauso Mama wie für meinen Sohn Paul.“

Geregelter Tagesablauf

Der Tag beginnt für Nadine Klopcke in der Regel zwischen 7.30 Uhr und 8 Uhr. Nacheinander treffen Marlon und Erwin bei ihr ein. Es gibt Frühstück und danach ist Spielzeit.

Gespielt wird bei der Rickenbacherin fast überall im großen Bauernhaus. „Es ist wichtig, dass sich die Kinder frei bewegen können“, sagt sie. Die beiden Eineinhalbjährigen nutzen ihre Freiheit: Sie rennen durch den Flur, pesen mit dem Laufrad herum, hören Musik im Spielzimmer, kuscheln im Wohnzimmer. Gegen 11 Uhr gibt es dann Mittagessen, das frisch gekocht wird. Anschließend ist Schlafenszeit. Jedes Kind hat dafür ein eigenes Zimmer.

Das könnte Sie auch interessieren

Über das Babyphone hört die Tagesmutter, ob die Kinder aufgewacht sind. „Das ist in der Regel gegen 12.30 Uhr der Fall. Und dann stehen auch schon die Mamas da, um ihre Jungs abzuholen“, sagt Nadine Klopcke.

Eigentlich wollte sie Erzieherin werden

Mit Kindern wollte Nadine Klopcke eigentlich schon immer arbeiten, sogar nach der Schule eine Ausbildung zur Erzieherin beginnen, doch „das hatte sich nach der Schule bei mir damals leider nicht so ergeben, weshalb ich mich für einen anderen Beruf entschieden habe“, sagt die gelernte Tierarzthelferin. Dafür habe ich jetzt die Möglichkeit, die Kinder bei mir zu Hause zu betreuen und bekomme dafür auch noch Geld.“

Das kostet die Betreuung

Pro Kind unter drei Jahren zahlt das Landratsamt an die Tagespflegeperson für die Betreuung 6,50 Euro pro Stunde, für Kinder über drei Jahren 5,50 Euro. Der Kostenbeitrag für die Eltern beträgt derzeit bei Familien mit einem Kind unter 18 Jahren pro Betreuungsstunde 2,19 Euro, Familien mit zwei Kindern unter 18 Jahren zahlen 1,67 Euro, Familien mit drei Kindern 1,12 Euro und Familien mit vier oder mehr Kindern 0,37 Euro.

Zusätzlich können die Tageseltern noch einen Stundenlohn von den Eltern verlangen. Auch Nadine Klopcke lässt sich ihren Stundensatz mit 2,50 Euro pro Kind aufstocken. Darin inbegriffen ist aber nicht nur die Betreuung, sondern auch das Frühstück und ein warmes Mittagessen, dass sie frisch kocht.

Da Nadine Klopcke als Tagesmutter selbstständig ist, muss sie sich auch selbst versichern. Zu den üblichen Versicherungen wie Renten-, Arbeitslosen, Haftpflicht- und Unfallversicherung kommt bei ihr noch die Berufshaftpflichtversicherung hinzu. „Die ist wichtig, falls einem der Kinder doch einmal etwas passiert“, sagt die 35-Jährige.

Vorteile einer Tagesmutter/-vater

Viele Eltern, die sich für eine Tagesmutter entscheiden, sehen deutliche Vorteile gegenüber anderen Betreuungseinrichtungen wie Krippen und Kitas: flexible Betreuungszeiten, kleine Gruppen, familiäre Atmosphäre.

„Wichtig ist, dass Eltern das individuell auf ihr Kind abgestimmt, entscheiden. Manche Kinder mögen den Trubel in Kitas, andere dagegen fühlen sich wohler in einem familiäreren Umfeld.“
Nadine Klopcke

Zudem können Eltern auch die Betreuungszeiten mit der Tagesmutter absprechen. „Wenn ich gefragt werden, ob ich morgen spontan etwas länger auf das Kind aufpassen kann, hätte ich damit kein Problem.“

Voraussetzung, um als Tagesmutter/-vater zu arbeiten

Hohe Nachfrage: Nadine Klopcke muss Eltern immer mal wieder absagen

Wie hoch die Nachfrage in der Region nach einer Tagesmutter ist, weiß Nadine Klopcke genau. „Ich bekomme regelmäßig Anfragen von Eltern, die ihr Kind bei mir betreuen lassen wollen. Aber so lange Marlon und Erwin noch so klein sind, kann und möchte ich keine weiteren Kinder aufnehmen“, sagt die Rickenbacherin. Sie selbst weiß, wie schwer es ist, einen Betreuungsplatz zu bekommen.

Um als Tagesmutter arbeiten zu können, muss sie neben dem Qualifizierungskurs jährlich 15 Unterrichtseinheiten absolvieren. „Für diese tätigkeitsbegleitende Weiterbildung sind im Landkreis Regionalgruppen eingerichtet, die von Fachkräften geleitet werden. Des Weiteren bietet das Jugendamt jährlich mindestens einen Fachtag zu speziellen Themen der Kindertagespflege an. Das Angebot der Qualifizierung ist für die Tagespflegeperson kostenlos“, informiert das Landratsamt. Nadine Klopcke: „Es ist richtig, dass es stets Weiterbildung und die Möglichkeit zum Austausch gibt. Auch wir haben mal die eine oder andere Frage, die wir dort immer stellen können.“

Wie lange Nadine Klopcke den Beruf der Tagesmutter ausüben will, weiß sie bisher noch nicht: „Aber so lange mein Sohn Paul noch klein ist, möchte ich auch andere Kinder betreuen“, steht für Nadine Klopcke fest. „Und für Paul ist es auch toll, wenn er mit anderen Kindern spielen kann.“