Die Kernanlagen in der Schweiz sind sicher und haben die Bevölkerung im vergangenen Jahr ausreichend vor Strahlung geschützt. Zu dieser Einschätzung kommt das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) in einer Bilanz für das Jahr 2018.
„Die gesetzlichen Vorgaben bezüglich der Sicherheit wurden jederzeit eingehalten“, sagt Georg Schwarz, Leiter des Aufsichtsbereichs Kernkraftwerke und stellvertretender Ensi-Direktor. „Die Anlagen befinden sich in einem sicheren Zustand. Dies wurde 2018 durch rund 400 Inspektionen bestätigt“, wie Georg Schwarz in einem Rückblick auf das vergangene Jahr ausführt.
Die Zahl der meldepflichtigen Vorkommnisse liege mit 40 Meldungen über dem langjährigen Mittelwert, heißt es in dem Bericht der Ensi. Als Vorkommnis bezeichnet das Ensi alle Beanstandungen an den Kernkraftanlagen wie beispielsweise Unregelmäßigkeiten und Störfälle. Spitzenreiter mit jeweils 13 Vorkommnissen waren die Kernkraftwerke Leibstadt bei Waldshut und Gösgen im Kanton Solothurn.
In seiner Bilanz listet das Ensi drei Vorkomnnisse für die Kernkraftwerke Beznau 1 und eines für Beznau 2 sowie vier beim Kernkraftwerk Mühleberg auf. Fünf Vorkommnisse betrafen die Kernanlagen des Paul-Scherrer-Instituts in Villigen. Am Forschungsreaktor der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne gab es ein Vorkommnis. Vor einem Jahr hatte das Ensi die Zahl der Vorkommnisse im Jahr 2017 mit 29 beziffert.
Fehler an den Notkühlsystemen
Zu den Unregelmäßigen am Kernkraftwerk Leibstadt zählt die Fehlstellung von zwei Armaturen an einem Notkühlsystem, die laut Ensi Ende Februar aufgetreten, aber erst im Rahmen eines regulären Tests Ende Juni entdeckt worden ist. Ebenso hatte ein Test Anfang Mai ergeben, dass es einen Fehler bei einem Notstromdieselgenerator einer anderen Einheit gab. Diese beiden Pannen waren verantwortlich dafür, dass die Notkühlsysteme des Kernkraftwerks nur eingeschränkt verfügbar waren.
Der Bericht des Ensi führt auch auf, dass das Kernkraftwerk Beznau 1 nach rund drei Jahren Stillstand den Betrieb wieder aufgenommen hat. Die Betreiber mussten zuvor nachweisen, dass die Befunde, die im Sommer 2015 im Grundmaterial des Reaktordruckbehälters entdeckt wurden, die Sicherheit nicht beeinträchtigen. Untersuchungen hatten ergeben, "dass die im Stahl des Behälters gefundenen Einschlüsse keinen negativen Einfluss auf die Sicherheit haben", so das Ensi.

An allen Schweizer Kernkraftanlagen seien die Dosisgrenzwerte, was die Abgabe radioaktiver Stoffe betrifft, eingehalten worden, heißt es außerdem von Seiten der Behörde. "Das ist keine beruhigende Aussage, weil vieles immer wieder schön geredet wird", sagt die Waldshuterin Monika Herrmann-Schiel, Gründungsmitglied der Bürgerinitiative "Zukunft ohne Atom". Bei Kernkraftanlagen bleibe immer "ein hohes Restrisiko". Die Hochrheinregion liege in der Gefahrenzone von sechs Reaktoren – fünf in der Schweiz und Fessenheim in Frankreich. "Nichts ist sicher", sagt die Atomkraft-Gegnerin und fordert: "Abschalten!"
Entfernung zu den Schweizer Kernreaktoren
In der Schweiz befinden sich fünf Kernreaktoren, von denen drei in unmittelbarer Nähe zu Deutschland liegen. Das Kernkraftwerk Leibstadt ist drei Kilometer Luftlinie von der Waldshuter Innenstadt entfernt. Die beiden Reaktoren Beznau 1 und 2 liegen sieben Kilometer von Waldshut weg. Die Entfernung zum Kernkraftwerk Gösgen im Kanton Solothurn beträgt 34 Kilometer nach Waldshut und die zum Kernkraftwerk Mühleberg im Kanton Bern 170 Kilometer Luftlinie.