"Es ist so, als würde man den Reset-Knopf drücken und alle bisherigen Erkenntnisse auf Null setzen. Sogar die Abfahrt an sich wird in Frage gestellt", erklärte der Laufenburger Bürgermeister Ulrich Krieger am Mittwoch in einer Stellungnahme. Das jetzt vorgeschlagene Vorgehen werfe die Region um Jahre zurück, so Krieger. Auch Kriegers Albbrucker Amtskollege Stefan Kaiser sieht eine Lösung der untragbaren Situation nun wieder in weiter Ferne: "Wir wissen alle, wie lange die Planung einer Autobahn dauert." Der Albbrucker Alt-Kreisrat Lothar Schlageter, der im Landtag eine erfolgreiche Petition für die Verwirklichung einer Tunnel-Lösung eingebracht hatte, rechnet mit mindestens weiteren 15 Jahren, die die Region mit der provisorischen Abfahrt Hauenstein zurechtkommen muss. Schlageter: "Letztendlich werden die Verantwortlichen dafür geradestehen müssen."

Was die Regierungspräsidentin 2015 versprach

Seit Jahren schon fordern die Gemeinderäte Laufenburg und Albbruck, der KreistagWaldshut und der Regionalverband Hochrhein-Bodensee die provisorische Abfahrt Hauenstein wegen deren Steilheit und Enge durch einen Tunnel zu ersetzen. Vor dreieinhalb Jahren sah es endlich so aus, als seien sie kurz vor diesem Ziel. "Spätestens Anfang nächsten Jahres gehen wir in die Planung", hatte Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer Mitte Juli 2015 bei einem Gemeindebesuch in Laufenburg angekündigt. Das Bundesverkehrsministerium hatte die Finanzierung des auf rund 14 Millionen Euro geschätzten Tunnelbauwerks außerhalb der engen Grenzen des Bundesverkehrswegeplans zugesagt.

Seitdem ist nichts geschehen

Doch bis auf ein paar farbige Kurven, die nach mehreren Bürgerinformationsveranstaltungen von den Planern des Regierungspräsidiums Freiburg als weitere mögliche Tunnelvarianten auf Landkarten gemalt wurden, geschah nichts. Im April 2018 wurden zusammen mit der Planung der Autobahnabschnitte 6, 8 und 9 auch die der Anschlussstelle Hauenstein vom Regierungspräsidium an die Deges übergeben. Diese verabschiedet sich jetzt von der zuletzt in der sogenannten Waldshuter Plattform von den betroffenen Kommunen und dem Landkreis geforderten Priorisierung: Eine Anschlussstelle Hauenstein soll nicht mehr schneller geplant und gebaut werden als der östlich folgende Straßenabschnitt nach Tiengen, sondern gleichzeitig mit diesem – oder vielleicht auch gar nicht.

Schlageter: "Keine Priorität mehr"

Die Deges ignoriere das Zielepapier der Region und stelle den Beschluss des Petitionssausschusses des Landtags in Frage, erklärt Schlageter. Als das Land zwischen Hauenstein und Albert einen Verkehrskreisel plante, hatte er 2010 erfolgreich eine Petition beim Landtag eingereicht. 2011 kam der Petitionsausschuss zu dem Schluss, bei Hauenstein bestehe dringender Handlungsbedarf. "Die möglichst schnelle Behebung der bisherigen gefährlichen Abfahrt besitzt keine Priorität mehr", resümiert Schlageter jetzt.

Krieger: "Land hat Vertrauen verspielt"

Der Laufenburger Bürgermeister Krieger begrüßt zwar eine zügigere Planung der Abschnitte 8 und 9. Nicht nachvollziehbar ist für ihn, weshalb die Abfahrt Hauenstein damit verquickt werden soll: "Die Entschärfung der Abfahrt Hauenstein ist aus meiner Sicht zwingend erforderlich und darf nicht auf die lange Bank geschoben werden. Durch den Kurswechsel des Landes wurde viel Vertrauen verspielt."

Kaiser: "Tunnel liegt jetzt in weiter Ferne"

Ähnlich sieht es der Albbrucker Bürgermeister Kaiser. Sein Kommentar fällt dennoch etwas positiver aus als der von Krieger: "Die Anstrengungen, die wir unternommen haben, haben letztlich dazu geführt, dass die Abschnitte 8 und 9 jetzt doch schneller vorankommen." Die "große Lösung" A 98 sei näher gerückt, die "kleine Lösung" Tunnelabfahrt liege dafür nun in weiter Ferne.

Wie die Deges bei der Planung der A 98 vorgehen will: <%LINK auto="true" text=""Die Bagger für den Abschnitt 6 der Hochrhein-Autobahn könnten vor 2030 anrollen – falls es nicht zu viele Einwendungen gibt"" href="http://www.suedkurier.de/9996415" target="_blank" title="" %>