Manche Eltern haben ihn lang ersehnt, den Präsenzunterricht, der für die Grund- und Abschlussschüler nächste Woche, 22. Februar, wieder beginnt. Denn Unterricht zuhause war für viele hart und hat so manche Nerven strapaziert. Anderen Eltern ist noch Angst und Bange mit dem Gedanken, dass ihr Kind mit vielen anderen in einem Raum sitzt während Pandemie. Wie der Präsenzunterricht organisiert werden soll und welche Hygienemaßnahmen für bestmöglichen Schutz sorgen, verrät Hans-Joachim Friedemann im Interview. Er ist der Amtsleiter des Staatlichen Schulamts Lörrach, das für die Landkreise Waldshut und Lörrach zuständig ist.
Wie soll der Wechselunterricht ab kommender Woche organisiert werden?
Für die Organisation des Wechselunterrichts haben die Schulen die Vorgabe der halbierten Klassengrößen und der gleichen Gruppenbildung. Es ist in der Verordnung klar geregelt, dass zur selben Zeit nur Schüler aus zwei Klassen an der Schule sind. Im Stundenplan sollen für die jeweils präsenten Gruppen mindestens 10 Stunden in der Woche angeboten werden. Der Wechselbetrieb garantiert die Kontaktnachverfolgung und Eingrenzung im Infektionsfall.
Sind die Klassen größer als 15 Schüler müssen sie geteilt werden. Ist denn dafür genügend Personal vorhanden oder haben die Kinder dann nur einige Tage pro Woche Unterricht?
Die Details zur organisatorischen Umsetzung liegen im Ermessen der Schule. Wie von Ihnen erwähnt, spielt die Personalsituation da genauso hinein, wie auch die Größe der Lernräume. Wichtig ist, dass die Schule den Plan gut mit den Eltern kommunizieren. Als alternativlos sollte man den Plan nicht darstellen. Er kann im Laufe der nächsten beiden Wochen überprüft und erforderlichenfalls auch angepasst und verändert werden. Wichtig ist, dass alle Schüler ausgewogen zu gleichen Teilen an der Präsenzphase teilnehmen.
Wie individuell können die Schulen das selbst organisieren?
Die Schulen haben hier etwas Gestaltungsspielraum. Das muss auch so sein, da schon die Klassenstärken und die Größe der Grundschule aber auch die Raumsituation hier Einfluss nehmen. Wichtig ist: Halbierte Gruppen, Hygiene, Abstand und regelmäßig lüften. Also A-H+L. In der Grundschule tragen die Kinder keine Alltagsmaske.
Muss denn – auch wenn es Fernunterricht gab – im Präsenzunterricht viel Unterrichtsstoff nachgeholt werden oder wird einfach mit dem Lehrplan weiter gemacht?
Es wird vor allem an Themen in Deutsch, Mathematik und im Sachunterricht gearbeitet. Die Lehrer in der Grundschule arbeiten weniger Curricula ab. Vielmehr geht es darum an den Lernständen der Schüler niveauorientiert anzusetzen. Hoffentlich sind die Erkenntnisse über die Lernfortschritte aus den letzten zehn Wochen so aufschlussreich, dass den Lehrer das gut gelingt.
Was passiert mit den Kindern, die weiter zuhause bleiben, etwa weil sie der Risikogruppe angehören? Wie können diese den Unterricht mitverfolgen?
Da die Präsenzpflicht nach wie vor ausgesetzt ist, haben Eltern die Option, die Kinder zuhause lernen zu lassen. In den Grundschulen müssen die Lehrkräfte neben dem Präsenzunterricht und der Notbetreuung auch noch die Kinder, die aus unterschiedlichen Gründen im Homeschooling sind, mit Lernmaterialien versorgen. Das ist auf lange Zeit eine Überlastung. Weswegen ich mir sehr zeitnah wünsche, dass in der Grundschule die Phase des Wechselunterrichts nur kurz ist. Wenn die Notbetreuung entfällt, geht die Belastung für die Lehrer ein wenig zurück.

Kam der Entschluss der Schulöffnung dieses Mal früh genug, so dass die Schulen ausreichend Zeit hatten, sich vorzubereiten?
Das denke ich schon. Vor allem auch, weil auf Konzepte des Neustarts 1.0 aus dem letzten Jahr zurück gegriffen werden kann.
Welche zusätzlichen Hygienemaßnahmen werden dieses Mal getroffen?
Die Hygienekonzepte haben auch schon beim Neustart 1.0 gegriffen. A-H+L wird dieses Mal ergänzt durch die Vorgabe der Halbierung der jeweils präsenten Lerngruppen. Für das Personal an Kitas und Grundschulen gibt es nun die Möglichkeit, sich anlasslos mittels Antigen-Schnelltests zweimal die Woche bis Ostern testen zu lassen. Das kann die Sicherheit für die einzelne Lehrkraft erhöhen.
Gibt es schon Schulen in den Landkreisen Lörrach und Waldshut, in denen Belüftungssysteme eingebaut wurden?
Ja, hier haben einzelne Schulträger entsprechend gehandelt. Eine Zahl kann ich Ihnen leider nicht melden. Der Einbau wurde vom Land bezuschusst.
Werden die Lehrer künftig mit FFP2-Masken ausgestattet?
Das Land hat an sämtliche Schulen FFP2-Masken ausgeliefert. Diese Masken sind ein sehr wichtiger Teil des sicheren Schulbetriebs unter Pandemiebedingungen.
Was halten Sie persönlich von dem Modell „Wechselunterricht“?
Wechselunterricht ist für den dringend erforderlichen Neustart 2.0 der beste Ansatz. Das Risiko weiterer psychischer Schäden oder einer Vertiefung sozialer Ungerechtigkeiten für Kinder wird mit dem Modell des Wechselunterrichts vertretbar abgewogen mit Blick auf den Infektionsschutz und die Eindämmung der Pandemie.
Wie schätzen Sie das Infektionsrisiko an den Schulen ein?
Die Ergänzung der Teststrategie mit den Schnelltests, sowie die Verfügbarkeit der FFP2-Masken sind sehr wichtige Signale für einen sicheren Schulbetrieb unter Pandemiebedingungen. Weiterhin halte ich es für erforderlich, dass Lehrer und Erzieher in die Impfpriorität der Gruppe 2 aufrücken können. Neben den auch gegen die Mutationen sicher wirkendenen A-H+L Regeln, erwarte ich mir von der Wetterveränderung mit dem Frühjahr die größte Entspannung für die Situation.